Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 178. Christus war was Er redte. Was Christus auf der Welt geredt hat und gethan/ Daß ist Er selbst gewest: wie ers auch zeiget an. 179. GOtt macht nichts Neues. GOtt macht kein neues Ding/ obs uns zwar neue scheint: Für Jhm ist ewiglich was man erst werden meint. 180. GOtt komt nur in keusche Hertzen. Den Bräutgam deiner Seel verlanget ein zu ziehen Blüh auf; er kommet nicht biß daß die Lilgen blühen. 181. Daß allergeitzigste. Wie Geitzig ist ein Hertz! wenn tausend Welten wären/ Es würde sie gesambt/ und mehr darzu begehren. 182. Daß Hertz muß auß dem Hertzen. Schütt auß dein Hertz für GOtt: Erzeucht nicht bey dir ein: Wenn er dein Hertze nicht sieht aussrem Hertzen sein. 183. Deß Christen Natur. Umb böses guttes thun/ umb Schmach sich nicht eut- rüsten: Vor undank dank ertheiln/ ist die Natur deß Kristen. 184. Ein Heiliger sicht sich im andren. Ein jeder Heiliger wird sich in allen sehn: Wann nicht all' einer wärn/ so könt es nicht geschehn. 185. Der Weise weil er nichts hat/ ver- liehrt nichts. Der weise Mann ist nie umb einen Heller kommen: Er hat nie nichts gehabt/ man hat jhm nichts genommen. 186. Die Eigenheit ist alles übels Ur- sache. Mittheilen schaffet Ruh: Bloß auß der Eigenheit Entstehet alles Weh/ Verfolgung Krieg und Streit. 187. Der
Johannis Angeli 178. Chriſtus war was Er redte. Was Chriſtus auf der Welt geredt hat und gethan/ Daß iſt Er ſelbſt geweſt: wie ers auch zeiget an. 179. GOtt macht nichts Neues. GOtt macht kein neues Ding/ obs uns zwar neue ſcheint: Fuͤr Jhm iſt ewiglich was man erſt werden meint. 180. GOtt komt nur in keuſche Hertzen. Den Braͤutgam deiner Seel verlanget ein zu ziehen Bluͤh auf; er kommet nicht biß daß die Lilgen bluͤhen. 181. Daß allergeitzigſte. Wie Geitzig iſt ein Hertz! weñ tauſend Welten waͤrẽ/ Es wuͤrde ſie geſambt/ und mehr darzu begehren. 182. Daß Hertz muß auß dem Hertzen. Schuͤtt auß dein Hertz fuͤr GOtt: Erzeucht nicht bey dir ein: Wenn er dein Hertze nicht ſieht auſſrem Hertzen ſein. 183. Deß Chriſten Natur. Umb boͤſes guttes thun/ umb Schmach ſich nicht eut- ruͤſten: Vor undank dank ertheiln/ iſt die Natur deß Kriſten. 184. Ein Heiliger ſicht ſich im andren. Ein jeder Heiliger wird ſich in allen ſehn: Wann nicht all’ einer waͤrn/ ſo koͤnt es nicht geſchehn. 185. Der Weiſe weil er nichts hat/ ver- liehrt nichts. Der weiſe Mann iſt nie umb einen Heller kommen: Er hat nie nichts gehabt/ man hat jhm nichts genom̃ẽ. 186. Die Eigenheit iſt alles uͤbels Ur- ſache. Mittheilen ſchaffet Ruh: Bloß auß der Eigenheit Entſtehet alles Weh/ Verfolgung Krieg und Streit. 187. Der
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Johannis Angeli
178. Chriſtus war was Er redte.
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Daß iſt Er ſelbſt geweſt: wie ers auch zeiget an.
179. GOtt macht nichts Neues.
GOtt macht kein neues Ding/ obs uns zwar neue
ſcheint:
Fuͤr Jhm iſt ewiglich was man erſt werden meint.
180. GOtt komt nur in keuſche Hertzen.
Den Braͤutgam deiner Seel verlanget ein zu ziehen
Bluͤh auf; er kommet nicht biß daß die Lilgen bluͤhen.
181. Daß allergeitzigſte.
Wie Geitzig iſt ein Hertz! weñ tauſend Welten waͤrẽ/
Es wuͤrde ſie geſambt/ und mehr darzu begehren.
182. Daß Hertz muß auß dem Hertzen.
Schuͤtt auß dein Hertz fuͤr GOtt: Erzeucht nicht bey
dir ein:
Wenn er dein Hertze nicht ſieht auſſrem Hertzen ſein.
183. Deß Chriſten Natur.
Umb boͤſes guttes thun/ umb Schmach ſich nicht eut-
ruͤſten:
Vor undank dank ertheiln/ iſt die Natur deß Kriſten.
184. Ein Heiliger ſicht ſich im andren.
Ein jeder Heiliger wird ſich in allen ſehn:
Wann nicht all’ einer waͤrn/ ſo koͤnt es nicht geſchehn.
185. Der Weiſe weil er nichts hat/ ver-
liehrt nichts.
Der weiſe Mann iſt nie umb einen Heller kommen:
Er hat nie nichts gehabt/ man hat jhm nichts genom̃ẽ.
186. Die Eigenheit iſt alles uͤbels Ur-
ſache.
Mittheilen ſchaffet Ruh: Bloß auß der Eigenheit
Entſtehet alles Weh/ Verfolgung Krieg und Streit.
187. Der
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