Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

SECTIO LXIV.
durch GOttes gnade in die hertzen der leute gebracht hat/ daß dieselbe nicht
nur voller trosts seyn/ sondern auch ihr gantzes leben/ ohne daß man mit dem
zwang des gesetzes immer hinter ihnen her seyn müste/ in einem rechtschaffe-
nen wesen führen werden. Diese materie von der tauff-gnade weiß ich mich
nicht wohl zu erinnern einfältiger und deutlicher gelesen zu haben/ als in
dem seligen tauff-stand der Christen Andr. Crameri, welches tractät-
lein ich deswegen auch mit etlichen andern habe wiederum in Franckfurt
nachtrucken lassen/ und hier ein exemplar sende: wiewol es mit einem neuen
feinen zusatz kürtzlich hier wieder auffgeleget worden. Wenn nun/ wie ich
zu demselben das brüderliche vertrauen trage/ mein werther freund solche
tauff-materie auff dergleichen maaß und zu solchem zweck ausgeführet hat/
so wüste nicht/ ob in etwas dieser art derselbe seinen Wenden einen angeneh-
mern dienst hätte leisten mögen/ indem sie darauff ihr gantzes Christenthum
gründen werden können. Der Vater des liechts/ von dem alle gute und voll-
kommene gaben kommen/ segne auch diese in seinem nahmen verfertigte ar-
beit zu vieler seligen frucht/ daß diejenige/ so sich derselben gebrauchen/ zu ei-
nem rechtschaffenen freudigen glauben gestärcket/ und zu einem heiligen aus
Evangelischen hertzen führendem leben auffgemuntert werden mögen. Er
bereite auch denselben selbs noch ferner zu einem kräfftigen werckzeug seiner
gnade an seiner gemeinde/ und lasse seine saat zu fruchtbarer erndte auffwach-
sen. 1689.

SECTIO LXIV.
Vaters titul. Arnden wahres Christenthum.
Daß neben der H. Schrifft/ dero ihr vorzug bleibet/ es
doch auch nützlich
compendia, systemata, u. s. f. zu lesen.
Der kirchen redens-arten.

DEn mir beygelegten vaters-nahmen nehme ich so fern an/ daß eines
theils dem himmlischen Vater sonderlich dancke/ da er nach ge-
thaner bekäntnüß seines armen knechts schrifften zu einiger seiner meh-
rern stärckung gesegnet hat/ anderntheils/ dem mir nach seiner weißheit an-
vertrauten amt weiß solchen titul von dem Herrn selbs angehefftet zu seyn/
daß wir in der gemeinde billig väter heissen/ aber eben deswegen väterlicher
treue uns auch mehr und mehr nach allem vermögen befleissen sollen: zu wel-
chem fleiß ich billig trachte stets durch solchen hie und daher mir beylegenden
titul angespohret zu werden. Der Vater aber über alles/ was kinder heis-
set im himmel und auff erden/ verleyhe mir und allen andern/ welchen er die-
ses stück seines bildes angehenget hat/ die gnade/ dasselbe an uns recht zu zie-

ren

SECTIO LXIV.
durch GOttes gnade in die hertzen der leute gebracht hat/ daß dieſelbe nicht
nur voller troſts ſeyn/ ſondern auch ihr gantzes leben/ ohne daß man mit dem
zwang des geſetzes immer hinter ihnen her ſeyn muͤſte/ in einem rechtſchaffe-
nen weſen fuͤhren werden. Dieſe materie von der tauff-gnade weiß ich mich
nicht wohl zu erinnern einfaͤltiger und deutlicher geleſen zu haben/ als in
dem ſeligen tauff-ſtand der Chriſten Andr. Crameri, welches tractaͤt-
lein ich deswegen auch mit etlichen andern habe wiederum in Franckfurt
nachtrucken laſſen/ und hier ein exemplar ſende: wiewol es mit einem neuen
feinen zuſatz kuͤrtzlich hier wieder auffgeleget worden. Wenn nun/ wie ich
zu demſelben das bruͤderliche vertrauen trage/ mein werther freund ſolche
tauff-materie auff dergleichen maaß und zu ſolchem zweck ausgefuͤhret hat/
ſo wuͤſte nicht/ ob in etwas dieſer art derſelbe ſeinen Wenden einen angeneh-
mern dienſt haͤtte leiſten moͤgen/ indem ſie darauff ihr gantzes Chriſtenthum
gruͤnden werden koͤnnen. Der Vater des liechts/ von dem alle gute und voll-
kommene gaben kommen/ ſegne auch dieſe in ſeinem nahmen verfertigte ar-
beit zu vieler ſeligen frucht/ daß diejenige/ ſo ſich derſelben gebrauchen/ zu ei-
nem rechtſchaffenen freudigen glauben geſtaͤrcket/ und zu einem heiligen aus
Evangeliſchen hertzen fuͤhrendem leben auffgemuntert werden moͤgen. Er
bereite auch denſelben ſelbs noch ferner zu einem kraͤfftigen werckzeug ſeiner
gnade an ſeiner gemeinde/ und laſſe ſeine ſaat zu fruchtbarer erndte auffwach-
ſen. 1689.

SECTIO LXIV.
Vaters titul. Arnden wahres Chriſtenthum.
Daß neben der H. Schrifft/ dero ihr vorzug bleibet/ es
doch auch nuͤtzlich
compendia, ſyſtemata, u. ſ. f. zu leſen.
Der kirchen redens-arten.

DEn mir beygelegten vaters-nahmen nehme ich ſo fern an/ daß eines
theils dem himmliſchen Vater ſonderlich dancke/ da er nach ge-
thaner bekaͤntnuͤß ſeines armen knechts ſchrifften zu einiger ſeiner meh-
rern ſtaͤrckung geſegnet hat/ anderntheils/ dem mir nach ſeiner weißheit an-
vertrauten amt weiß ſolchen titul von dem Herrn ſelbs angehefftet zu ſeyn/
daß wir in der gemeinde billig vaͤter heiſſen/ aber eben deswegen vaͤterlicher
treue uns auch mehr und mehr nach allem vermoͤgen befleiſſen ſollen: zu wel-
chem fleiß ich billig trachte ſtets durch ſolchen hie und daher mir beylegenden
titul angeſpohret zu werden. Der Vater aber uͤber alles/ was kinder heiſ-
ſet im himmel und auff erden/ verleyhe mir und allen andern/ welchen er die-
ſes ſtuͤck ſeines bildes angehenget hat/ die gnade/ daſſelbe an uns recht zu zie-

ren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO LXIV</hi>.</hi></hi></fw><lb/>
durch GOttes gnade in die hertzen der leute gebracht hat/ daß die&#x017F;elbe nicht<lb/>
nur voller tro&#x017F;ts &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern auch ihr gantzes leben/ ohne daß man mit dem<lb/>
zwang des ge&#x017F;etzes immer hinter ihnen her &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te/ in einem recht&#x017F;chaffe-<lb/>
nen we&#x017F;en fu&#x0364;hren werden. Die&#x017F;e materie von der tauff-gnade weiß ich mich<lb/>
nicht wohl zu erinnern einfa&#x0364;ltiger und deutlicher gele&#x017F;en zu haben/ als in<lb/><hi rendition="#fr">dem &#x017F;eligen tauff-&#x017F;tand der Chri&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#aq">Andr. Crameri,</hi> welches tracta&#x0364;t-<lb/>
lein ich deswegen auch mit etlichen andern habe wiederum in Franckfurt<lb/>
nachtrucken la&#x017F;&#x017F;en/ und hier ein exemplar &#x017F;ende: wiewol es mit einem neuen<lb/>
feinen zu&#x017F;atz ku&#x0364;rtzlich hier wieder auffgeleget worden. Wenn nun/ wie ich<lb/>
zu dem&#x017F;elben das bru&#x0364;derliche vertrauen trage/ mein werther freund &#x017F;olche<lb/>
tauff-materie auff dergleichen maaß und zu &#x017F;olchem zweck ausgefu&#x0364;hret hat/<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;&#x017F;te nicht/ ob in etwas die&#x017F;er art der&#x017F;elbe &#x017F;einen Wenden einen angeneh-<lb/>
mern dien&#x017F;t ha&#x0364;tte lei&#x017F;ten mo&#x0364;gen/ indem &#x017F;ie darauff ihr gantzes Chri&#x017F;tenthum<lb/>
gru&#x0364;nden werden ko&#x0364;nnen. Der Vater des liechts/ von dem alle gute und voll-<lb/>
kommene gaben kommen/ &#x017F;egne auch die&#x017F;e in &#x017F;einem nahmen verfertigte ar-<lb/>
beit zu vieler &#x017F;eligen frucht/ daß diejenige/ &#x017F;o &#x017F;ich der&#x017F;elben gebrauchen/ zu ei-<lb/>
nem recht&#x017F;chaffenen freudigen glauben ge&#x017F;ta&#x0364;rcket/ und zu einem heiligen aus<lb/>
Evangeli&#x017F;chen hertzen fu&#x0364;hrendem leben auffgemuntert werden mo&#x0364;gen. Er<lb/>
bereite auch den&#x017F;elben &#x017F;elbs noch ferner zu einem kra&#x0364;fftigen werckzeug &#x017F;einer<lb/>
gnade an &#x017F;einer gemeinde/ und la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eine &#x017F;aat zu fruchtbarer erndte auffwach-<lb/>
&#x017F;en. 1689.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO LXIV</hi>.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vaters titul. Arnden wahres Chri&#x017F;tenthum.<lb/>
Daß neben der H. Schrifft/ dero ihr vorzug bleibet/ es<lb/>
doch auch nu&#x0364;tzlich</hi> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">compendia, &#x017F;y&#x017F;temata,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">u. &#x017F;. f. zu le&#x017F;en.<lb/>
Der kirchen redens-arten.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>En mir beygelegten <hi rendition="#fr">vaters-nahmen</hi> nehme ich &#x017F;o fern an/ daß eines<lb/>
theils dem himmli&#x017F;chen Vater &#x017F;onderlich dancke/ da er nach ge-<lb/>
thaner beka&#x0364;ntnu&#x0364;ß &#x017F;eines armen knechts &#x017F;chrifften zu einiger &#x017F;einer meh-<lb/>
rern &#x017F;ta&#x0364;rckung ge&#x017F;egnet hat/ anderntheils/ dem mir nach &#x017F;einer weißheit an-<lb/>
vertrauten amt weiß &#x017F;olchen titul von dem Herrn &#x017F;elbs angehefftet zu &#x017F;eyn/<lb/>
daß wir in der gemeinde billig <hi rendition="#fr">va&#x0364;ter</hi> hei&#x017F;&#x017F;en/ aber eben deswegen va&#x0364;terlicher<lb/>
treue uns auch mehr und mehr nach allem vermo&#x0364;gen beflei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen: zu wel-<lb/>
chem fleiß ich billig trachte &#x017F;tets durch &#x017F;olchen hie und daher mir beylegenden<lb/>
titul ange&#x017F;pohret zu werden. Der Vater aber u&#x0364;ber alles/ was kinder hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et im himmel und auff erden/ verleyhe mir und allen andern/ welchen er die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;tu&#x0364;ck &#x017F;eines bildes angehenget hat/ die gnade/ da&#x017F;&#x017F;elbe an uns recht zu zie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0311] SECTIO LXIV. durch GOttes gnade in die hertzen der leute gebracht hat/ daß dieſelbe nicht nur voller troſts ſeyn/ ſondern auch ihr gantzes leben/ ohne daß man mit dem zwang des geſetzes immer hinter ihnen her ſeyn muͤſte/ in einem rechtſchaffe- nen weſen fuͤhren werden. Dieſe materie von der tauff-gnade weiß ich mich nicht wohl zu erinnern einfaͤltiger und deutlicher geleſen zu haben/ als in dem ſeligen tauff-ſtand der Chriſten Andr. Crameri, welches tractaͤt- lein ich deswegen auch mit etlichen andern habe wiederum in Franckfurt nachtrucken laſſen/ und hier ein exemplar ſende: wiewol es mit einem neuen feinen zuſatz kuͤrtzlich hier wieder auffgeleget worden. Wenn nun/ wie ich zu demſelben das bruͤderliche vertrauen trage/ mein werther freund ſolche tauff-materie auff dergleichen maaß und zu ſolchem zweck ausgefuͤhret hat/ ſo wuͤſte nicht/ ob in etwas dieſer art derſelbe ſeinen Wenden einen angeneh- mern dienſt haͤtte leiſten moͤgen/ indem ſie darauff ihr gantzes Chriſtenthum gruͤnden werden koͤnnen. Der Vater des liechts/ von dem alle gute und voll- kommene gaben kommen/ ſegne auch dieſe in ſeinem nahmen verfertigte ar- beit zu vieler ſeligen frucht/ daß diejenige/ ſo ſich derſelben gebrauchen/ zu ei- nem rechtſchaffenen freudigen glauben geſtaͤrcket/ und zu einem heiligen aus Evangeliſchen hertzen fuͤhrendem leben auffgemuntert werden moͤgen. Er bereite auch denſelben ſelbs noch ferner zu einem kraͤfftigen werckzeug ſeiner gnade an ſeiner gemeinde/ und laſſe ſeine ſaat zu fruchtbarer erndte auffwach- ſen. 1689. SECTIO LXIV. Vaters titul. Arnden wahres Chriſtenthum. Daß neben der H. Schrifft/ dero ihr vorzug bleibet/ es doch auch nuͤtzlich compendia, ſyſtemata, u. ſ. f. zu leſen. Der kirchen redens-arten. DEn mir beygelegten vaters-nahmen nehme ich ſo fern an/ daß eines theils dem himmliſchen Vater ſonderlich dancke/ da er nach ge- thaner bekaͤntnuͤß ſeines armen knechts ſchrifften zu einiger ſeiner meh- rern ſtaͤrckung geſegnet hat/ anderntheils/ dem mir nach ſeiner weißheit an- vertrauten amt weiß ſolchen titul von dem Herrn ſelbs angehefftet zu ſeyn/ daß wir in der gemeinde billig vaͤter heiſſen/ aber eben deswegen vaͤterlicher treue uns auch mehr und mehr nach allem vermoͤgen befleiſſen ſollen: zu wel- chem fleiß ich billig trachte ſtets durch ſolchen hie und daher mir beylegenden titul angeſpohret zu werden. Der Vater aber uͤber alles/ was kinder heiſ- ſet im himmel und auff erden/ verleyhe mir und allen andern/ welchen er die- ſes ſtuͤck ſeines bildes angehenget hat/ die gnade/ daſſelbe an uns recht zu zie- ren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/311
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/311>, abgerufen am 21.12.2024.