Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Andertes Buch. 147. Die Ewge Gnadenwahl. Ach zweifele doch nicht: Sey nur auß GOtt gebohrn/ So bistu ewiglich zum Leben außerkohrn/ 148. Der arme im Geist. Ein wahrer armer Mensch steht gantz auf nichts ge- richt: Gibt GOtt jhm gleich sich selbst/ ich weiß er nimbt jhn nicht. 149. Du selbst bist alle Dinge. Wie magstu was begehrn? du selber kanst allein/ Der Himmel und die Erd'/ und tausend Engel sein. 150. Die Demut ist dir Noth. Sieh nur fein unter dich: du fleuchst den Blitz der Zeit/ Was meinstu dann zu schaun in Blitz der Ewigkeit. 151. Deß Christen Edelstes. Was ist daß Edelste? Was ist daß fein-Perlein Deß Neugebornen Christs? Jhm allzeit gleiche sein. 152. Daß Allergöttlichste. Kein ding ist Göttlicher (im fall du es kanst fassen/) Als jetzt und ewiglich sich nicht bewegen lassen. 153. Die Ewigkeit. Was ist die Ewigkeit? Sie ist nicht diß/ nicht daß/ Nicht Nun/ nicht Jchts/ nicht Nichts/ sie ist/ ich weiß nicht was. 154. Ein Stern geht für die Sonne. Jch frage nicht so viel nach tausend Sonneschein/ Wenn ich nur mag ein Stern inn Augen JEsu sein. 155. Es ligt an dir allein. Ach Mensch versäum dich nicht/ es ligt an dir allein/ Spring auf durch GOtt/ du kanst der gröst' im Him- mel sein. 156. GOtt D 2
Andertes Buch. 147. Die Ewge Gnadenwahl. Ach zweifele doch nicht: Sey nur auß GOtt gebohrn/ So biſtu ewiglich zum Leben außerkohrn/ 148. Der arme im Geiſt. Ein wahrer armer Menſch ſteht gantz auf nichts ge- richt: Gibt GOtt jhm gleich ſich ſelbſt/ ich weiß er nimbt jhn nicht. 149. Du ſelbſt biſt alle Dinge. Wie magſtu was begehrn? du ſelber kanſt allein/ Der Himmel und die Erd’/ und tauſend Engel ſein. 150. Die Demut iſt dir Noth. Sieh nur fein unter dich: du fleuchſt den Blitz der Zeit/ Was meinſtu dann zu ſchaun in Blitz der Ewigkeit. 151. Deß Chriſten Edelſtes. Was iſt daß Edelſte? Was iſt daß fein-Perlein Deß Neugebornen Chriſts? Jhm allzeit gleiche ſein. 152. Daß Allergoͤttlichſte. Kein ding iſt Goͤttlicher (im fall du es kanſt faſſen/) Als jetzt und ewiglich ſich nicht bewegen laſſen. 153. Die Ewigkeit. Was iſt die Ewigkeit? Sie iſt nicht diß/ nicht daß/ Nicht Nun/ nicht Jchts/ nicht Nichts/ ſie iſt/ ich weiß nicht was. 154. Ein Stern geht fuͤr die Sonne. Jch frage nicht ſo viel nach tauſend Sonneſchein/ Wenn ich nur mag ein Stern inn Augen JEſu ſein. 155. Es ligt an dir allein. Ach Menſch verſaͤum dich nicht/ es ligt an dir allein/ Spring auf durch GOtt/ du kanſt der groͤſt’ im Him- mel ſein. 156. GOtt D 2
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Andertes Buch.
147. Die Ewge Gnadenwahl.
Ach zweifele doch nicht: Sey nur auß GOtt gebohrn/
So biſtu ewiglich zum Leben außerkohrn/
148. Der arme im Geiſt.
Ein wahrer armer Menſch ſteht gantz auf nichts ge-
richt:
Gibt GOtt jhm gleich ſich ſelbſt/ ich weiß er nimbt
jhn nicht.
149. Du ſelbſt biſt alle Dinge.
Wie magſtu was begehrn? du ſelber kanſt allein/
Der Himmel und die Erd’/ und tauſend Engel ſein.
150. Die Demut iſt dir Noth.
Sieh nur fein unter dich: du fleuchſt den Blitz der Zeit/
Was meinſtu dann zu ſchaun in Blitz der Ewigkeit.
151. Deß Chriſten Edelſtes.
Was iſt daß Edelſte? Was iſt daß fein-Perlein
Deß Neugebornen Chriſts? Jhm allzeit gleiche ſein.
152. Daß Allergoͤttlichſte.
Kein ding iſt Goͤttlicher (im fall du es kanſt faſſen/)
Als jetzt und ewiglich ſich nicht bewegen laſſen.
153. Die Ewigkeit.
Was iſt die Ewigkeit? Sie iſt nicht diß/ nicht daß/
Nicht Nun/ nicht Jchts/ nicht Nichts/ ſie iſt/ ich weiß
nicht was.
154. Ein Stern geht fuͤr die Sonne.
Jch frage nicht ſo viel nach tauſend Sonneſchein/
Wenn ich nur mag ein Stern inn Augen JEſu ſein.
155. Es ligt an dir allein.
Ach Menſch verſaͤum dich nicht/ es ligt an dir allein/
Spring auf durch GOtt/ du kanſt der groͤſt’ im Him-
mel ſein.
156. GOtt
D 2
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 75[73]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/79>, abgerufen am 06.07.2024. |