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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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gönnen/ jedoch weil ich nicht gern wolte/ daß die heutige siche-
re Welt solte Uhrsach haben/ die Gerichte und Wercke Got-
tes zu verkleinern/ will ich kürtzlich und einfältig meine Mei-
nung davon entdecken/ und der Zuversicht geleben/ daß alle
verständige Gemüther/ die ohne Affecten/ in der Furcht
GOttes/ der Sachen nachdencken/ und alle angeführte Um-
stände wol erwegen/ damit werden wol zu frieden/ oder doch
dieselbe ihnen nicht werden lassen entgegen seyn.

§. 10.

Die Theologi erfodern zu einer leiblichen Besi-
tzung daß der Satan nicht nur nach seiner Wirckung und
Krafft/ (ka[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
energeian) sondern auch nach seiner Substantz
und Wesen (ka[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
ousian) in dem Menschen gefahren sey/ in ihm
wohne/ seine innere und äussere Glied massen/ und Sinne be-
hersche/ ihn quäle/ und übel handle/ in ihm und auß ihm wü-
te und tobe/ daher machen sie folgend einen Unterscheid unter
dem Jnsitz/ und Besitz/ (inter Obsessionem & Possessio-
nem
) Oder unter der gewaltsamen und erschrecklichen Ein-
wohnung des Satans in dem Menschen/ und unter der
grausamen Macht/ Quaal/ und Pein/ damit er von aussen
den Menschen anfällt/ angreifft und plaget/ Sie thun auch
weiter hinzu/ daß es überauß schwer sey/ hierinn recht zu ur-
theilen/ und daß man hierinn müsse sehr fürsichtig und be-
hutsam verfahren/ haben auch einige Zeichen bemercket/ dar-
auß man wahrscheinlich schliessen könne/ ob eine Person
warhafftig und eigentlich besessen sey? Oder ob der Satan
auff GOttes Verhängnis/ durch Beybringung einer anhal-
tenden gifftigen/ bösen Krafft/ und/ wenn ich so sagen mag/
durch sein höllisch-gifftiges Anhauchen/ den Menschen von
aussen plage/ und quäle: (Vid. D. Balduin. Cas. Consci-
ent. lib. 3. Cap. 3. p. 615. ss. D. Gerhard. Disp. Isagogic
XV. p. 610. ss. D. Brochman. System. de Ang. mal. T.
1.

p. 264.

goͤnnen/ jedoch weil ich nicht gern wolte/ daß die heutige ſiche-
re Welt ſolte Uhrſach haben/ die Gerichte und Wercke Got-
tes zu verkleinern/ will ich kuͤrtzlich und einfaͤltig meine Mei-
nung davon entdecken/ und der Zuverſicht geleben/ daß alle
verſtaͤndige Gemuͤther/ die ohne Affecten/ in der Furcht
GOttes/ der Sachen nachdencken/ und alle angefuͤhrte Um-
ſtaͤnde wol erwegen/ damit werden wol zu frieden/ oder doch
dieſelbe ihnen nicht werden laſſen entgegen ſeyn.

§. 10.

Die Theologi erfodern zu einer leiblichen Beſi-
tzung daß der Satan nicht nur nach ſeiner Wirckung und
Krafft/ (κα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
ἐνὲργειαν) ſondern auch nach ſeiner Subſtantz
und Weſen (κα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
οὐσίαν) in dem Menſchen gefahren ſey/ in ihm
wohne/ ſeine innere und aͤuſſere Glied maſſen/ und Sinne be-
herſche/ ihn quaͤle/ und uͤbel handle/ in ihm und auß ihm wuͤ-
te und tobe/ daher machen ſie folgend einen Unterſcheid unter
dem Jnſitz/ und Beſitz/ (inter Obſesſionem & Poſſesſio-
nem
) Oder unter der gewaltſamen und erſchrecklichen Ein-
wohnung des Satans in dem Menſchen/ und unter der
grauſamen Macht/ Quaal/ und Pein/ damit er von auſſen
den Menſchen anfaͤllt/ angreifft und plaget/ Sie thun auch
weiter hinzu/ daß es uͤberauß ſchwer ſey/ hierinn recht zu ur-
theilen/ und daß man hierinn muͤſſe ſehr fuͤrſichtig und be-
hutſam verfahren/ haben auch einige Zeichen bemercket/ dar-
auß man wahrſcheinlich ſchlieſſen koͤnne/ ob eine Perſon
warhafftig und eigentlich beſeſſen ſey? Oder ob der Satan
auff GOttes Verhaͤngnis/ durch Beybringung einer anhal-
tenden gifftigen/ boͤſen Krafft/ und/ wenn ich ſo ſagen mag/
durch ſein hoͤlliſch-gifftiges Anhauchen/ den Menſchen von
auſſen plage/ und quaͤle: (Vid. D. Balduin. Caſ. Conſci-
ent. lib. 3. Cap. 3. p. 615. ſſ. D. Gerhard. Disp. Iſagogic
XV. p. 610. ſſ. D. Brochman. Syſtem. de Ang. mal. T.
1.

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[0014] goͤnnen/ jedoch weil ich nicht gern wolte/ daß die heutige ſiche- re Welt ſolte Uhrſach haben/ die Gerichte und Wercke Got- tes zu verkleinern/ will ich kuͤrtzlich und einfaͤltig meine Mei- nung davon entdecken/ und der Zuverſicht geleben/ daß alle verſtaͤndige Gemuͤther/ die ohne Affecten/ in der Furcht GOttes/ der Sachen nachdencken/ und alle angefuͤhrte Um- ſtaͤnde wol erwegen/ damit werden wol zu frieden/ oder doch dieſelbe ihnen nicht werden laſſen entgegen ſeyn. §. 10.Die Theologi erfodern zu einer leiblichen Beſi- tzung daß der Satan nicht nur nach ſeiner Wirckung und Krafft/ (κα_ ἐνὲργειαν) ſondern auch nach ſeiner Subſtantz und Weſen (κα_ οὐσίαν) in dem Menſchen gefahren ſey/ in ihm wohne/ ſeine innere und aͤuſſere Glied maſſen/ und Sinne be- herſche/ ihn quaͤle/ und uͤbel handle/ in ihm und auß ihm wuͤ- te und tobe/ daher machen ſie folgend einen Unterſcheid unter dem Jnſitz/ und Beſitz/ (inter Obſesſionem & Poſſesſio- nem) Oder unter der gewaltſamen und erſchrecklichen Ein- wohnung des Satans in dem Menſchen/ und unter der grauſamen Macht/ Quaal/ und Pein/ damit er von auſſen den Menſchen anfaͤllt/ angreifft und plaget/ Sie thun auch weiter hinzu/ daß es uͤberauß ſchwer ſey/ hierinn recht zu ur- theilen/ und daß man hierinn muͤſſe ſehr fuͤrſichtig und be- hutſam verfahren/ haben auch einige Zeichen bemercket/ dar- auß man wahrſcheinlich ſchlieſſen koͤnne/ ob eine Perſon warhafftig und eigentlich beſeſſen ſey? Oder ob der Satan auff GOttes Verhaͤngnis/ durch Beybringung einer anhal- tenden gifftigen/ boͤſen Krafft/ und/ wenn ich ſo ſagen mag/ durch ſein hoͤlliſch-gifftiges Anhauchen/ den Menſchen von auſſen plage/ und quaͤle: (Vid. D. Balduin. Caſ. Conſci- ent. lib. 3. Cap. 3. p. 615. ſſ. D. Gerhard. Disp. Iſagogic XV. p. 610. ſſ. D. Brochman. Syſtem. de Ang. mal. T. 1. p. 264.

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/14>, abgerufen am 13.11.2024.