Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 26. GOtt wirdt wie wir. Gott gibt dir wie du nimbst/ du selbst schenkst auß und ein/ Er wird dir wie du wilt/ wie nach dem faß der Wein. 27. Die Wegescheide zur Ewigkeit. Die Wegescheid ist hier: Wo lenkstu dich nu hin? Zur Lincken ist verlust/ zur Rechten ist gewien. 28. Was Gott den Tag durch thut. Deß Morgens geht Gott auß/ zu mittag schläffet er/ Deß Nachts ist er erwacht/ reist's Abends ohn be- sch wehr. 29. Man muß die Tieffe auf der Höhe betrachten. Ein ungrund ist zwar Gott/ doch wem er sich soll zeigen/ Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge steigen. 30. Der Teuffel der ist gut. Der Teuffel ist so gutt dem wesen nach als du. Waß gehet jhm dann ab? Gestorbner will' und ruh. 31. Die ichheit und verleügnung. Der ichheit ist Gott feind/ verlaügnung ist er bold: Er schätzt sie beyde so/ wie du den Koth unds Gold. 32. Der eigne Wille stürtzt alles. Auch Christus/ wär' in jhm ein kleiner eigner Wille: Wie seelig er auch ist/ Mensch glaube mir erfielle. 33. Wenn Gott am liebsten bey uns ist. Gott dessen wollust ist bey dir O Mensch zu sein/ Kehrt/ wenn du nicht daheim/ am liebsten bey dir ein. 34. GOtt liebt nichts als sich. GOtt hat sich selbst so lieb/ bleibt jhm so zugethan. Daß er auch nimmermehr was andres lieben kan. 35. Gott
Johannis Angeli 26. GOtt wirdt wie wir. Gott gibt dir wie du nimbſt/ du ſelbſt ſchenkſt auß und ein/ Er wird dir wie du wilt/ wie nach dem faß der Wein. 27. Die Wegeſcheide zur Ewigkeit. Die Wegeſcheid iſt hier: Wo lenkſtu dich nu hin? Zur Lincken iſt verluſt/ zur Rechten iſt gewien. 28. Was Gott den Tag durch thut. Deß Morgens geht Gott auß/ zu mittag ſchlaͤffet er/ Deß Nachts iſt er erwacht/ reiſt’s Abends ohn be- ſch wehr. 29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe betrachten. Ein ungrund iſt zwar Gott/ doch wem er ſich ſoll zeigen/ Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge ſteigen. 30. Der Teuffel der iſt gut. Der Teuffel iſt ſo gutt dem weſen nach als du. Waß gehet jhm dann ab? Geſtorbner will’ und ruh. 31. Die ichheit und verleuͤgnung. Der ichheit iſt Gott feind/ verlaügnung iſt er bold: Er ſchaͤtzt ſie beyde ſo/ wie du den Koth unds Gold. 32. Der eigne Wille ſtuͤrtzt alles. Auch Chriſtus/ waͤr’ in jhm ein kleiner eigner Wille: Wie ſeelig er auch iſt/ Menſch glaube mir erfielle. 33. Wenn Gott am liebſten bey uns iſt. Gott deſſen wolluſt iſt bey dir O Menſch zu ſein/ Kehrt/ weñ du nicht daheim/ am liebſten bey dir ein. 34. GOtt liebt nichts als ſich. GOtt hat ſich ſelbſt ſo lieb/ bleibt jhm ſo zugethan. Daß er auch nimmermehr was andres lieben kan. 35. Gott
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Johannis Angeli
26. GOtt wirdt wie wir.
Gott gibt dir wie du nimbſt/ du ſelbſt ſchenkſt auß und
ein/
Er wird dir wie du wilt/ wie nach dem faß der Wein.
27. Die Wegeſcheide zur Ewigkeit.
Die Wegeſcheid iſt hier: Wo lenkſtu dich nu hin?
Zur Lincken iſt verluſt/ zur Rechten iſt gewien.
28. Was Gott den Tag durch thut.
Deß Morgens geht Gott auß/ zu mittag ſchlaͤffet er/
Deß Nachts iſt er erwacht/ reiſt’s Abends ohn be-
ſch wehr.
29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe
betrachten.
Ein ungrund iſt zwar Gott/ doch wem er ſich ſoll
zeigen/
Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge ſteigen.
30. Der Teuffel der iſt gut.
Der Teuffel iſt ſo gutt dem weſen nach als du.
Waß gehet jhm dann ab? Geſtorbner will’ und ruh.
31. Die ichheit und verleuͤgnung.
Der ichheit iſt Gott feind/ verlaügnung iſt er bold:
Er ſchaͤtzt ſie beyde ſo/ wie du den Koth unds Gold.
32. Der eigne Wille ſtuͤrtzt alles.
Auch Chriſtus/ waͤr’ in jhm ein kleiner eigner Wille:
Wie ſeelig er auch iſt/ Menſch glaube mir erfielle.
33. Wenn Gott am liebſten bey uns iſt.
Gott deſſen wolluſt iſt bey dir O Menſch zu ſein/
Kehrt/ weñ du nicht daheim/ am liebſten bey dir ein.
34. GOtt liebt nichts als ſich.
GOtt hat ſich ſelbſt ſo lieb/ bleibt jhm ſo zugethan.
Daß er auch nimmermehr was andres lieben kan.
35. Gott
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