Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

gen: Du hast von beyder wegen probationes
semiplenas:
Also kanstu auch mit beyden an
die Tortur: doch mit dem bescheid: daß du mit
Sempronio nicht noth hast zu eylen/ wegen hof-
nung/ es möchte dir vnfeilbar/ mit gelegenheit
der zeit noch ein bessere probation einkommen.
Allein mit Titio kanstu lassen fortfahren/ weyll
seine sachen/ wieder alle vorher gebrauchte mittel
so intricat sein/ daß dir keine hoffnung weiters
ohne tortur auß dem handell zu kommen.

Darumb heist es auff die sache recht sehen:
vnd rechts-sprüch recht woll examiniret: Es sein
nicht alle köch/ die grosse versilberte messer tra-
gen/ etc.

* Die 39. Streit-rede.
Ob man eine Persohn: die in der

tortur nichts bekandt/ mit vrtheil vnd recht
könne zum todt verurtheilen?

I.

ICh setz daß zum vorauß: daß niemandt
kan noch soll vervrtheilt werden/ er sey
denn gewiß vberweiset.

ii. Vnschuldige soll man nicht töd-
ten/ vnd schuldige soll man nit leben lassen.

iii. Ein jeder wird so lang für vnschuldig
gehalten: so lang man daß contrarium nit von
jhme weist.

iv. Hierzu zu kommen/ sein zween weg: wenn

der
* p. 263.

gen: Du haſt von beyder wegen probationes
ſemiplenas:
Alſo kanſtu auch mit beyden an
die Tortur: doch mit dem beſcheid: daß du mit
Sempronio nicht noth haſt zu eylen/ wegen hof-
nung/ es moͤchte dir vnfeilbar/ mit gelegenheit
der zeit noch ein beſſere probation einkommen.
Allein mit Titio kanſtu laſſen fortfahren/ weyll
ſeine ſachen/ wieder alle vorher gebrauchte mittel
ſo intricat ſein/ daß dir keine hoffnung weiters
ohne tortur auß dem handell zu kommen.

Darumb heiſt es auff die ſache recht ſehen:
vnd rechts-ſpruͤch recht woll examiniret: Es ſein
nicht alle koͤch/ die groſſe verſilberte meſſer tra-
gen/ ꝛc.

* Die 39. Streit-rede.
Ob man eine Perſohn: die in der

tortur nichts bekandt/ mit vrtheil vnd recht
koͤnne zum todt verurtheilen?

I.

ICh ſetz daß zum vorauß: daß niemandt
kan noch ſoll vervrtheilt werden/ er ſey
denn gewiß vberweiſet.

ii. Vnſchuldige ſoll man nicht toͤd-
ten/ vnd ſchuldige ſoll man nit leben laſſen.

iii. Ein jeder wird ſo lang fuͤr vnſchuldig
gehalten: ſo lang man daß contrarium nit von
jhme weiſt.

iv. Hierzu zu kommen/ ſein zween weg: wenn

der
* p. 263.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0144" n="124"/>
gen: Du ha&#x017F;t von beyder wegen <hi rendition="#aq">probationes<lb/>
&#x017F;emiplenas:</hi> Al&#x017F;o kan&#x017F;tu auch mit beyden an<lb/>
die <hi rendition="#aq">Tortur:</hi> doch mit dem be&#x017F;cheid: daß du mit<lb/><hi rendition="#aq">Sempronio</hi> nicht noth ha&#x017F;t zu eylen/ wegen hof-<lb/>
nung/ es mo&#x0364;chte dir vnfeilbar/ mit gelegenheit<lb/>
der zeit noch ein be&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#aq">probation</hi> einkommen.<lb/>
Allein mit <hi rendition="#aq">Titio</hi> kan&#x017F;tu la&#x017F;&#x017F;en fortfahren/ weyll<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;achen/ wieder alle vorher gebrauchte mittel<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#aq">intricat</hi> &#x017F;ein/ daß dir keine hoffnung weiters<lb/>
ohne <hi rendition="#aq">tortur</hi> auß dem handell zu kommen.</p><lb/>
          <p>Darumb hei&#x017F;t es auff die &#x017F;ache recht &#x017F;ehen:<lb/>
vnd rechts-&#x017F;pru&#x0364;ch recht woll <hi rendition="#aq">examini</hi>ret: Es &#x017F;ein<lb/>
nicht alle ko&#x0364;ch/ die gro&#x017F;&#x017F;e ver&#x017F;ilberte me&#x017F;&#x017F;er tra-<lb/>
gen/ &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 263.</note><hi rendition="#b">Die 39. Streit-rede.<lb/>
Ob man eine Per&#x017F;ohn: die in der</hi><lb/><hi rendition="#aq">tortur</hi> nichts bekandt/ mit vrtheil vnd recht<lb/>
ko&#x0364;nne zum todt verurtheilen?</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">I.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch &#x017F;etz daß zum vorauß: daß niemandt<lb/>
kan noch &#x017F;oll vervrtheilt werden/ er &#x017F;ey<lb/>
denn gewiß vberwei&#x017F;et.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ii.</hi></hi> Vn&#x017F;chuldige &#x017F;oll man nicht to&#x0364;d-<lb/>
ten/ vnd &#x017F;chuldige &#x017F;oll man nit leben la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii.</hi></hi> Ein jeder wird &#x017F;o lang fu&#x0364;r vn&#x017F;chuldig<lb/>
gehalten: &#x017F;o lang man daß <hi rendition="#aq">contrarium</hi> nit von<lb/>
jhme wei&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iv.</hi></hi> Hierzu zu kommen/ &#x017F;ein zween weg: wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0144] gen: Du haſt von beyder wegen probationes ſemiplenas: Alſo kanſtu auch mit beyden an die Tortur: doch mit dem beſcheid: daß du mit Sempronio nicht noth haſt zu eylen/ wegen hof- nung/ es moͤchte dir vnfeilbar/ mit gelegenheit der zeit noch ein beſſere probation einkommen. Allein mit Titio kanſtu laſſen fortfahren/ weyll ſeine ſachen/ wieder alle vorher gebrauchte mittel ſo intricat ſein/ daß dir keine hoffnung weiters ohne tortur auß dem handell zu kommen. Darumb heiſt es auff die ſache recht ſehen: vnd rechts-ſpruͤch recht woll examiniret: Es ſein nicht alle koͤch/ die groſſe verſilberte meſſer tra- gen/ ꝛc. * Die 39. Streit-rede. Ob man eine Perſohn: die in der tortur nichts bekandt/ mit vrtheil vnd recht koͤnne zum todt verurtheilen? I. ICh ſetz daß zum vorauß: daß niemandt kan noch ſoll vervrtheilt werden/ er ſey denn gewiß vberweiſet. ii. Vnſchuldige ſoll man nicht toͤd- ten/ vnd ſchuldige ſoll man nit leben laſſen. iii. Ein jeder wird ſo lang fuͤr vnſchuldig gehalten: ſo lang man daß contrarium nit von jhme weiſt. iv. Hierzu zu kommen/ ſein zween weg: wenn der * p. 263.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/144
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/144>, abgerufen am 21.11.2024.