Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.
228. Die Abscheuligkeit der Boßheit.
Mensch soltestu in dir daß Ungeziefer schauen/
Es würde dir für dir als für dem Teufel grauen.
229. Der Zorn.
Der Zorn ist höllisch Feur/ wann er in dir entbrennt/
So wird dem heilgen Geist sein Ruhbettlein ge-
sehändt.
230. Die seeligkeit ist leicht zuerlangen.
Es dunkt mich leichter seyn in Himmel sich zuschwingen:
Als mit der Sünden müh in Abgrund ein zudringen.
231. Der Weltliebende Reiche.
Christ wenn ein Schifseil wird durchs Nadelöhr ge-
zogen/
So sprich/ der Reiche sey ins Himmelreich geflogen.
232. HErr dein Wille geschehe.
Daß Wort daß GOtt von dir am allerliebsten höret/
Jst wann du hertzlich sprichst: Sein Wille sey geehret.
233. GOttes Nachgeklinge.
Mein Lieb und alle Ding' ist Gottes nachgeklinge/
Wann Er mich höret schreyn: Mein GOtt und
alle Dinge.
234. GOtt umb GOtt.
HErr liebstu meine Seel/ so laß sie dich umbfassen:
Sie wird dich nimmermehr umm tausend Gotte lassen:
235. Alles mit GOtt.
Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm/ und in Jhm an:
Er ist mein Geist/ mein Wort/ mein Psalm/ und was
ich kan.
236. Der Geist vertritt unß.
GOtt liebt und lobt sich selbst/ so viel er immer kan:
Er kniet und neiget sich/ Er bett sich selber an.
237. Jm
C
Erſtes Buch.
228. Die Abſcheuligkeit der Boßheit.
Menſch ſolteſtu in dir daß Ungeziefer ſchauen/
Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen.
229. Der Zorn.
Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur/ wann er in dir entbrennt/
So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein ge-
ſehaͤndt.
230. Die ſeeligkeit iſt leicht zuerlangen.
Es dunkt mich leichter ſeyn in Him̃el ſich zuſchwingen:
Als mit der Suͤnden muͤh in Abgrund ein zudringen.
231. Der Weltliebende Reiche.
Chriſt wenn ein Schifſeil wird durchs Nadeloͤhr ge-
zogen/
So ſprich/ der Reiche ſey ins Himmelreich geflogen.
232. HErꝛ dein Wille geſchehe.
Daß Wort daß GOtt von dir am allerliebſten hoͤret/
Jſt wañ du hertzlich ſprichſt: Sein Wille ſey geehret.
233. GOttes Nachgeklinge.
Mein Lieb und alle Ding’ iſt Gottes nachgeklinge/
Wann Er mich hoͤret ſchreyn: Mein GOtt und
alle Dinge.
234. GOtt umb GOtt.
HErꝛ liebſtu meine Seel/ ſo laß ſie dich umbfaſſen:
Sie wird dich nimmermehr um̃ tauſend Gotte laſſen:
235. Alles mit GOtt.
Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm/ und in Jhm an:
Er iſt mein Geiſt/ mein Wort/ mein Pſalm/ und was
ich kan.
236. Der Geiſt vertritt unß.
GOtt liebt und lobt ſich ſelbſt/ ſo viel er immer kan:
Er kniet und neiget ſich/ Er bett ſich ſelber an.
237. Jm
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0053" n="49[47]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">228. Die Ab&#x017F;cheuligkeit der Boßheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch &#x017F;olte&#x017F;tu in dir daß Ungeziefer &#x017F;chauen/</l><lb/>
            <l>Es wu&#x0364;rde dir fu&#x0364;r dir als fu&#x0364;r dem Teufel grauen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">229. Der Zorn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Zorn i&#x017F;t ho&#x0364;lli&#x017F;ch Feur/ wann er in dir entbrennt/</l><lb/>
            <l>So wird dem heilgen Gei&#x017F;t &#x017F;ein Ruhbettlein ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eha&#x0364;ndt.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">230. Die &#x017F;eeligkeit i&#x017F;t leicht zuerlangen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Es dunkt mich leichter &#x017F;eyn in Him&#x0303;el &#x017F;ich zu&#x017F;chwingen:</l><lb/>
            <l>Als mit der Su&#x0364;nden mu&#x0364;h in Abgrund ein zudringen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">231. Der Weltliebende Reiche.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Chri&#x017F;t wenn ein Schif&#x017F;eil wird durchs Nadelo&#x0364;hr ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zogen/</hi> </l><lb/>
            <l>So &#x017F;prich/ der Reiche &#x017F;ey ins Himmelreich geflogen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">232. HEr&#xA75B; dein Wille ge&#x017F;chehe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß Wort daß GOtt von dir am allerlieb&#x017F;ten ho&#x0364;ret/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t wan&#x0303; du hertzlich &#x017F;prich&#x017F;t: Sein Wille &#x017F;ey geehret.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">233. GOttes Nachgeklinge.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Lieb und alle Ding&#x2019; i&#x017F;t Gottes nachgeklinge/</l><lb/>
            <l>Wann Er mich ho&#x0364;ret &#x017F;chreyn: <hi rendition="#fr">Mein GOtt und</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">alle Dinge.</hi> </hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">234. GOtt umb GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>HEr&#xA75B; lieb&#x017F;tu meine Seel/ &#x017F;o laß &#x017F;ie dich umbfa&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Sie wird dich nimmermehr um&#x0303; tau&#x017F;end Gotte la&#x017F;&#x017F;en:</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">235. Alles mit GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm/ und in Jhm an:</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t mein Gei&#x017F;t/ mein Wort/ mein P&#x017F;alm/ und was</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ich kan.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">236. Der Gei&#x017F;t vertritt unß.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt liebt und lobt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;o viel er immer kan:</l><lb/>
            <l>Er kniet und neiget &#x017F;ich/ Er bett &#x017F;ich &#x017F;elber an.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">C</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">237. Jm</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49[47]/0053] Erſtes Buch. 228. Die Abſcheuligkeit der Boßheit. Menſch ſolteſtu in dir daß Ungeziefer ſchauen/ Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen. 229. Der Zorn. Der Zorn iſt hoͤlliſch Feur/ wann er in dir entbrennt/ So wird dem heilgen Geiſt ſein Ruhbettlein ge- ſehaͤndt. 230. Die ſeeligkeit iſt leicht zuerlangen. Es dunkt mich leichter ſeyn in Him̃el ſich zuſchwingen: Als mit der Suͤnden muͤh in Abgrund ein zudringen. 231. Der Weltliebende Reiche. Chriſt wenn ein Schifſeil wird durchs Nadeloͤhr ge- zogen/ So ſprich/ der Reiche ſey ins Himmelreich geflogen. 232. HErꝛ dein Wille geſchehe. Daß Wort daß GOtt von dir am allerliebſten hoͤret/ Jſt wañ du hertzlich ſprichſt: Sein Wille ſey geehret. 233. GOttes Nachgeklinge. Mein Lieb und alle Ding’ iſt Gottes nachgeklinge/ Wann Er mich hoͤret ſchreyn: Mein GOtt und alle Dinge. 234. GOtt umb GOtt. HErꝛ liebſtu meine Seel/ ſo laß ſie dich umbfaſſen: Sie wird dich nimmermehr um̃ tauſend Gotte laſſen: 235. Alles mit GOtt. Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm/ und in Jhm an: Er iſt mein Geiſt/ mein Wort/ mein Pſalm/ und was ich kan. 236. Der Geiſt vertritt unß. GOtt liebt und lobt ſich ſelbſt/ ſo viel er immer kan: Er kniet und neiget ſich/ Er bett ſich ſelber an. 237. Jm C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/53
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 49[47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/53>, abgerufen am 30.12.2024.