Spuren der alten Naturweisheit, in der Anordnung des Thierkreises.
Selbst die uralte Eintheilung und Anordnung des Thier- kreises, ist viel tiefer in der Natur gegründet, als man wohl gewöhnlich glaubt. Der Punkt, wo wir in der Zeit der Frühlingsnachtgleiche die Sonne sehen, und der noch in der heutigen Astronomie der erste Grad der Länge ist, hat nicht blos für unsre Erde, sondern für alle Planeten unsres Systems, eine so tiefe Bedeutung, daß wir seine Anwendung bey dieser uralten Anordnung des Thierkreises für mehr als zufällig halten müssen. Es fällt nämlich die- ser Punkt, nicht blos für eine gewisse Zeit, sondern nach einem unveränderlichen Gesetz, und beständig (m. s. hier- über schon den nächstfolgenden Anhang gegen das Ende) mit dem Knotenpunkt der Vestabahn auf der Ebene des Sonnenaequators zusammen. Dieser ist aber (schon nach den 3 letzten §. des folgenden Anhanges) in dem Verhält- niß der Lage der Planetenbahnen gegen die Ebene des Son- nenaequators von derselben Wichtigkeit, als der Halbmes- ser des Mercur in dem Verhältniß der Größen (nach §. 4.) Zwar beträgt nun der Unterschied zwischen dem Knoten- punkt der Vestabahn und dem Aequinoctialpunkt unsres, mit der Vesta in einer äußerst merkwürdigen Beziehung stehenden Planeten, (m. s. den folgenden Anhang) noch immer gegen 1/2 Grad; allein dieser geringe Unterschied, der in der Natur, wie sich künftig zeigen wird, wahr-
B b 2
Zuſaͤtze zur zweyten Vorleſung, p. 39.
Spuren der alten Naturweisheit, in der Anordnung des Thierkreiſes.
Selbſt die uralte Eintheilung und Anordnung des Thier- kreiſes, iſt viel tiefer in der Natur gegruͤndet, als man wohl gewoͤhnlich glaubt. Der Punkt, wo wir in der Zeit der Fruͤhlingsnachtgleiche die Sonne ſehen, und der noch in der heutigen Aſtronomie der erſte Grad der Laͤnge iſt, hat nicht blos fuͤr unſre Erde, ſondern fuͤr alle Planeten unſres Syſtems, eine ſo tiefe Bedeutung, daß wir ſeine Anwendung bey dieſer uralten Anordnung des Thierkreiſes fuͤr mehr als zufaͤllig halten muͤſſen. Es faͤllt naͤmlich die- ſer Punkt, nicht blos fuͤr eine gewiſſe Zeit, ſondern nach einem unveraͤnderlichen Geſetz, und beſtaͤndig (m. ſ. hier- uͤber ſchon den naͤchſtfolgenden Anhang gegen das Ende) mit dem Knotenpunkt der Veſtabahn auf der Ebene des Sonnenaequators zuſammen. Dieſer iſt aber (ſchon nach den 3 letzten §. des folgenden Anhanges) in dem Verhaͤlt- niß der Lage der Planetenbahnen gegen die Ebene des Son- nenaequators von derſelben Wichtigkeit, als der Halbmeſ- ſer des Mercur in dem Verhaͤltniß der Groͤßen (nach §. 4.) Zwar betraͤgt nun der Unterſchied zwiſchen dem Knoten- punkt der Veſtabahn und dem Aequinoctialpunkt unſres, mit der Veſta in einer aͤußerſt merkwuͤrdigen Beziehung ſtehenden Planeten, (m. ſ. den folgenden Anhang) noch immer gegen ½ Grad; allein dieſer geringe Unterſchied, der in der Natur, wie ſich kuͤnftig zeigen wird, wahr-
B b 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0401"n="[387]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g"><hirendition="#b">Zuſaͤtze</hi><lb/>
zur zweyten Vorleſung</hi>, <hirendition="#aq">p.</hi> 39.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Spuren der alten Naturweisheit, in der<lb/>
Anordnung des Thierkreiſes</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>elbſt die uralte Eintheilung und Anordnung des Thier-<lb/>
kreiſes, iſt viel tiefer in der Natur gegruͤndet, als man<lb/>
wohl gewoͤhnlich glaubt. Der Punkt, wo wir in der Zeit<lb/>
der Fruͤhlingsnachtgleiche die Sonne ſehen, und der noch<lb/>
in der heutigen Aſtronomie der erſte Grad der Laͤnge iſt,<lb/>
hat nicht blos fuͤr unſre Erde, ſondern fuͤr alle Planeten<lb/>
unſres Syſtems, eine ſo tiefe Bedeutung, daß wir ſeine<lb/>
Anwendung bey dieſer uralten Anordnung des Thierkreiſes<lb/>
fuͤr mehr als zufaͤllig halten muͤſſen. Es faͤllt naͤmlich die-<lb/>ſer Punkt, nicht blos fuͤr eine gewiſſe Zeit, ſondern nach<lb/>
einem unveraͤnderlichen Geſetz, und beſtaͤndig (m. ſ. hier-<lb/>
uͤber ſchon den naͤchſtfolgenden Anhang gegen das Ende)<lb/>
mit dem Knotenpunkt der Veſtabahn auf der Ebene des<lb/>
Sonnenaequators zuſammen. Dieſer iſt aber (ſchon nach<lb/>
den 3 letzten §. des folgenden Anhanges) in dem Verhaͤlt-<lb/>
niß der Lage der Planetenbahnen gegen die Ebene des Son-<lb/>
nenaequators von derſelben Wichtigkeit, als der Halbmeſ-<lb/>ſer des Mercur in dem Verhaͤltniß der Groͤßen (nach §. 4.)<lb/>
Zwar betraͤgt nun der Unterſchied zwiſchen dem Knoten-<lb/>
punkt der Veſtabahn und dem Aequinoctialpunkt unſres,<lb/>
mit der Veſta in einer aͤußerſt merkwuͤrdigen Beziehung<lb/>ſtehenden Planeten, (m. ſ. den folgenden Anhang) noch<lb/>
immer gegen ½ Grad; allein dieſer geringe Unterſchied,<lb/>
der in der Natur, wie ſich kuͤnftig zeigen wird, wahr-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[387]/0401]
Zuſaͤtze
zur zweyten Vorleſung, p. 39.
Spuren der alten Naturweisheit, in der
Anordnung des Thierkreiſes.
Selbſt die uralte Eintheilung und Anordnung des Thier-
kreiſes, iſt viel tiefer in der Natur gegruͤndet, als man
wohl gewoͤhnlich glaubt. Der Punkt, wo wir in der Zeit
der Fruͤhlingsnachtgleiche die Sonne ſehen, und der noch
in der heutigen Aſtronomie der erſte Grad der Laͤnge iſt,
hat nicht blos fuͤr unſre Erde, ſondern fuͤr alle Planeten
unſres Syſtems, eine ſo tiefe Bedeutung, daß wir ſeine
Anwendung bey dieſer uralten Anordnung des Thierkreiſes
fuͤr mehr als zufaͤllig halten muͤſſen. Es faͤllt naͤmlich die-
ſer Punkt, nicht blos fuͤr eine gewiſſe Zeit, ſondern nach
einem unveraͤnderlichen Geſetz, und beſtaͤndig (m. ſ. hier-
uͤber ſchon den naͤchſtfolgenden Anhang gegen das Ende)
mit dem Knotenpunkt der Veſtabahn auf der Ebene des
Sonnenaequators zuſammen. Dieſer iſt aber (ſchon nach
den 3 letzten §. des folgenden Anhanges) in dem Verhaͤlt-
niß der Lage der Planetenbahnen gegen die Ebene des Son-
nenaequators von derſelben Wichtigkeit, als der Halbmeſ-
ſer des Mercur in dem Verhaͤltniß der Groͤßen (nach §. 4.)
Zwar betraͤgt nun der Unterſchied zwiſchen dem Knoten-
punkt der Veſtabahn und dem Aequinoctialpunkt unſres,
mit der Veſta in einer aͤußerſt merkwuͤrdigen Beziehung
ſtehenden Planeten, (m. ſ. den folgenden Anhang) noch
immer gegen ½ Grad; allein dieſer geringe Unterſchied,
der in der Natur, wie ſich kuͤnftig zeigen wird, wahr-
B b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. [387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/401>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.