Die Forstwissenschaft bedarf zu ihrer exakten Begründung und zur Weiterbildung der Anstellung von Versuchen. Diese werden hier in doppelter Form vorgenommen, nämlich entweder nach der bei den Naturwissenschaften vorzugsweise üblichen Methode der Beobachtung eines Vorganges unter ausschliesslicher Einwirkung bestimmter, be- kannter Ursachen, oder nach der statistischen Methode der Massenbeob- achtung.
Da zahlreiche wichtige Vorgänge auf dem Gebiete der Forstwissen- schaft von mannigfaltigen Faktoren abhängen, deren Einwirkung sich nicht isolieren lässt, so ist die Forstwissenschaft bezüglich der Unter- suchung einer sehr grossen Anzahl von Fragen vorläufig, und teilweise wohl immer, auf die Methode der Massenbeobachtung angewiesen, um hieraus die bestimmenden Gesetze abzuleiten; diese besitzt daher hier be- sondere Bedeutung.
Das Bedürfnis, Versuche auf forstlichem Gebiete nach der statisti- schen Methode auszuführen, ist schon sehr frühzeitig hervorgetreten. Die erste Aufforderung hierzu dürfte in der von Reaumur im Jahre 1713 erteilten Anweisung zur Untersuchung des Wachstumsganges von Nieder- waldungen enthalten sein.
Die ältesten forstlichen Versuche sind während der ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts von G. L. Hartig (über die Dauer der Hölzer) und von Hundeshagen (über den Einfluss der Streunutzung auf die Bodenkraft) ausgeführt worden.
Um das Jahr 1840 wurde die Notwendigkeit, forstliche Versuche anzustellen, in der Litteratur und in Forstversammlungen vielfach be- tont, und bald gingen auch schon einige Staatsforstverwaltungen in dieser Richtung vor, um sich auf dem Gebiete der Taxation die nötigen Behelfe zu verschaffen (Baden, Verordnung wegen Anlage ständiger Ver- suchsflächen, 1843, und Bayern, Veröffentlichung der Massentafeln, 1846).
Die ganze Frage kam jedoch erst um das Jahr 1860 in Fluss, als 1857 ein von Gustav Heyr, Eduard Heyer und Faustmann unter- zeichneter Aufruf zur Vornahme von forststatischen Untersuchungen und ein Artikel von Baur "Was könnte in Oesterreich für forststatische Untersuchungen geschehen?" erschienen.
Zunächst wurden nun in Sachsen Untersuchungen über den Ein- fluss des Streurechens sowie forstlich-meteorologische Stationen einge- richtet, Bayern folgte 1867 ebenfalls mit solchen Stationen sowie mit Streuversuchen und Durchforstungsversuchen. Auch in Württemberg, Baden, Hessen, Braunschweig, Preussen geschah einzelnes, jedoch ohne eigentliche Organisation.
I. Abschnitt. Forstwirtschaftspflege.
3. Kapitel. Das forstliche Versuchswesen.
Die Forstwissenschaft bedarf zu ihrer exakten Begründung und zur Weiterbildung der Anstellung von Versuchen. Diese werden hier in doppelter Form vorgenommen, nämlich entweder nach der bei den Naturwissenschaften vorzugsweise üblichen Methode der Beobachtung eines Vorganges unter ausschlieſslicher Einwirkung bestimmter, be- kannter Ursachen, oder nach der statistischen Methode der Massenbeob- achtung.
Da zahlreiche wichtige Vorgänge auf dem Gebiete der Forstwissen- schaft von mannigfaltigen Faktoren abhängen, deren Einwirkung sich nicht isolieren läſst, so ist die Forstwissenschaft bezüglich der Unter- suchung einer sehr groſsen Anzahl von Fragen vorläufig, und teilweise wohl immer, auf die Methode der Massenbeobachtung angewiesen, um hieraus die bestimmenden Gesetze abzuleiten; diese besitzt daher hier be- sondere Bedeutung.
Das Bedürfnis, Versuche auf forstlichem Gebiete nach der statisti- schen Methode auszuführen, ist schon sehr frühzeitig hervorgetreten. Die erste Aufforderung hierzu dürfte in der von Réaumur im Jahre 1713 erteilten Anweisung zur Untersuchung des Wachstumsganges von Nieder- waldungen enthalten sein.
Die ältesten forstlichen Versuche sind während der ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts von G. L. Hartig (über die Dauer der Hölzer) und von Hundeshagen (über den Einfluſs der Streunutzung auf die Bodenkraft) ausgeführt worden.
Um das Jahr 1840 wurde die Notwendigkeit, forstliche Versuche anzustellen, in der Litteratur und in Forstversammlungen vielfach be- tont, und bald gingen auch schon einige Staatsforstverwaltungen in dieser Richtung vor, um sich auf dem Gebiete der Taxation die nötigen Behelfe zu verschaffen (Baden, Verordnung wegen Anlage ständiger Ver- suchsflächen, 1843, und Bayern, Veröffentlichung der Massentafeln, 1846).
Die ganze Frage kam jedoch erst um das Jahr 1860 in Fluſs, als 1857 ein von Gustav Heyr, Eduard Heyer und Faustmann unter- zeichneter Aufruf zur Vornahme von forststatischen Untersuchungen und ein Artikel von Baur „Was könnte in Oesterreich für forststatische Untersuchungen geschehen?“ erschienen.
Zunächst wurden nun in Sachsen Untersuchungen über den Ein- fluſs des Streurechens sowie forstlich-meteorologische Stationen einge- richtet, Bayern folgte 1867 ebenfalls mit solchen Stationen sowie mit Streuversuchen und Durchforstungsversuchen. Auch in Württemberg, Baden, Hessen, Braunschweig, Preuſsen geschah einzelnes, jedoch ohne eigentliche Organisation.
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Naturwissenschaften vorzugsweise üblichen Methode der Beobachtung
eines Vorganges unter ausschlieſslicher Einwirkung bestimmter, be-
kannter Ursachen, oder nach der statistischen Methode der Massenbeob-
achtung.
Da zahlreiche wichtige Vorgänge auf dem Gebiete der Forstwissen-
schaft von mannigfaltigen Faktoren abhängen, deren Einwirkung sich
nicht isolieren läſst, so ist die Forstwissenschaft bezüglich der Unter-
suchung einer sehr groſsen Anzahl von Fragen vorläufig, und teilweise
wohl immer, auf die Methode der Massenbeobachtung angewiesen, um
hieraus die bestimmenden Gesetze abzuleiten; diese besitzt daher hier be-
sondere Bedeutung.
Das Bedürfnis, Versuche auf forstlichem Gebiete nach der statisti-
schen Methode auszuführen, ist schon sehr frühzeitig hervorgetreten.
Die erste Aufforderung hierzu dürfte in der von Réaumur im Jahre 1713
erteilten Anweisung zur Untersuchung des Wachstumsganges von Nieder-
waldungen enthalten sein.
Die ältesten forstlichen Versuche sind während der ersten Dezennien
des 19. Jahrhunderts von G. L. Hartig (über die Dauer der Hölzer)
und von Hundeshagen (über den Einfluſs der Streunutzung auf die
Bodenkraft) ausgeführt worden.
Um das Jahr 1840 wurde die Notwendigkeit, forstliche Versuche
anzustellen, in der Litteratur und in Forstversammlungen vielfach be-
tont, und bald gingen auch schon einige Staatsforstverwaltungen in
dieser Richtung vor, um sich auf dem Gebiete der Taxation die nötigen
Behelfe zu verschaffen (Baden, Verordnung wegen Anlage ständiger Ver-
suchsflächen, 1843, und Bayern, Veröffentlichung der Massentafeln, 1846).
Die ganze Frage kam jedoch erst um das Jahr 1860 in Fluſs, als
1857 ein von Gustav Heyr, Eduard Heyer und Faustmann unter-
zeichneter Aufruf zur Vornahme von forststatischen Untersuchungen und
ein Artikel von Baur „Was könnte in Oesterreich für forststatische
Untersuchungen geschehen?“ erschienen.
Zunächst wurden nun in Sachsen Untersuchungen über den Ein-
fluſs des Streurechens sowie forstlich-meteorologische Stationen einge-
richtet, Bayern folgte 1867 ebenfalls mit solchen Stationen sowie mit
Streuversuchen und Durchforstungsversuchen. Auch in Württemberg,
Baden, Hessen, Braunschweig, Preuſsen geschah einzelnes, jedoch ohne
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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/141>, abgerufen am 27.07.2024.
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