Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

nur helffen könte! Alß ihm aber darüber ernstlich zugespro-
chen ward/ daß bey dem Allmächtigen/ Barmhertzigen/ und
Gnädigen GOTT kein Ding unmüglich were/ daß er auch
die stärckesten Bande und Stricke des Teuffels/ darinnen
er die Gottlosen gefangen hette/ könte zerreissen/ wie mit dem
Exempel des Manassis und vieler anbern zu beweisen stün-
de/ veränderte er diese Redens Art/ und sagte: Ach wenn
mir GOtt nur helffen wolte! Man berichtete ihn hierauff/
daß er GOttes gnädigen Willen nicht allein auß seinem
Heiligen Worte wissen könte/ in welchem er sich erkläret het-
te so wahr er lebe/ er wolte nicht den Todt des Sünders/ son-
dern daß er sich bekehre und lebe/ zu welchen Ende er auch
seinen allerliebsten Sohn in die Welt gesand/ nehmlich die
Sünder selig zu machen/ sondern er solte auch bedencken/ wie
GOttes Güte und Langmut bißher so groß an ihm gewe-
sen/ wie er seinen erschrecklichen grossen Sünden/ mit Gött-
licher grossen Gedult hette zugesehen/ ihm Zeit zur Busse ge-
gönnet/ und ihn jetzt über sein eigen Verhoffen dahin ge-
bracht/ daß er hette seiner Seelen Gefahr entdecken/ und umb
Hülffe schreyen müssen/ weiln denn über das der gnädige
GOtt seine Diener zu ihm sende/ und durch sein Wort an
seinem Hertzen zu dessen Bekehrung arbeiten lasse/ so könne
er hierauß wol schliessen/ daß ihm die Gnaden-Thür/ und die
offene Blut-trieffenden Wunden des HErrn JEsu seines
Erlösers noch offen stunden.

§. 37.

Einige Tage nach her/ alß ich/ auff sein sonderba-
res Erfodern zu ihm kam/ sagte er/ Er müste vom Satan
an denen Tagen/ die Vermöge ihres Verbündniß/ wie dro-
ben gemeldet/ ihm zukämen/ sehr grosse Quaal leiden/ son-
derlich/ weil er seinen Zustand entdecket/ und sich zu GOtt
gewendet hette/ wie er denn auch bald darauff einen harten

An-

nur helffen koͤnte! Alß ihm aber daruͤber ernſtlich zugeſpro-
chen ward/ daß bey dem Allmaͤchtigen/ Barmhertzigen/ und
Gnaͤdigen GOTT kein Ding unmuͤglich were/ daß er auch
die ſtaͤrckeſten Bande und Stricke des Teuffels/ darinnen
er die Gottloſen gefangen hette/ koͤnte zerreiſſen/ wie mit dem
Exempel des Manaſſis und vieler anbern zu beweiſen ſtuͤn-
de/ veraͤnderte er dieſe Redens Art/ und ſagte: Ach wenn
mir GOtt nur helffen wolte! Man berichtete ihn hierauff/
daß er GOttes gnaͤdigen Willen nicht allein auß ſeinem
Heiligen Worte wiſſen koͤnte/ in welchem er ſich erklaͤret het-
te ſo wahr er lebe/ er wolte nicht den Todt des Suͤnders/ ſon-
dern daß er ſich bekehre und lebe/ zu welchen Ende er auch
ſeinen allerliebſten Sohn in die Welt geſand/ nehmlich die
Suͤnder ſelig zu machen/ ſondern er ſolte auch bedencken/ wie
GOttes Guͤte und Langmut bißher ſo groß an ihm gewe-
ſen/ wie er ſeinen erſchrecklichen groſſen Suͤnden/ mit Goͤtt-
licher groſſen Gedult hette zugeſehen/ ihm Zeit zur Buſſe ge-
goͤnnet/ und ihn jetzt uͤber ſein eigen Verhoffen dahin ge-
bracht/ daß er hette ſeiner Seelen Gefahr entdecken/ und umb
Huͤlffe ſchreyen muͤſſen/ weiln denn uͤber das der gnaͤdige
GOtt ſeine Diener zu ihm ſende/ und durch ſein Wort an
ſeinem Hertzen zu deſſen Bekehrung arbeiten laſſe/ ſo koͤnne
er hierauß wol ſchlieſſen/ daß ihm die Gnaden-Thuͤr/ und die
offene Blut-trieffenden Wunden des HErrn JEſu ſeines
Erloͤſers noch offen ſtunden.

§. 37.

Einige Tage nach her/ alß ich/ auff ſein ſonderba-
res Erfodern zu ihm kam/ ſagte er/ Er muͤſte vom Satan
an denen Tagen/ die Vermoͤge ihres Verbuͤndniß/ wie dro-
ben gemeldet/ ihm zukaͤmen/ ſehr groſſe Quaal leiden/ ſon-
derlich/ weil er ſeinen Zuſtand entdecket/ und ſich zu GOtt
gewendet hette/ wie er denn auch bald darauff einen harten

An-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0141"/>
nur helffen ko&#x0364;nte! Alß ihm aber daru&#x0364;ber ern&#x017F;tlich zuge&#x017F;pro-<lb/>
chen ward/ daß bey dem Allma&#x0364;chtigen/ Barmhertzigen/ und<lb/>
Gna&#x0364;digen GOTT kein Ding unmu&#x0364;glich were/ daß er auch<lb/>
die &#x017F;ta&#x0364;rcke&#x017F;ten Bande und Stricke des Teuffels/ darinnen<lb/>
er die Gottlo&#x017F;en gefangen hette/ ko&#x0364;nte zerrei&#x017F;&#x017F;en/ wie mit dem<lb/>
Exempel des Mana&#x017F;&#x017F;is und vieler anbern zu bewei&#x017F;en &#x017F;tu&#x0364;n-<lb/>
de/ vera&#x0364;nderte er die&#x017F;e Redens Art/ und &#x017F;agte: Ach wenn<lb/>
mir GOtt nur helffen wolte! Man berichtete ihn hierauff/<lb/>
daß er GOttes gna&#x0364;digen Willen nicht allein auß &#x017F;einem<lb/>
Heiligen Worte wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nte/ in welchem er &#x017F;ich erkla&#x0364;ret het-<lb/>
te &#x017F;o wahr er lebe/ er wolte nicht den Todt des Su&#x0364;nders/ &#x017F;on-<lb/>
dern daß er &#x017F;ich bekehre und lebe/ zu welchen Ende er auch<lb/>
&#x017F;einen allerlieb&#x017F;ten Sohn in die Welt ge&#x017F;and/ nehmlich die<lb/>
Su&#x0364;nder &#x017F;elig zu machen/ &#x017F;ondern er &#x017F;olte auch bedencken/ wie<lb/>
GOttes Gu&#x0364;te und Langmut bißher &#x017F;o groß an ihm gewe-<lb/>
&#x017F;en/ wie er &#x017F;einen er&#x017F;chrecklichen gro&#x017F;&#x017F;en Su&#x0364;nden/ mit Go&#x0364;tt-<lb/>
licher gro&#x017F;&#x017F;en Gedult hette zuge&#x017F;ehen/ ihm Zeit zur Bu&#x017F;&#x017F;e ge-<lb/>
go&#x0364;nnet/ und ihn jetzt u&#x0364;ber &#x017F;ein eigen Verhoffen dahin ge-<lb/>
bracht/ daß er hette &#x017F;einer Seelen Gefahr entdecken/ und umb<lb/>
Hu&#x0364;lffe &#x017F;chreyen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ weiln denn u&#x0364;ber das der gna&#x0364;dige<lb/>
GOtt &#x017F;eine Diener zu ihm &#x017F;ende/ und durch &#x017F;ein Wort an<lb/>
&#x017F;einem Hertzen zu de&#x017F;&#x017F;en Bekehrung arbeiten la&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o ko&#x0364;nne<lb/>
er hierauß wol &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß ihm die Gnaden-Thu&#x0364;r/ und die<lb/>
offene Blut-trieffenden Wunden des HErrn JE&#x017F;u &#x017F;eines<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ers noch offen &#x017F;tunden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head>§. 37.</head>
              <p>Einige Tage nach her/ alß ich/ auff &#x017F;ein &#x017F;onderba-<lb/>
res Erfodern zu ihm kam/ &#x017F;agte er/ Er mu&#x0364;&#x017F;te vom Satan<lb/>
an denen Tagen/ die Vermo&#x0364;ge ihres Verbu&#x0364;ndniß/ wie dro-<lb/>
ben gemeldet/ ihm zuka&#x0364;men/ &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Quaal leiden/ &#x017F;on-<lb/>
derlich/ weil er &#x017F;einen Zu&#x017F;tand entdecket/ und &#x017F;ich zu GOtt<lb/>
gewendet hette/ wie er denn auch bald darauff einen harten<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">An-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0141] nur helffen koͤnte! Alß ihm aber daruͤber ernſtlich zugeſpro- chen ward/ daß bey dem Allmaͤchtigen/ Barmhertzigen/ und Gnaͤdigen GOTT kein Ding unmuͤglich were/ daß er auch die ſtaͤrckeſten Bande und Stricke des Teuffels/ darinnen er die Gottloſen gefangen hette/ koͤnte zerreiſſen/ wie mit dem Exempel des Manaſſis und vieler anbern zu beweiſen ſtuͤn- de/ veraͤnderte er dieſe Redens Art/ und ſagte: Ach wenn mir GOtt nur helffen wolte! Man berichtete ihn hierauff/ daß er GOttes gnaͤdigen Willen nicht allein auß ſeinem Heiligen Worte wiſſen koͤnte/ in welchem er ſich erklaͤret het- te ſo wahr er lebe/ er wolte nicht den Todt des Suͤnders/ ſon- dern daß er ſich bekehre und lebe/ zu welchen Ende er auch ſeinen allerliebſten Sohn in die Welt geſand/ nehmlich die Suͤnder ſelig zu machen/ ſondern er ſolte auch bedencken/ wie GOttes Guͤte und Langmut bißher ſo groß an ihm gewe- ſen/ wie er ſeinen erſchrecklichen groſſen Suͤnden/ mit Goͤtt- licher groſſen Gedult hette zugeſehen/ ihm Zeit zur Buſſe ge- goͤnnet/ und ihn jetzt uͤber ſein eigen Verhoffen dahin ge- bracht/ daß er hette ſeiner Seelen Gefahr entdecken/ und umb Huͤlffe ſchreyen muͤſſen/ weiln denn uͤber das der gnaͤdige GOtt ſeine Diener zu ihm ſende/ und durch ſein Wort an ſeinem Hertzen zu deſſen Bekehrung arbeiten laſſe/ ſo koͤnne er hierauß wol ſchlieſſen/ daß ihm die Gnaden-Thuͤr/ und die offene Blut-trieffenden Wunden des HErrn JEſu ſeines Erloͤſers noch offen ſtunden. §. 37.Einige Tage nach her/ alß ich/ auff ſein ſonderba- res Erfodern zu ihm kam/ ſagte er/ Er muͤſte vom Satan an denen Tagen/ die Vermoͤge ihres Verbuͤndniß/ wie dro- ben gemeldet/ ihm zukaͤmen/ ſehr groſſe Quaal leiden/ ſon- derlich/ weil er ſeinen Zuſtand entdecket/ und ſich zu GOtt gewendet hette/ wie er denn auch bald darauff einen harten An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/141
Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/141>, abgerufen am 21.11.2024.