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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
52. Die Liebe hats erfunden.
Daß GOtt gekreutzigt wird! daß man jhn kan ver-
wunden!
Daß Er die Schmach verträgt/ die man jhm ange-
than!
Daß Er solch' Angst außsteht! und daß Er sterben kan!
Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden.
52. Umb einen Kußists GOtt zuthun.
Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend
tömbt/
Und ein solch schweres Kreutz auf seine Schultern
nimbt?
Ja daß Er biß in Tod sich ängstet für und für?
Er suchet anders nichts als einen Kuß von dir.
54. Die Welt ist im Früling gemacht.
Jm Früling ward die Welt Verneut/ und wieder-
bracht:
Drumb sagstu recht daß sie im Früling ist gemacht.
55. Die geistliche Aufferstehung.
Die Auferstehung ist im Geiste schon geschehn:
Wenn du dich läst entwirkt von deinen Sünden sehn.
56. Die geheimbe Himmelfahrt.
Wann du dich über dich erhebst und läst GOtt walten:
So wird in deinem Geist die Himmelfahrt gehalten.
57. Die geistliche Trunkenheit.
Der Geist praust ja wie Most: die Jünger alle-
sambt/
Sind gleich den Trunkenen entzündt und angeflambt
Von seiner Hitz und Krafft: so bleibt es doch dabey/
Daß diese gantze Schaar voll süsses Weines sey.
58. Der verlohrne Groschen.

Die Seele GOttesbild ist der verlohrne Groschen/
Die Kertze himmlisch Licht/ daß durch den fall verloschen:

Die
Johannis Angeli
52. Die Liebe hats erfunden.
Daß GOtt gekreutzigt wird! daß man jhn kan ver-
wunden!
Daß Er die Schmach vertraͤgt/ die man jhm ange-
than!
Daß Er ſolch’ Angſt außſteht! uñ daß Er ſterben kan!
Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden.
52. Umb einen Kußiſts GOtt zuthun.
Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend
toͤmbt/
Und ein ſolch ſchweres Kreutz auf ſeine Schultern
nimbt?
Ja daß Er biß in Tod ſich aͤngſtet fuͤr und fuͤr?
Er ſuchet anders nichts als einen Kuß von dir.
54. Die Welt iſt im Fruͤling gemacht.
Jm Fruͤling ward die Welt Verneut/ und wieder-
bracht:
Drumb ſagſtu recht daß ſie im Fruͤling iſt gemacht.
55. Die geiſtliche Aufferſtehung.
Die Auferſtehung iſt im Geiſte ſchon geſchehn:
Wenn du dich laͤſt entwirkt von deinen Suͤnden ſehn.
56. Die geheimbe Himmelfahrt.
Wann du dich uͤber dich erhebſt und laͤſt GOtt waltẽ:
So wird in deinem Geiſt die Himmelfahrt gehalten.
57. Die geiſtliche Trunkenheit.
Der Geiſt prauſt ja wie Moſt: die Juͤnger alle-
ſambt/
Sind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt
Von ſeiner Hitz und Krafft: ſo bleibt es doch dabey/
Daß dieſe gantze Schaar voll ſuͤſſes Weines ſey.
58. Der verlohrne Groſchen.

Die Seele GOttesbild iſt der verlohrne Groſchen/
Die Kertze him̃liſch Licht/ daß durch den fall verloſchẽ:

Die
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[128[126]/0132] Johannis Angeli 52. Die Liebe hats erfunden. Daß GOtt gekreutzigt wird! daß man jhn kan ver- wunden! Daß Er die Schmach vertraͤgt/ die man jhm ange- than! Daß Er ſolch’ Angſt außſteht! uñ daß Er ſterben kan! Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden. 52. Umb einen Kußiſts GOtt zuthun. Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend toͤmbt/ Und ein ſolch ſchweres Kreutz auf ſeine Schultern nimbt? Ja daß Er biß in Tod ſich aͤngſtet fuͤr und fuͤr? Er ſuchet anders nichts als einen Kuß von dir. 54. Die Welt iſt im Fruͤling gemacht. Jm Fruͤling ward die Welt Verneut/ und wieder- bracht: Drumb ſagſtu recht daß ſie im Fruͤling iſt gemacht. 55. Die geiſtliche Aufferſtehung. Die Auferſtehung iſt im Geiſte ſchon geſchehn: Wenn du dich laͤſt entwirkt von deinen Suͤnden ſehn. 56. Die geheimbe Himmelfahrt. Wann du dich uͤber dich erhebſt und laͤſt GOtt waltẽ: So wird in deinem Geiſt die Himmelfahrt gehalten. 57. Die geiſtliche Trunkenheit. Der Geiſt prauſt ja wie Moſt: die Juͤnger alle- ſambt/ Sind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt Von ſeiner Hitz und Krafft: ſo bleibt es doch dabey/ Daß dieſe gantze Schaar voll ſuͤſſes Weines ſey. 58. Der verlohrne Groſchen. Die Seele GOttesbild iſt der verlohrne Groſchen/ Die Kertze him̃liſch Licht/ daß durch den fall verloſchẽ: Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 128[126]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/132>, abgerufen am 21.11.2024.