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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
L.
HJer ist reiche Gnadenzeit/ da ein Thränlein
Früchte bringet/
Aus des Weinens milde Saat gnug der Him-
mel Garben dringet/
Säet aus mit Weinen hier/ und mit Freuden
erndtet ein/
Durch Geheul wird in der Höll Erndteqwaal
gesamlet sein.


Da ein Thränlein Früchte bringet) Das
sind wol recht Wucherreiche fruchtbringende Thränen/
davon David in dem 126. Psalm also saget: Die mit
Thränen säen/ werden mit Freuden erndten: Sie ge-
hen hin und weinen und tragen edlen Saamen/ und
kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Die
Hinleitung zu diesem allerköstlichsten lebendigem Was-
serbrunnen/ wird selber das Lamm mitten im Stule
verrichten/ und wan daher das Hertzen Wasser mildig-
lich hervor bricht/ so wird GOtt selbst alle Thränen ab-
waschen von unseren Augen Apoc. 7. v. 17. & cap. 21.
v. 4. Esai. 25. v.
8. Und wird GOtt selbst nicht schwei-
gen über solche unsere Thränen Psalm. 39. v. 13. Wol
dem/ welcher in seiner Noht und Bedrukk den rechten
Heilbrunnen der Thränlein zu suchen weiß/ davon
man dieses reimen kan:

Angstfeur wegen meiner Sünde/
Welches ich gar oft entpfinde/
Wil verbrennen mir mein Hertz!
Qwill hervor mein Thränelein/
Durch dich muß gelöschet sein
Aller Sünden Hitz und Schmertz.
Schlegt
Nachdenkliche Beſchreibung
L.
HJer iſt reiche Gnadenzeit/ da ein Thraͤnlein
Fruͤchte bringet/
Aus des Weinens milde Saat gnug der Him-
mel Garben dringet/
Saͤet aus mit Weinen hier/ und mit Freuden
erndtet ein/
Durch Geheul wird in der Hoͤll Erndteqwaal
geſamlet ſein.


Da ein Thraͤnlein Fruͤchte bringet) Das
ſind wol recht Wucherreiche fruchtbringende Thraͤnen/
davon David in dem 126. Pſalm alſo ſaget: Die mit
Thraͤnen ſaͤen/ werden mit Freuden erndten: Sie ge-
hen hin und weinen und tragen edlen Saamen/ und
kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Die
Hinleitung zu dieſem allerkoͤſtlichſten lebendigem Waſ-
ſerbrunnen/ wird ſelber das Lamm mitten im Stule
verrichten/ und wan daher das Hertzen Waſſer mildig-
lich hervor bricht/ ſo wird GOtt ſelbſt alle Thraͤnen ab-
waſchen von unſeren Augen Apoc. 7. v. 17. & cap. 21.
v. 4. Eſai. 25. v.
8. Und wird GOtt ſelbſt nicht ſchwei-
gen uͤber ſolche unſere Thraͤnen Pſalm. 39. v. 13. Wol
dem/ welcher in ſeiner Noht und Bedrukk den rechten
Heilbrunnen der Thraͤnlein zu ſuchen weiß/ davon
man dieſes reimen kan:

Angſtfeur wegen meiner Suͤnde/
Welches ich gar oft entpfinde/
Wil verbrennen mir mein Hertz!
Qwill hervor mein Thraͤnelein/
Durch dich muß geloͤſchet ſein
Aller Suͤnden Hitz und Schmertz.
Schlegt
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[170/0238] Nachdenkliche Beſchreibung L. HJer iſt reiche Gnadenzeit/ da ein Thraͤnlein Fruͤchte bringet/ Aus des Weinens milde Saat gnug der Him- mel Garben dringet/ Saͤet aus mit Weinen hier/ und mit Freuden erndtet ein/ Durch Geheul wird in der Hoͤll Erndteqwaal geſamlet ſein. Da ein Thraͤnlein Fruͤchte bringet) Das ſind wol recht Wucherreiche fruchtbringende Thraͤnen/ davon David in dem 126. Pſalm alſo ſaget: Die mit Thraͤnen ſaͤen/ werden mit Freuden erndten: Sie ge- hen hin und weinen und tragen edlen Saamen/ und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Die Hinleitung zu dieſem allerkoͤſtlichſten lebendigem Waſ- ſerbrunnen/ wird ſelber das Lamm mitten im Stule verrichten/ und wan daher das Hertzen Waſſer mildig- lich hervor bricht/ ſo wird GOtt ſelbſt alle Thraͤnen ab- waſchen von unſeren Augen Apoc. 7. v. 17. & cap. 21. v. 4. Eſai. 25. v. 8. Und wird GOtt ſelbſt nicht ſchwei- gen uͤber ſolche unſere Thraͤnen Pſalm. 39. v. 13. Wol dem/ welcher in ſeiner Noht und Bedrukk den rechten Heilbrunnen der Thraͤnlein zu ſuchen weiß/ davon man dieſes reimen kan: Angſtfeur wegen meiner Suͤnde/ Welches ich gar oft entpfinde/ Wil verbrennen mir mein Hertz! Qwill hervor mein Thraͤnelein/ Durch dich muß geloͤſchet ſein Aller Suͤnden Hitz und Schmertz. Schlegt

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/238>, abgerufen am 03.12.2024.