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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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Prügelstrafe der Neger durchdrücken wollten - und hast damit fünfzig Pfund Sterling für den Kirchenbau verscherzt.'

,Liebe Frau, können wir Gott nicht ebensogut anbeten unter dem Himmelsdom, den er geschaffen hat, als in goldenen Häusern? Soll ein Mensch schweigen, wenn er Gewaltthat sieht, um Geld für ein Gotteshaus zu erlangen? Wenn ich den Schwarzen verteidigt habe, als ich glaubte, daß ihm Unrecht geschähe, soll ich da den Weißen nicht verteidigen, meinen leiblichen Bruder? Sollen wir nur reden, wenn dem Einen Unrecht geschieht und uns des Anderen nicht annehmen?'

,Ja, aber Du hast doch an Deine Familie und an Dich selbst zu denken. Warum stellst Du Dich immer in Gegensatz zu den Leuten, die etwas für uns thun könnten? Wenn Du so kampflustig bist, warum greifst Du nicht die Juden an, weil sie unsern Herrn Christus gekreuzigt haben, oder Herodes oder Pontius Pilatus? Warum läßt Du nicht die Leute in Ruhe, die jetzt die Macht in Händen haben und die Dich mit ihrem Gelde erdrücken können?'

,Jene Juden, sowie Herodes und Pilatus sind lange tot, liebe Frau. Predigte ich über sie, was könnte es ihnen frommen? Wen schützte ich vor ihnen? Die Vergangenheit ist tot; sie lebt

Prügelstrafe der Neger durchdrücken wollten – und hast damit fünfzig Pfund Sterling für den Kirchenbau verscherzt.‘

‚Liebe Frau, können wir Gott nicht ebensogut anbeten unter dem Himmelsdom, den er geschaffen hat, als in goldenen Häusern? Soll ein Mensch schweigen, wenn er Gewaltthat sieht, um Geld für ein Gotteshaus zu erlangen? Wenn ich den Schwarzen verteidigt habe, als ich glaubte, daß ihm Unrecht geschähe, soll ich da den Weißen nicht verteidigen, meinen leiblichen Bruder? Sollen wir nur reden, wenn dem Einen Unrecht geschieht und uns des Anderen nicht annehmen?‘

‚Ja, aber Du hast doch an Deine Familie und an Dich selbst zu denken. Warum stellst Du Dich immer in Gegensatz zu den Leuten, die etwas für uns thun könnten? Wenn Du so kampflustig bist, warum greifst Du nicht die Juden an, weil sie unsern Herrn Christus gekreuzigt haben, oder Herodes oder Pontius Pilatus? Warum läßt Du nicht die Leute in Ruhe, die jetzt die Macht in Händen haben und die Dich mit ihrem Gelde erdrücken können?‘

‚Jene Juden, sowie Herodes und Pilatus sind lange tot, liebe Frau. Predigte ich über sie, was könnte es ihnen frommen? Wen schützte ich vor ihnen? Die Vergangenheit ist tot; sie lebt

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[55/0055] Prügelstrafe der Neger durchdrücken wollten – und hast damit fünfzig Pfund Sterling für den Kirchenbau verscherzt.‘ ‚Liebe Frau, können wir Gott nicht ebensogut anbeten unter dem Himmelsdom, den er geschaffen hat, als in goldenen Häusern? Soll ein Mensch schweigen, wenn er Gewaltthat sieht, um Geld für ein Gotteshaus zu erlangen? Wenn ich den Schwarzen verteidigt habe, als ich glaubte, daß ihm Unrecht geschähe, soll ich da den Weißen nicht verteidigen, meinen leiblichen Bruder? Sollen wir nur reden, wenn dem Einen Unrecht geschieht und uns des Anderen nicht annehmen?‘ ‚Ja, aber Du hast doch an Deine Familie und an Dich selbst zu denken. Warum stellst Du Dich immer in Gegensatz zu den Leuten, die etwas für uns thun könnten? Wenn Du so kampflustig bist, warum greifst Du nicht die Juden an, weil sie unsern Herrn Christus gekreuzigt haben, oder Herodes oder Pontius Pilatus? Warum läßt Du nicht die Leute in Ruhe, die jetzt die Macht in Händen haben und die Dich mit ihrem Gelde erdrücken können?‘ ‚Jene Juden, sowie Herodes und Pilatus sind lange tot, liebe Frau. Predigte ich über sie, was könnte es ihnen frommen? Wen schützte ich vor ihnen? Die Vergangenheit ist tot; sie lebt

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/55>, abgerufen am 27.04.2024.