Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. her der ehemann mit der beschuldigung des Predigers sich sehr versündiget hat:und dieser deswegen wohl befugt ist/ mit erweisung eigener unschuld ihm sein un- recht/ wie er die beste gelegenheit hat/ es seye mündlich oder schrifftlich/ vorzustel- len/ und ihm zu dessen erkäntnüß/ mit verleyhung göttlicher gnade/ die hiemit auch hertzlich anwünsche/ zu bringen. SECTIO XX. Von der gewalt/ die sünder von dem heil. abend- mahl abzuhalten/ und die casus conscientiae zu decidiren; ob sie dem predig-amt allein/ odder gantzem consistorio zukomme. OB ein ministerium bestehende aus 5. Predigern/ neben wel- Nach solcher vorgestellten frage und in der furcht des HErrn gethaner über- 1. Chri-
Das andere Capitel. her der ehemann mit der beſchuldigung des Predigers ſich ſehr verſuͤndiget hat:und dieſer deswegen wohl befugt iſt/ mit erweiſung eigener unſchuld ihm ſein un- recht/ wie er die beſte gelegenheit hat/ es ſeye muͤndlich oder ſchrifftlich/ vorzuſtel- len/ und ihm zu deſſen erkaͤntnuͤß/ mit verleyhung goͤttlicher gnade/ die hiemit auch hertzlich anwuͤnſche/ zu bringen. SECTIO XX. Von der gewalt/ die ſuͤnder von dem heil. abend- mahl abzuhalten/ und die caſus conſcientiæ zu decidiren; ob ſie dem predig-amt allein/ odder gantzem conſiſtorio zukomme. OB ein miniſterium beſtehende aus 5. Predigern/ neben wel- Nach ſolcher vorgeſtellten frage und in der furcht des HErrn gethaner uͤber- 1. Chri-
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Das andere Capitel.
her der ehemann mit der beſchuldigung des Predigers ſich ſehr verſuͤndiget hat:
und dieſer deswegen wohl befugt iſt/ mit erweiſung eigener unſchuld ihm ſein un-
recht/ wie er die beſte gelegenheit hat/ es ſeye muͤndlich oder ſchrifftlich/ vorzuſtel-
len/ und ihm zu deſſen erkaͤntnuͤß/ mit verleyhung goͤttlicher gnade/ die hiemit auch
hertzlich anwuͤnſche/ zu bringen.
SECTIO XX.
Von der gewalt/ die ſuͤnder von dem heil. abend-
mahl abzuhalten/ und die caſus conſcientiæ zu decidiren;
ob ſie dem predig-amt allein/ odder gantzem
conſiſtorio zukomme.
OB ein miniſterium beſtehende aus 5. Predigern/ neben wel-
chen 10 aͤlterling ein ordinari conſiſtorium machen/ allein macht
habe/ nach GOttes wort alle caſus conſcientiæ zu decidiren/ und ei-
nen offenbahren ſuͤnder præviis admonitionum gradibus von den Abend-
mahl des HErrn abzuhalten/ oder ob ſolches muͤſſe geſchehen zugleich
per majora vota von Predigern und aͤlterlingen? Wobey bedingt wird/
daß 1. ſo wol von deciſion der caſuum conſcientiæ als abhaltung des offenbah-
ren ſuͤnders. 2. nicht von den recht der excommunication an und vor ſich ſelbs/
ſondern von der adminiſtration und bedienung derſelben in anſehen der ſentenz
und ausfuͤhrung. 3. nicht von der inquiſitione delicti, dabey die aͤlterlinge platz
haben. 4. nicht von den gradibus admonitionum, ſo von beyden geſchehen. 5.
auch nicht ob die execution mit erkantnuͤß approbation, und einſtimmung der aͤl-
terling geſchehen muͤſſe (weil dieſes feſt bleibe/ daß die prediger nicht dazu ſollen
tretten/ ſie haben dann vorhin die gantze ſache und urſachen in den conſiſtorio vor-
gelegt/ ob jemand etwas einzuwenden haͤtte) ſondern 6. davon gehandelt werde/
ob ein ſolches miniſterium allein/ macht habe/ nach GOttes wort zu urtheilen in
caſibus conſcientiæ und in der ausſchlieſſung eines offenbahren ſuͤnders von den
heiligen abendmahl/ und ob der fehler eines ſolchen menſchen daſſelbe meritire/
und ob alle behoͤrliche vorbereitungen dazu ſeyen vorgenommen.
Nach ſolcher vorgeſtellten frage und in der furcht des HErrn gethaner uͤber-
legung derſelben traue ich nicht anders zu antworten/ als/ daß alle dieſe macht
der decidirung der caſuum conſcientiæ und ausſchlieſſung der ſuͤnder in dem
conſiſtorio nicht nur den Predigern ſondern conjunctim allen gliedern des con-
ſiſtorii von GOttes wegen gebuͤhre/ daher jene dieſe uͤbrige widerwillen von
ſolcher ausuͤbung ihres rechten zu verdringen nicht vermoͤgen. Dieſes gruͤndet ſich
auff folgendes.
1. Chri-
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