Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.
* i. e. Umb GOttes willen auch Leib und
Seel ins äuserste verderben hingeben:
Wie
Moses und Paulus sich erbotten/ und
vil andere Heiligen.
29. Der Ewige Todt.
Der Tod/ auß weichem nicht ein Neues Leben blühet.
Der ists den meine Seel auß allen Töden fliehet.
30. Es ist kein Todt.
Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun-
So hab ich jedesmahl ein besser Leben funden. (den/)
31. Das jmmerwehrende Sterben.
Jch sterb' und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben/
So muß ich ewig auch für Jhm den Geist auffgeben. *
* mystice i. e. resignare.
32. GOtt stirbt und lebt in uns.
Jch sterb' und leb' auch nicht: (a) GOtt selber stirbt
in mir:
Und was ich leben sol/ (b) lebt Er auch für und für.
(a) Quia originaliter ab ipso profluit vir-
tus mortisicationis. Item secundum Paul: 2.
cor. 3. 10. mortificationem Jesu. b. vivo,
jam non ego, sed Christus in me.
33. Nichts lebet ohne Sterben.
GOtt selber/ wenn Er dir wil leben/ muß ersterben:
Wie dänckstu ohne Tod sein Leben zuererben.
34. Der Todt vergöttet dich.
Wann du gestorben bist/ und GOtt dein Leben worden/
So trittstu erst recht ein der Hohen Götter Orden.
35. Der Tod[t] ists beste Ding
Jch sage/ weil der Tod allein mich machet frey:
Daß er das beste Ding auß allen Dingen sey.
36. Kein
B 2
Erſtes Buch.
* i. e. Umb GOttes willen auch Leib und
Seel ins aͤuſerſte verderben hingeben:
Wie
Moſes und Paulus ſich erbotten/ und
vil andere Heiligen.
29. Der Ewige Todt.
Der Tod/ auß weichem nicht ein Neues Leben bluͤhet.
Der iſts den meine Seel auß allen Toͤden fliehet.
30. Es iſt kein Todt.
Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun-
So hab ich jedesmahl ein beſſer Leben funden. (den/)
31. Das jmmerwehrende Sterben.
Jch ſterb’ und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben/
So muß ich ewig auch fuͤr Jhm den Geiſt auffgeben. *
* myſtice i. e. reſignare.
32. GOtt ſtirbt und lebt in uns.
Jch ſterb’ und leb’ auch nicht: (a) GOtt ſelber ſtirbt
in mir:
Und was ich leben ſol/ (b) lebt Er auch fuͤr und für.
(a) Quia originaliter ab ipſo profluit vir-
tus mortiſicationis. Item ſecundum Paul: 2.
cor. 3. 10. mortificationem Jeſu. b. vivo,
jam non ego, ſed Chriſtus in me.
33. Nichts lebet ohne Sterben.
GOtt ſelber/ wenn Er dir wil leben/ muß erſterben:
Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben.
34. Der Todt vergoͤttet dich.
Wann du geſtorben biſt/ uñ GOtt dein Leben worden/
So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden.
35. Der Tod[t] iſts beſte Ding
Jch ſage/ weil der Tod allein mich machet frey:
Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey.
36. Kein
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0031" n="27[25]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">i. e.</hi> <hi rendition="#fr">Umb GOttes willen auch Leib und<lb/>
Seel ins a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;te verderben hingeben:<lb/>
Wie</hi> <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;es</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Paulus</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;ich erbotten/ und<lb/>
vil andere Heiligen.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">29. Der Ewige Todt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Tod/ auß weichem nicht ein Neues Leben blu&#x0364;het.</l><lb/>
            <l>Der i&#x017F;ts den meine Seel auß allen To&#x0364;den fliehet.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">30. Es i&#x017F;t kein Todt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun-</l><lb/>
            <l>So hab ich jedesmahl ein be&#x017F;&#x017F;er Leben funden. (den/)</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">31. Das jmmerwehrende Sterben.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch &#x017F;terb&#x2019; und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben/</l><lb/>
            <l>So muß ich ewig auch fu&#x0364;r Jhm den Gei&#x017F;t auffgeben. <note place="end" n="*"/></l>
          </lg><lb/>
          <note place="end" n="*"> <hi rendition="#aq">my&#x017F;tice i. e. re&#x017F;ignare.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">32. GOtt &#x017F;tirbt und lebt in uns.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch &#x017F;terb&#x2019; und leb&#x2019; auch nicht: <note xml:id="note_0031a" next="#note_0031b" place="end" n="(a)"/> GOtt &#x017F;elber &#x017F;tirbt</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">in mir:</hi> </l><lb/>
            <l>Und was ich leben &#x017F;ol/ (b) lebt Er auch fu&#x0364;r und für.</l>
          </lg><lb/>
          <note xml:id="note_0031b" prev="#note_0031a" place="end" n="(a)"> <hi rendition="#aq">Quia originaliter ab ip&#x017F;o profluit vir-<lb/>
tus morti&#x017F;icationis. Item &#x017F;ecundum Paul: 2.<lb/>
cor. 3. 10. mortificationem <hi rendition="#k"><hi rendition="#g">Je&#x017F;u</hi>.</hi> b. vivo,<lb/>
jam non ego, &#x017F;ed Chri&#x017F;tus in me.</hi> </note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">33. Nichts lebet ohne Sterben.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt &#x017F;elber/ wenn Er dir wil leben/ muß er&#x017F;terben:</l><lb/>
            <l>Wie da&#x0364;nck&#x017F;tu ohne Tod &#x017F;ein Leben zuererben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">34. Der Todt vergo&#x0364;ttet dich.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wann du ge&#x017F;torben bi&#x017F;t/ un&#x0303; GOtt dein Leben worden/</l><lb/>
            <l>So tritt&#x017F;tu er&#x017F;t recht ein der Hohen Go&#x0364;tter Orden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">35. Der Tod<supplied>t</supplied> i&#x017F;ts be&#x017F;te Ding</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch &#x017F;age/ weil der Tod allein mich machet frey:</l><lb/>
            <l>Daß er das be&#x017F;te Ding auß allen Dingen &#x017F;ey.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">B 2</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">36. Kein</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27[25]/0031] Erſtes Buch. * i. e. Umb GOttes willen auch Leib und Seel ins aͤuſerſte verderben hingeben: Wie Moſes und Paulus ſich erbotten/ und vil andere Heiligen. 29. Der Ewige Todt. Der Tod/ auß weichem nicht ein Neues Leben bluͤhet. Der iſts den meine Seel auß allen Toͤden fliehet. 30. Es iſt kein Todt. Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun- So hab ich jedesmahl ein beſſer Leben funden. (den/) 31. Das jmmerwehrende Sterben. Jch ſterb’ und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben/ So muß ich ewig auch fuͤr Jhm den Geiſt auffgeben. * * myſtice i. e. reſignare. 32. GOtt ſtirbt und lebt in uns. Jch ſterb’ und leb’ auch nicht: ⁽a⁾ GOtt ſelber ſtirbt in mir: Und was ich leben ſol/ (b) lebt Er auch fuͤr und für. ⁽a⁾ Quia originaliter ab ipſo profluit vir- tus mortiſicationis. Item ſecundum Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem Jeſu. b. vivo, jam non ego, ſed Chriſtus in me. 33. Nichts lebet ohne Sterben. GOtt ſelber/ wenn Er dir wil leben/ muß erſterben: Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben. 34. Der Todt vergoͤttet dich. Wann du geſtorben biſt/ uñ GOtt dein Leben worden/ So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden. 35. Der Todt iſts beſte Ding Jch ſage/ weil der Tod allein mich machet frey: Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey. 36. Kein B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/31
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 27[25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/31>, abgerufen am 21.11.2024.