Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Andertes Buch.
Der Engel durch daß schaun/ durchs wesen GOtt
bekandt.

130. Es muß Vergoldet sein.
Christ alles was du thust/ daß überzeuch mit Gold: *
Sonst ist GOtt weder dir/ noch deinen Werken hold.
* Gold der Liebe.
131. Nimb also/ daß du hast.
Mensch nimbstu GOtt als Trost/ als sussigkeit/ und
Licht:
Was hastu dann wenn Trost/ Licht/ süssigkeit gebricht?
132. GOtts Eigenschafft.
Was ist GOtts Eigenschafft? sich ins Geschöpff er-
giessen
Allzeit derselbe seyn/ nichts haben/ wollen/ wissen. *
* Versiehe accidentaliter oder zufälli-
ger weise; dann was Gott wil und weiß/
daß wil und weiß er wesentlich. Also
hat er auch nichts (mit Eigenschafft.)
133. Die Gelassenheit.
Freund glaub es/ heist mich GOtt nicht in den Him-
mel gehn/
So wil ich lieber hier/ auch in der Hölle siehn.
134 Die Gleichheit.
Wer nirgends ist gebohrn/ und niemand wird bekandt.
Der hat auch in der Höll sein liebes Vaterland.
135. Die Gelassenheit.
Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunst/ Weißheit/
Reichthum/ Schein:
Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater sein.
136. Eben von derselben.
Geh auß/ so geht Gott ein: Stirb dir/ so lebstu Gott:
Sey nicht/ so ist es Er: thu nichts/ so gschicht's Ge-
both.

137. Schrifft
D

Andertes Buch.
Der Engel durch daß ſchaun/ durchs weſen GOtt
bekandt.

130. Es muß Vergoldet ſein.
Chriſt alles was du thuſt/ daß uͤberzeuch mit Gold: *
Sonſt iſt GOtt weder dir/ noch deinen Werken hold.
* Gold der Liebe.
131. Nimb alſo/ daß du haſt.
Menſch nimbſtu GOtt als Troſt/ als ſuſſigkeit/ und
Licht:
Was haſtu dañ wenn Troſt/ Licht/ ſuͤſſigkeit gebricht?
132. GOtts Eigenſchafft.
Was iſt GOtts Eigenſchafft? ſich ins Geſchoͤpff er-
gieſſen
Allzeit derſelbe ſeyn/ nichts haben/ wollen/ wiſſen. *
* Verſiehe accidentaliter oder zufaͤlli-
ger weiſe; dann was Gott wil und weiß/
daß wil und weiß er weſentlich. Alſo
hat er auch nichts (mit Eigenſchafft.)
133. Die Gelaſſenheit.
Freund glaub es/ heiſt mich GOtt nicht in den Him-
mel gehn/
So wil ich lieber hier/ auch in der Hoͤlle ſiehn.
134 Die Gleichheit.
Wer nirgends iſt gebohrn/ uñ niemand wird bekandt.
Der hat auch in der Hoͤll ſein liebes Vaterland.
135. Die Gelaſſenheit.
Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunſt/ Weißheit/
Reichthum/ Schein:
Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater ſein.
136. Eben von derſelben.
Geh auß/ ſo geht Gott ein: Stirb dir/ ſo lebſtu Gott:
Sey nicht/ ſo iſt es Er: thu nichts/ ſo gſchicht’s Ge-
both.

137. Schrifft
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="73[71]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Andertes Buch.</hi></fw><lb/>
Der Engel durch daß &#x017F;chaun/ durchs we&#x017F;en GOtt<lb/><hi rendition="#et">bekandt.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">130. Es muß Vergoldet &#x017F;ein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Chri&#x017F;t alles was du thu&#x017F;t/ daß u&#x0364;berzeuch mit Gold: <note place="end" n="*"/></l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t i&#x017F;t GOtt weder dir/ noch deinen Werken hold.</l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#fr">Gold der Liebe.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">131. Nimb al&#x017F;o/ daß du ha&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch nimb&#x017F;tu GOtt als Tro&#x017F;t/ als &#x017F;u&#x017F;&#x017F;igkeit/ und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Licht:</hi> </l><lb/>
            <l>Was ha&#x017F;tu dan&#x0303; wenn Tro&#x017F;t/ Licht/ &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit gebricht?</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">132. GOtts Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was i&#x017F;t GOtts Eigen&#x017F;chafft? &#x017F;ich ins Ge&#x017F;cho&#x0364;pff er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gie&#x017F;&#x017F;en</hi> </l><lb/>
            <l>Allzeit der&#x017F;elbe &#x017F;eyn/ nichts haben/ wollen/ wi&#x017F;&#x017F;en. <note place="end" n="*"/></l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;iehe</hi> <hi rendition="#aq">accidentaliter</hi> <hi rendition="#fr">oder zufa&#x0364;lli-<lb/>
ger wei&#x017F;e; dann was Gott wil und weiß/<lb/>
daß wil und weiß er we&#x017F;entlich. Al&#x017F;o<lb/>
hat er auch nichts (mit Eigen&#x017F;chafft.)</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">133. Die Gela&#x017F;&#x017F;enheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Freund glaub es/ hei&#x017F;t mich GOtt nicht in den Him-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mel gehn/</hi> </l><lb/>
            <l>So wil ich lieber hier/ auch in der Ho&#x0364;lle &#x017F;iehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">134 Die Gleichheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer nirgends i&#x017F;t gebohrn/ un&#x0303; niemand wird bekandt.</l><lb/>
            <l>Der hat auch in der Ho&#x0364;ll &#x017F;ein liebes Vaterland.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">135. Die Gela&#x017F;&#x017F;enheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kun&#x017F;t/ Weißheit/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Reichthum/ Schein:</hi> </l><lb/>
            <l>Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">136. Eben von der&#x017F;elben.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Geh auß/ &#x017F;o geht Gott ein: Stirb dir/ &#x017F;o leb&#x017F;tu Gott:</l><lb/>
            <l>Sey nicht/ &#x017F;o i&#x017F;t es Er: thu nichts/ &#x017F;o g&#x017F;chicht&#x2019;s Ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">both.</hi> </l>
          </lg>
        </div>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">D</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">137. Schrifft</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73[71]/0077] Andertes Buch. Der Engel durch daß ſchaun/ durchs weſen GOtt bekandt. 130. Es muß Vergoldet ſein. Chriſt alles was du thuſt/ daß uͤberzeuch mit Gold: * Sonſt iſt GOtt weder dir/ noch deinen Werken hold. * Gold der Liebe. 131. Nimb alſo/ daß du haſt. Menſch nimbſtu GOtt als Troſt/ als ſuſſigkeit/ und Licht: Was haſtu dañ wenn Troſt/ Licht/ ſuͤſſigkeit gebricht? 132. GOtts Eigenſchafft. Was iſt GOtts Eigenſchafft? ſich ins Geſchoͤpff er- gieſſen Allzeit derſelbe ſeyn/ nichts haben/ wollen/ wiſſen. * * Verſiehe accidentaliter oder zufaͤlli- ger weiſe; dann was Gott wil und weiß/ daß wil und weiß er weſentlich. Alſo hat er auch nichts (mit Eigenſchafft.) 133. Die Gelaſſenheit. Freund glaub es/ heiſt mich GOtt nicht in den Him- mel gehn/ So wil ich lieber hier/ auch in der Hoͤlle ſiehn. 134 Die Gleichheit. Wer nirgends iſt gebohrn/ uñ niemand wird bekandt. Der hat auch in der Hoͤll ſein liebes Vaterland. 135. Die Gelaſſenheit. Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunſt/ Weißheit/ Reichthum/ Schein: Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater ſein. 136. Eben von derſelben. Geh auß/ ſo geht Gott ein: Stirb dir/ ſo lebſtu Gott: Sey nicht/ ſo iſt es Er: thu nichts/ ſo gſchicht’s Ge- both. 137. Schrifft D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/77
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 73[71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/77>, abgerufen am 21.11.2024.