Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
237. Jm jnnern bettet man recht.
Mensch so du wissen wilt was redlich betten heist:
So geh in dich hinein/ und frage Gottes Geist.
238. Das Wesentliche Gebette.
Wer lautres Hertzens lebt/ und geht auff Christi Bahn/
Der bettet wesentlich Gott in sich selber an.
239. GOtt lobt man in der stille.
Meinstu O armer Mensch/ daß deines Munds ge-
schrey.
Der rechte Lobgesang der stillen Gottheit sey?
240. Daß stillschweigende Gebette.
GOtt ist so über als daß man nichts sprechen kan:
Drum bettestu Ihn auch mit schweigen besser an. *
* Vid. Max. sand. Th. myst. l. 2. com. 3.
per. tot. & Balthas. Alvar. in ejus vita a Lu-
dovic. de Ponte conscripta.
241. GOttes Leibgedinge.
Mein Leib (O Herrlichkeit!) ist Gottes Leib-gedinge/
Drumb schätzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe.
242. Die Thür muß offen seyn
Eröffene die Thür/ so komt der heilge Geist/
Der Vater/ und der Sohn Dreyeinig eingereist.
243. Daß Wohnhauß GOttes.
Christ/ so du Jesum liebst und seine Sanfftmutt hast/
So findet Gott in dir sein Wohnhauß/ Ruh/ und rast.
244. Die Lieb ist der weisen Stein.
Liel' ist der weisen Stein: sie scheidet Gold auß koth/
Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in Gott
245. Es muß Vereinigt werden.
Jm fall die Liebe dich versetzen sol auß Peyn/
Muß deine Menschheit vor mit Gottes Eines seyn.
246. Die
Johannis Angeli
237. Jm jnnern bettet man recht.
Menſch ſo du wiſſen wilt was redlich betten heiſt:
So geh in dich hinein/ und frage Gottes Geiſt.
238. Das Weſentliche Gebette.
Wer lautres Hertzens lebt/ uñ geht auff Chriſti Bahn/
Der bettet weſentlich Gott in ſich ſelber an.
239. GOtt lobt man in der ſtille.
Meinſtu O armer Menſch/ daß deines Munds ge-
ſchrey.
Der rechte Lobgeſang der ſtillen Gottheit ſey?
240. Daß ſtillſchweigende Gebette.
GOtt iſt ſo über als daß man nichts ſprechen kan:
Drum betteſtu Ihn auch mit ſchweigen beſſer an. *
* Vid. Max. ſand. Th. myſt. l. 2. com. 3.
per. tot. & Balthaſ. Alvar. in ejus vita â Lu-
dovic. de Ponte conſcripta.
241. GOttes Leibgedinge.
Mein Leib (O Herꝛlichkeit!) iſt Gottes Leib-gedinge/
Drumb ſchaͤtzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe.
242. Die Thuͤr muß offen ſeyn
Eroͤffene die Thuͤr/ ſo komt der heilge Geiſt/
Der Vater/ und der Sohn Dreyeinig eingereiſt.
243. Daß Wohnhauß GOttes.
Chriſt/ ſo du Jeſum liebſt und ſeine Sanfftmutt haſt/
So findet Gott in dir ſein Wohnhauß/ Ruh/ uñ raſt.
244. Die Lieb iſt der weiſen Stein.
Liel’ iſt der weiſen Stein: ſie ſcheidet Gold auß koth/
Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in Gott
245. Es muß Vereinigt werden.
Jm fall die Liebe dich verſetzen ſol auß Peyn/
Muß deine Menſchheit vor mit Gottes Eines ſeyn.
246. Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0054" n="50[48]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">237. Jm jnnern bettet man recht.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch &#x017F;o du wi&#x017F;&#x017F;en wilt was redlich betten hei&#x017F;t:</l><lb/>
            <l>So geh in dich hinein/ und frage Gottes Gei&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">238. Das We&#x017F;entliche Gebette.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer lautres Hertzens lebt/ un&#x0303; geht auff Chri&#x017F;ti Bahn/</l><lb/>
            <l>Der bettet we&#x017F;entlich Gott in &#x017F;ich &#x017F;elber an.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">239. GOtt lobt man in der &#x017F;tille.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein&#x017F;tu O armer Men&#x017F;ch/ daß deines Munds ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chrey.</hi> </l><lb/>
            <l>Der rechte Lobge&#x017F;ang der &#x017F;tillen Gottheit &#x017F;ey?</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">240. Daß &#x017F;till&#x017F;chweigende Gebette.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt i&#x017F;t &#x017F;o über als daß man nichts &#x017F;prechen kan:</l><lb/>
            <l>Drum bette&#x017F;tu Ihn auch mit &#x017F;chweigen be&#x017F;&#x017F;er an. <note place="end" n="*"/></l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">Vid. Max. &#x017F;and. Th. my&#x017F;t. l. 2. com. 3.<lb/>
per. tot. &amp; Baltha&#x017F;. Alvar. in ejus vita â Lu-<lb/>
dovic. de Ponte con&#x017F;cripta.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">241. GOttes Leibgedinge.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Leib (O Her&#xA75B;lichkeit!) i&#x017F;t Gottes Leib-gedinge/</l><lb/>
            <l>Drumb &#x017F;cha&#x0364;tzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">242. Die Thu&#x0364;r muß offen &#x017F;eyn</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ero&#x0364;ffene die Thu&#x0364;r/ &#x017F;o komt der heilge Gei&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der Vater/ und der Sohn Dreyeinig eingerei&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">243. Daß Wohnhauß GOttes.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Chri&#x017F;t/ &#x017F;o du Je&#x017F;um lieb&#x017F;t und &#x017F;eine Sanfftmutt ha&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>So findet Gott in dir &#x017F;ein Wohnhauß/ Ruh/ un&#x0303; ra&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">244. Die Lieb i&#x017F;t der wei&#x017F;en Stein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Liel&#x2019; i&#x017F;t der wei&#x017F;en Stein: &#x017F;ie &#x017F;cheidet Gold auß koth/</l><lb/>
            <l>Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in Gott</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">245. Es muß Vereinigt werden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jm fall die Liebe dich ver&#x017F;etzen &#x017F;ol auß Peyn/</l><lb/>
            <l>Muß deine Men&#x017F;chheit vor mit Gottes Eines &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">246. Die</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50[48]/0054] Johannis Angeli 237. Jm jnnern bettet man recht. Menſch ſo du wiſſen wilt was redlich betten heiſt: So geh in dich hinein/ und frage Gottes Geiſt. 238. Das Weſentliche Gebette. Wer lautres Hertzens lebt/ uñ geht auff Chriſti Bahn/ Der bettet weſentlich Gott in ſich ſelber an. 239. GOtt lobt man in der ſtille. Meinſtu O armer Menſch/ daß deines Munds ge- ſchrey. Der rechte Lobgeſang der ſtillen Gottheit ſey? 240. Daß ſtillſchweigende Gebette. GOtt iſt ſo über als daß man nichts ſprechen kan: Drum betteſtu Ihn auch mit ſchweigen beſſer an. * * Vid. Max. ſand. Th. myſt. l. 2. com. 3. per. tot. & Balthaſ. Alvar. in ejus vita â Lu- dovic. de Ponte conſcripta. 241. GOttes Leibgedinge. Mein Leib (O Herꝛlichkeit!) iſt Gottes Leib-gedinge/ Drumb ſchaͤtzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe. 242. Die Thuͤr muß offen ſeyn Eroͤffene die Thuͤr/ ſo komt der heilge Geiſt/ Der Vater/ und der Sohn Dreyeinig eingereiſt. 243. Daß Wohnhauß GOttes. Chriſt/ ſo du Jeſum liebſt und ſeine Sanfftmutt haſt/ So findet Gott in dir ſein Wohnhauß/ Ruh/ uñ raſt. 244. Die Lieb iſt der weiſen Stein. Liel’ iſt der weiſen Stein: ſie ſcheidet Gold auß koth/ Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in Gott 245. Es muß Vereinigt werden. Jm fall die Liebe dich verſetzen ſol auß Peyn/ Muß deine Menſchheit vor mit Gottes Eines ſeyn. 246. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/54
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 50[48]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/54>, abgerufen am 21.11.2024.