Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Zehender Theil der Erquickstunden.

Mach zween Ducaten/ den Zusehern vnwissend/ mit Speigel naß/ so
bleiben sie/ wanns auff einander gelegt werden/ beysammen/ vnd begeben sich
im wurff nicht leichtlich von einander/ der vnterste Ducat aber muß vnten
drucken seyn/ lege das drucken auff den schuch über die grossen Zeen deß rech-
ten Fusses/ nimb eine offene Kandel/ setz sie auff die rechte Achsel halts bey
der Handhaben/ mit der rechten hebe den Fuß auff/ erhebe damit die Ducaten
in die höhe/ vnnd neige die Kandel/ daß sie darein fallen können/ dazu dann
eine Vbung erfordert wird. So diß ein anderer nachmachen will/ der nicht
zuvor die Ducaten naß gemacht/ wird er sie im stoß leichtlich von einander
schleudern.

Die XXIV. Auffgab.
Einen zimblich grossen Stein mit eim Leder vnd Faden
wunderlich auffzuheben.

Schneid ein rundes Leder in der grösse eines Dalers/ in der mitte ziehe ein
Schuchdrot dadurch/ mach zu vnterst einen Knoten dran/ daß er nit durch
das Leder schlupffen könne/ mach das Leder naß/ wirffs nach der fläch auff
einen stein/ ziehe den Drot in die höhe/ so wirst du nicht allein das Leder/ son-
dern auch denstein mit auffheben. Die Vrsach ist/ weil das Leder naß/ so
ligt es fein gleich vnnd satt auff dem stein/ wann nun der Schuchdrot fein
langsam in die höhe gezgen wird/ ziehet sich das Leder etwas zusamm/ vnd
wird in der mit hoch/ daß ein genötigter Lufft zwischen das Leder vnnd den
Stein kommet; Solcher hält den Stein an sich/ vnd lässet jhn nicht fallen.

Die XXV. Auffgab.
Daß der beste Springer/ nicht über einen Strohalm springen
könne/ ob er gleich zu nächst davor stehet.

Etliche legen einem ein Strohalm für/ sagen er soll seine zwo grosse
Zeen in den Händen haltend/ darüber springen/ welchs zwar auch zuthun
vnmüglich/ weil man zum sprung einen schwung haben muß/ welcher bey
solcher postur dem Menschen gantz benommen: Allein wunderlicher ists/
wann man den besten Springer gerad auffrecht läst für den Strohalm ste-
hen/ vnd er doch nicht nüber springen kan: Dann man sagt jhme er müsse al-
so gerad hinüber springen/ vnd weder Knie/ Leib/ oder Kopff biegen/ so er

nun
Zehender Theil der Erquickſtunden.

Mach zween Ducaten/ den Zuſehern vnwiſſend/ mit Speigel naß/ ſo
bleiben ſie/ wañs auff einander gelegt werden/ beyſammen/ vnd begeben ſich
im wurff nicht leichtlich von einander/ der vnterſte Ducat aber muß vnten
drucken ſeyn/ lege das drucken auff den ſchuch uͤber die groſſen Zeen deß rech-
ten Fuſſes/ nimb eine offene Kandel/ ſetz ſie auff die rechte Achſel halts bey
der Handhaben/ mit der rechten hebe den Fuß auff/ erhebe damit die Ducaten
in die hoͤhe/ vnnd neige die Kandel/ daß ſie darein fallen koͤnnen/ dazu dann
eine Vbung erfordert wird. So diß ein anderer nachmachen will/ der nicht
zuvor die Ducaten naß gemacht/ wird er ſie im ſtoß leichtlich von einander
ſchleudern.

Die XXIV. Auffgab.
Einen zimblich groſſen Stein mit eim Leder vnd Faden
wunderlich auffzuheben.

Schneid ein rundes Leder in der groͤſſe eines Dalers/ in der mitte ziehe ein
Schuchdrot dadurch/ mach zu vnterſt einen Knoten dran/ daß er nit durch
das Leder ſchlupffen koͤnne/ mach das Leder naß/ wirffs nach der flaͤch auff
einen ſtein/ ziehe den Drot in die hoͤhe/ ſo wirſt du nicht allein das Leder/ ſon-
dern auch denſtein mit auffheben. Die Vrſach iſt/ weil das Leder naß/ ſo
ligt es fein gleich vnnd ſatt auff dem ſtein/ wann nun der Schuchdrot fein
langſam in die hoͤhe gezgen wird/ ziehet ſich das Leder etwas zuſamm/ vnd
wird in der mit hoch/ daß ein genoͤtigter Lufft zwiſchen das Leder vnnd den
Stein kommet; Solcher haͤlt den Stein an ſich/ vnd laͤſſet jhn nicht fallen.

Die XXV. Auffgab.
Daß der beſte Springer/ nicht uͤber einen Strohalm ſpringen
koͤnne/ ob er gleich zu naͤchſt davor ſtehet.

Etliche legen einem ein Strohalm fuͤr/ ſagen er ſoll ſeine zwo groſſe
Zeen in den Haͤnden haltend/ daruͤber ſpringen/ welchs zwar auch zuthun
vnmuͤglich/ weil man zum ſprung einen ſchwung haben muß/ welcher bey
ſolcher poſtur dem Menſchen gantz benommen: Allein wunderlicher iſts/
wann man den beſten Springer gerad auffrecht laͤſt fuͤr den Strohalm ſte-
hen/ vnd er doch nicht nuͤber ſpringen kan: Dann man ſagt jhme er muͤſſe al-
ſo gerad hinuͤber ſpringen/ vnd weder Knie/ Leib/ oder Kopff biegen/ ſo er

nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0421" n="407"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehender Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi> </fw><lb/>
        <p>Mach zween Ducaten/ den Zu&#x017F;ehern vnwi&#x017F;&#x017F;end/ mit Speigel naß/ &#x017F;o<lb/>
bleiben &#x017F;ie/ wan&#x0303;s auff einander gelegt werden/ bey&#x017F;ammen/ vnd begeben &#x017F;ich<lb/>
im wurff nicht leichtlich von einander/ der vnter&#x017F;te Ducat aber muß vnten<lb/>
drucken &#x017F;eyn/ lege das drucken auff den &#x017F;chuch u&#x0364;ber die gro&#x017F;&#x017F;en Zeen deß rech-<lb/>
ten Fu&#x017F;&#x017F;es/ nimb eine offene Kandel/ &#x017F;etz &#x017F;ie auff die rechte Ach&#x017F;el halts bey<lb/>
der Handhaben/ mit der rechten hebe den Fuß auff/ erhebe damit die Ducaten<lb/>
in die ho&#x0364;he/ vnnd neige die Kandel/ daß &#x017F;ie darein fallen ko&#x0364;nnen/ dazu dann<lb/>
eine Vbung erfordert wird. So diß ein anderer nachmachen will/ der nicht<lb/>
zuvor die Ducaten naß gemacht/ wird er &#x017F;ie im &#x017F;toß leichtlich von einander<lb/>
&#x017F;chleudern.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIV.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Einen zimblich gro&#x017F;&#x017F;en Stein mit eim Leder vnd Faden<lb/>
wunderlich auffzuheben.</hi> </head><lb/>
        <p>Schneid ein rundes Leder in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines Dalers/ in der mitte ziehe ein<lb/>
Schuchdrot dadurch/ mach zu vnter&#x017F;t einen Knoten dran/ daß er nit durch<lb/>
das Leder &#x017F;chlupffen ko&#x0364;nne/ mach das Leder naß/ wirffs nach der fla&#x0364;ch auff<lb/>
einen &#x017F;tein/ ziehe den Drot in die ho&#x0364;he/ &#x017F;o wir&#x017F;t du nicht allein das Leder/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch den&#x017F;tein mit auffheben. Die Vr&#x017F;ach i&#x017F;t/ weil das Leder naß/ &#x017F;o<lb/>
ligt es fein gleich vnnd &#x017F;att auff dem &#x017F;tein/ wann nun der Schuchdrot fein<lb/>
lang&#x017F;am in die ho&#x0364;he gezgen wird/ ziehet &#x017F;ich das Leder etwas zu&#x017F;amm/ vnd<lb/>
wird in der mit hoch/ daß ein geno&#x0364;tigter Lufft zwi&#x017F;chen das Leder vnnd den<lb/>
Stein kommet; Solcher ha&#x0364;lt den Stein an &#x017F;ich/ vnd la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et jhn nicht fallen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXV.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Daß der be&#x017F;te Springer/ nicht u&#x0364;ber einen Strohalm &#x017F;pringen<lb/>
ko&#x0364;nne/ ob er gleich zu na&#x0364;ch&#x017F;t davor &#x017F;tehet.</hi> </head><lb/>
        <p>Etliche legen einem ein Strohalm fu&#x0364;r/ &#x017F;agen er &#x017F;oll &#x017F;eine zwo gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Zeen in den Ha&#x0364;nden haltend/ daru&#x0364;ber &#x017F;pringen/ welchs zwar auch zuthun<lb/>
vnmu&#x0364;glich/ weil man zum &#x017F;prung einen &#x017F;chwung haben muß/ welcher bey<lb/>
&#x017F;olcher <hi rendition="#aq">po&#x017F;tur</hi> dem Men&#x017F;chen gantz benommen: Allein wunderlicher i&#x017F;ts/<lb/>
wann man den be&#x017F;ten Springer gerad auffrecht la&#x0364;&#x017F;t fu&#x0364;r den Strohalm &#x017F;te-<lb/>
hen/ vnd er doch nicht nu&#x0364;ber &#x017F;pringen kan: Dann man &#x017F;agt jhme er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e al-<lb/>
&#x017F;o gerad hinu&#x0364;ber &#x017F;pringen/ vnd weder Knie/ Leib/ oder Kopff biegen/ &#x017F;o er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0421] Zehender Theil der Erquickſtunden. Mach zween Ducaten/ den Zuſehern vnwiſſend/ mit Speigel naß/ ſo bleiben ſie/ wañs auff einander gelegt werden/ beyſammen/ vnd begeben ſich im wurff nicht leichtlich von einander/ der vnterſte Ducat aber muß vnten drucken ſeyn/ lege das drucken auff den ſchuch uͤber die groſſen Zeen deß rech- ten Fuſſes/ nimb eine offene Kandel/ ſetz ſie auff die rechte Achſel halts bey der Handhaben/ mit der rechten hebe den Fuß auff/ erhebe damit die Ducaten in die hoͤhe/ vnnd neige die Kandel/ daß ſie darein fallen koͤnnen/ dazu dann eine Vbung erfordert wird. So diß ein anderer nachmachen will/ der nicht zuvor die Ducaten naß gemacht/ wird er ſie im ſtoß leichtlich von einander ſchleudern. Die XXIV. Auffgab. Einen zimblich groſſen Stein mit eim Leder vnd Faden wunderlich auffzuheben. Schneid ein rundes Leder in der groͤſſe eines Dalers/ in der mitte ziehe ein Schuchdrot dadurch/ mach zu vnterſt einen Knoten dran/ daß er nit durch das Leder ſchlupffen koͤnne/ mach das Leder naß/ wirffs nach der flaͤch auff einen ſtein/ ziehe den Drot in die hoͤhe/ ſo wirſt du nicht allein das Leder/ ſon- dern auch denſtein mit auffheben. Die Vrſach iſt/ weil das Leder naß/ ſo ligt es fein gleich vnnd ſatt auff dem ſtein/ wann nun der Schuchdrot fein langſam in die hoͤhe gezgen wird/ ziehet ſich das Leder etwas zuſamm/ vnd wird in der mit hoch/ daß ein genoͤtigter Lufft zwiſchen das Leder vnnd den Stein kommet; Solcher haͤlt den Stein an ſich/ vnd laͤſſet jhn nicht fallen. Die XXV. Auffgab. Daß der beſte Springer/ nicht uͤber einen Strohalm ſpringen koͤnne/ ob er gleich zu naͤchſt davor ſtehet. Etliche legen einem ein Strohalm fuͤr/ ſagen er ſoll ſeine zwo groſſe Zeen in den Haͤnden haltend/ daruͤber ſpringen/ welchs zwar auch zuthun vnmuͤglich/ weil man zum ſprung einen ſchwung haben muß/ welcher bey ſolcher poſtur dem Menſchen gantz benommen: Allein wunderlicher iſts/ wann man den beſten Springer gerad auffrecht laͤſt fuͤr den Strohalm ſte- hen/ vnd er doch nicht nuͤber ſpringen kan: Dann man ſagt jhme er muͤſſe al- ſo gerad hinuͤber ſpringen/ vnd weder Knie/ Leib/ oder Kopff biegen/ ſo er nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/421
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/421>, abgerufen am 21.12.2024.