ist, welche sich stärker entwickelt, während die frühern in Fasern sich fortsetzenden Zellen hauptsächlich durch die Höhlen sich kennbar machten. Hierher gehören das Zell- gewebe, Sehnengewebe und elastische Gewebe.
1) Zellgewebe.
Bekanntlich besteht das Zellgewebe aus äusserst fei- nen, zähen, glatten Fasern von blasser Kontur, die sowohl nach der Praeparation, als auch, wie man am Mesenterium ohne Praeparation sieht, im natürlichen Zustande gewöhn- lich geschlängelt verlaufen. Der grösste Theil des Zell- gewebes lässt sich durch gewaltsames Lufteinpressen auf- blasen, und man sieht dann zahllose, mit einander kom- munizirende Zellenräume darin, von denen man nicht weiss, ob sie Kunstprodukt sind oder schon vorgebildet waren. Ausserdem enthält auch das Zellgewebe oft Fett- bläschen, die, nach Gurlt, von einem dünnen durchsich- tigen, nicht faserigen Häutchen umgeben sind, oft eine sechseckige Form haben und hierin dem Pflanzengewebe ähnlich sind (Gurlt's Physiologie der Haussäugethiere S. 19). Um nun das Verhältniss dieser Bestandtheile des Zellgewebes zu den Elementarzellen kennen zu lernen, muss man auf die Entstehung des Zellgewebes beim Fö- tus zurückgehen.
Untersucht man das Zellgewebe z. B. am Halse oder aus der Tiefe der Augenhöhle eines 31/2 Zoll langen Schweinefötus, so erkennt man dasselbe als eine gallert- artige Substanz, etwas konsistenter als der Glaskörper des Auges, im frühesten Zustande eben so durchsichtig, mit der fortschreitenden Entwicklung aber immer mehr weisslich werdend und von seiner gallertartigen Beschaf- fenheit verlierend. Bei der mikroskopischen Untersuchung sieht man darin mehr oder weniger zahlreiche kleine Kör- perchen verschiedener Art, die jedoch bei einem Fötus des angegebenen Alters nicht zahlreich genug sind, um die ganze gallertartige Substanz zu bilden, sondern sich noth-
ist, welche sich stärker entwickelt, während die frühern in Fasern sich fortsetzenden Zellen hauptsächlich durch die Höhlen sich kennbar machten. Hierher gehören das Zell- gewebe, Sehnengewebe und elastische Gewebe.
1) Zellgewebe.
Bekanntlich besteht das Zellgewebe aus äuſserst fei- nen, zähen, glatten Fasern von blasser Kontur, die sowohl nach der Praeparation, als auch, wie man am Mesenterium ohne Praeparation sieht, im natürlichen Zustande gewöhn- lich geschlängelt verlaufen. Der gröſste Theil des Zell- gewebes läſst sich durch gewaltsames Lufteinpressen auf- blasen, und man sieht dann zahllose, mit einander kom- munizirende Zellenräume darin, von denen man nicht weiſs, ob sie Kunstprodukt sind oder schon vorgebildet waren. Auſserdem enthält auch das Zellgewebe oft Fett- bläschen, die, nach Gurlt, von einem dünnen durchsich- tigen, nicht faserigen Häutchen umgeben sind, oft eine sechseckige Form haben und hierin dem Pflanzengewebe ähnlich sind (Gurlt’s Physiologie der Haussäugethiere S. 19). Um nun das Verhältniſs dieser Bestandtheile des Zellgewebes zu den Elementarzellen kennen zu lernen, muſs man auf die Entstehung des Zellgewebes beim Fö- tus zurückgehen.
Untersucht man das Zellgewebe z. B. am Halse oder aus der Tiefe der Augenhöhle eines 3½ Zoll langen Schweinefötus, so erkennt man dasselbe als eine gallert- artige Substanz, etwas konsistenter als der Glaskörper des Auges, im frühesten Zustande eben so durchsichtig, mit der fortschreitenden Entwicklung aber immer mehr weiſslich werdend und von seiner gallertartigen Beschaf- fenheit verlierend. Bei der mikroskopischen Untersuchung sieht man darin mehr oder weniger zahlreiche kleine Kör- perchen verschiedener Art, die jedoch bei einem Fötus des angegebenen Alters nicht zahlreich genug sind, um die ganze gallertartige Substanz zu bilden, sondern sich noth-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0157"n="133"/>
ist, welche sich stärker entwickelt, während die frühern in<lb/>
Fasern sich fortsetzenden Zellen hauptsächlich durch die<lb/>
Höhlen sich kennbar machten. Hierher gehören das Zell-<lb/>
gewebe, Sehnengewebe und elastische Gewebe.</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">1) <hirendition="#g">Zellgewebe</hi>.</hi></head><lb/><p>Bekanntlich besteht das Zellgewebe aus äuſserst fei-<lb/>
nen, zähen, glatten Fasern von blasser Kontur, die sowohl<lb/>
nach der Praeparation, als auch, wie man am Mesenterium<lb/>
ohne Praeparation sieht, im natürlichen Zustande gewöhn-<lb/>
lich geschlängelt verlaufen. Der gröſste Theil des Zell-<lb/>
gewebes läſst sich durch gewaltsames Lufteinpressen auf-<lb/>
blasen, und man sieht dann zahllose, mit einander kom-<lb/>
munizirende Zellenräume darin, von denen man nicht<lb/>
weiſs, ob sie Kunstprodukt sind oder schon vorgebildet<lb/>
waren. Auſserdem enthält auch das Zellgewebe oft Fett-<lb/>
bläschen, die, nach <hirendition="#g">Gurlt</hi>, von einem dünnen durchsich-<lb/>
tigen, nicht faserigen Häutchen umgeben sind, oft eine<lb/>
sechseckige Form haben und hierin dem Pflanzengewebe<lb/>
ähnlich sind (<hirendition="#g">Gurlt’s</hi> Physiologie der Haussäugethiere<lb/>
S. 19). Um nun das Verhältniſs dieser Bestandtheile des<lb/>
Zellgewebes zu den Elementarzellen kennen zu lernen,<lb/>
muſs man auf die Entstehung des Zellgewebes beim Fö-<lb/>
tus zurückgehen.</p><lb/><p>Untersucht man das Zellgewebe z. B. am Halse oder<lb/>
aus der Tiefe der Augenhöhle eines 3½ Zoll langen<lb/>
Schweinefötus, so erkennt man dasselbe als eine gallert-<lb/>
artige Substanz, etwas konsistenter als der Glaskörper<lb/>
des Auges, im frühesten Zustande eben so durchsichtig,<lb/>
mit der fortschreitenden Entwicklung aber immer mehr<lb/>
weiſslich werdend und von seiner gallertartigen Beschaf-<lb/>
fenheit verlierend. Bei der mikroskopischen Untersuchung<lb/>
sieht man darin mehr oder weniger zahlreiche kleine Kör-<lb/>
perchen verschiedener Art, die jedoch bei einem Fötus<lb/>
des angegebenen Alters nicht zahlreich genug sind, um die<lb/>
ganze gallertartige Substanz zu bilden, sondern sich noth-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[133/0157]
ist, welche sich stärker entwickelt, während die frühern in
Fasern sich fortsetzenden Zellen hauptsächlich durch die
Höhlen sich kennbar machten. Hierher gehören das Zell-
gewebe, Sehnengewebe und elastische Gewebe.
1) Zellgewebe.
Bekanntlich besteht das Zellgewebe aus äuſserst fei-
nen, zähen, glatten Fasern von blasser Kontur, die sowohl
nach der Praeparation, als auch, wie man am Mesenterium
ohne Praeparation sieht, im natürlichen Zustande gewöhn-
lich geschlängelt verlaufen. Der gröſste Theil des Zell-
gewebes läſst sich durch gewaltsames Lufteinpressen auf-
blasen, und man sieht dann zahllose, mit einander kom-
munizirende Zellenräume darin, von denen man nicht
weiſs, ob sie Kunstprodukt sind oder schon vorgebildet
waren. Auſserdem enthält auch das Zellgewebe oft Fett-
bläschen, die, nach Gurlt, von einem dünnen durchsich-
tigen, nicht faserigen Häutchen umgeben sind, oft eine
sechseckige Form haben und hierin dem Pflanzengewebe
ähnlich sind (Gurlt’s Physiologie der Haussäugethiere
S. 19). Um nun das Verhältniſs dieser Bestandtheile des
Zellgewebes zu den Elementarzellen kennen zu lernen,
muſs man auf die Entstehung des Zellgewebes beim Fö-
tus zurückgehen.
Untersucht man das Zellgewebe z. B. am Halse oder
aus der Tiefe der Augenhöhle eines 3½ Zoll langen
Schweinefötus, so erkennt man dasselbe als eine gallert-
artige Substanz, etwas konsistenter als der Glaskörper
des Auges, im frühesten Zustande eben so durchsichtig,
mit der fortschreitenden Entwicklung aber immer mehr
weiſslich werdend und von seiner gallertartigen Beschaf-
fenheit verlierend. Bei der mikroskopischen Untersuchung
sieht man darin mehr oder weniger zahlreiche kleine Kör-
perchen verschiedener Art, die jedoch bei einem Fötus
des angegebenen Alters nicht zahlreich genug sind, um die
ganze gallertartige Substanz zu bilden, sondern sich noth-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/157>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.