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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli erstes Buch
47. Die Zeit ist Ewigkeit.
Zeit ist wie Ewigkeit/ und Ewigkeit wie Zeit/
So du nur selber nicht machst einen unterscheib.
48. GOttes Tempel und Altar.
GOtt opffert sich jhm selbst; Jch bin in jedem nu:
Sein Tempel/ sein Alter/ sein Bethstul so ich ruh.
49. Die Ruh ists höchste Gutt.
Ruh ist das höchste Gutt: und wäre GOtt nicht ruh/
Jch schliesse für Jhm selbst mein' Augen beide zu.
50. Der Thron GOttes.
Fragstu mein Christ wo GOtt gesetzt hat seinen Thron?
Da/ wo Er dich in dir gebiehret seinen Sohn.
51. Die gleichheit GOttes.
Wer unbeweglich bleibt in Freud/ in Leid/ in Pein;
Der kan nunmehr nit weit von GOttes Gleichheit seyn.
52. Das Geistliche Senffkorn.
Ein Senffkorn ist mein Geist/ durch scheint jhn seine
Sonne/
So wächst er GOtte gleich mit freudenreicher Wonne.
53. Die Tugend sitzt in Ruh.
Mensch wo du Tugend wilst mit Arbeit und mit Müh/
So hastu sie noch nicht/ du kriegest noch umb sie.
54. Die wesentliche Tugend.
Jch selbst muß Tugend seyn/ und keinen Zufall wissen:
Wo Tugenden auß mir in Warheit sollen fliessen.
55. Der
Joh: Angeli erſtes Buch
47. Die Zeit iſt Ewigkeit.
Zeit iſt wie Ewigkeit/ und Ewigkeit wie Zeit/
So du nur ſelber nicht machſt einen unterſcheib.
48. GOttes Tempel und Altar.
GOtt opffert ſich jhm ſelbſt; Jch bin in jedem nu:
Sein Tempel/ ſein Alter/ ſein Bethſtul ſo ich ruh.
49. Die Ruh iſts hoͤchſte Gutt.
Ruh iſt das hoͤchſte Gutt: und waͤre GOtt nicht ruh/
Jch ſchlieſſe fuͤr Jhm ſelbſt mein’ Augen beide zu.
50. Der Thron GOttes.
Fragſtu mein Chriſt wo GOtt geſetzt hat ſeinen Thron?
Da/ wo Er dich in dir gebiehret ſeinen Sohn.
51. Die gleichheit GOttes.
Wer unbeweglich bleibt in Freud/ in Leid/ in Pein;
Der kan nunmehr nit weit von GOttes Gleichheit ſeyn.
52. Das Geiſtliche Senffkorn.
Ein Senffkorn iſt mein Geiſt/ durch ſcheint jhn ſeine
Sonne/
So waͤchſt er GOtte gleich mit freudenreicher Wonne.
53. Die Tugend ſitzt in Ruh.
Menſch wo du Tugend wilſt mit Arbeit un̄ mit Muͤh/
So haſtu ſie noch nicht/ du kriegeſt noch umb ſie.
54. Die weſentliche Tugend.
Jch ſelbſt muß Tugend ſeyn/ und keinen Zufall wiſſen:
Wo Tugenden auß mir in Warheit ſollen flieſſen.
55. Der
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[28/0034] Joh: Angeli erſtes Buch 47. Die Zeit iſt Ewigkeit. Zeit iſt wie Ewigkeit/ und Ewigkeit wie Zeit/ So du nur ſelber nicht machſt einen unterſcheib. 48. GOttes Tempel und Altar. GOtt opffert ſich jhm ſelbſt; Jch bin in jedem nu: Sein Tempel/ ſein Alter/ ſein Bethſtul ſo ich ruh. 49. Die Ruh iſts hoͤchſte Gutt. Ruh iſt das hoͤchſte Gutt: und waͤre GOtt nicht ruh/ Jch ſchlieſſe fuͤr Jhm ſelbſt mein’ Augen beide zu. 50. Der Thron GOttes. Fragſtu mein Chriſt wo GOtt geſetzt hat ſeinen Thron? Da/ wo Er dich in dir gebiehret ſeinen Sohn. 51. Die gleichheit GOttes. Wer unbeweglich bleibt in Freud/ in Leid/ in Pein; Der kan nunmehr nit weit von GOttes Gleichheit ſeyn. 52. Das Geiſtliche Senffkorn. Ein Senffkorn iſt mein Geiſt/ durch ſcheint jhn ſeine Sonne/ So waͤchſt er GOtte gleich mit freudenreicher Wonne. 53. Die Tugend ſitzt in Ruh. Menſch wo du Tugend wilſt mit Arbeit un̄ mit Muͤh/ So haſtu ſie noch nicht/ du kriegeſt noch umb ſie. 54. Die weſentliche Tugend. Jch ſelbſt muß Tugend ſeyn/ und keinen Zufall wiſſen: Wo Tugenden auß mir in Warheit ſollen flieſſen. 55. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/34>, abgerufen am 26.04.2024.