Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Geistes über die um die Mutter ihres Herrn ver-
sammelten Jünger, und seitwärts zur rechten Hand
mehrere Hauptzüge aus dem Leben derselben, wie
die Legende unter dem Namen ihrer sieben Freuden
und sieben Schmerzen sie auf unsre Zeiten brachte;
zuletzt ihr frommer schöner Tod, in der Mitte der
Jünger ihres göttlichen Sohnes. Man müßte diesem
Bilde ein eignes Buch weihen, um jede seiner zahl-
reichen und mannichfaltigen Darstellungen gehörig
zu würdigen und zu beschreiben. Alle diese viele
hundert, oft kaum einen Zoll hohe Figürchen be-
wegen sich, gruppiren sich, in unbeschreiblicher
Wahrheit, keinem fehlt es an Ebenmaas und Aus-
druck, alle, bis in die kleinsten Einzelheiten, der
Gewänder, der Haare, sind ausgeführt wie die
feinste Miniatur. Nichts ist bunt, verworren oder
kleinlich und das Ganze dieses wunderbaren Bildes
reine Harmonie und unaussprechliche Wahrheit.

Minder umfassend, aber nicht minder erfreu-
lich, ist ein aus drei Tafeln bestehendes kleines Altar-
gemälde Hemlings in dieser Sammlung, dessen
Hauptfiguren höchstens eine Elle hoch sind. Das


Geiſtes über die um die Mutter ihres Herrn ver-
ſammelten Jünger, und ſeitwärts zur rechten Hand
mehrere Hauptzüge aus dem Leben derſelben, wie
die Legende unter dem Namen ihrer ſieben Freuden
und ſieben Schmerzen ſie auf unſre Zeiten brachte;
zuletzt ihr frommer ſchöner Tod, in der Mitte der
Jünger ihres göttlichen Sohnes. Man müßte dieſem
Bilde ein eignes Buch weihen, um jede ſeiner zahl-
reichen und mannichfaltigen Darſtellungen gehörig
zu würdigen und zu beſchreiben. Alle dieſe viele
hundert, oft kaum einen Zoll hohe Figürchen be-
wegen ſich, gruppiren ſich, in unbeſchreiblicher
Wahrheit, keinem fehlt es an Ebenmaas und Aus-
druck, alle, bis in die kleinſten Einzelheiten, der
Gewänder, der Haare, ſind ausgeführt wie die
feinſte Miniatur. Nichts iſt bunt, verworren oder
kleinlich und das Ganze dieſes wunderbaren Bildes
reine Harmonie und unausſprechliche Wahrheit.

Minder umfaſſend, aber nicht minder erfreu-
lich, iſt ein aus drei Tafeln beſtehendes kleines Altar-
gemälde Hemlings in dieſer Sammlung, deſſen
Hauptfiguren höchſtens eine Elle hoch ſind. Das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0194" n="182"/><lb/>
Gei&#x017F;tes über die um die Mutter ihres Herrn ver-<lb/>
&#x017F;ammelten Jünger, und &#x017F;eitwärts zur rechten Hand<lb/>
mehrere Hauptzüge aus dem Leben der&#x017F;elben, wie<lb/>
die Legende unter dem Namen ihrer &#x017F;ieben Freuden<lb/>
und &#x017F;ieben Schmerzen &#x017F;ie auf un&#x017F;re Zeiten brachte;<lb/>
zuletzt ihr frommer &#x017F;chöner Tod, in der Mitte der<lb/>
Jünger ihres göttlichen Sohnes. Man müßte die&#x017F;em<lb/>
Bilde ein eignes Buch weihen, um jede &#x017F;einer zahl-<lb/>
reichen und mannichfaltigen Dar&#x017F;tellungen gehörig<lb/>
zu würdigen und zu be&#x017F;chreiben. Alle die&#x017F;e viele<lb/>
hundert, oft kaum einen Zoll hohe Figürchen be-<lb/>
wegen &#x017F;ich, gruppiren &#x017F;ich, in unbe&#x017F;chreiblicher<lb/>
Wahrheit, keinem fehlt es an Ebenmaas und Aus-<lb/>
druck, alle, bis in die klein&#x017F;ten Einzelheiten, der<lb/>
Gewänder, der Haare, &#x017F;ind ausgeführt wie die<lb/>
fein&#x017F;te Miniatur. Nichts i&#x017F;t bunt, verworren oder<lb/>
kleinlich und das Ganze die&#x017F;es wunderbaren Bildes<lb/>
reine Harmonie und unaus&#x017F;prechliche Wahrheit.</p><lb/>
        <p>Minder umfa&#x017F;&#x017F;end, aber nicht minder erfreu-<lb/>
lich, i&#x017F;t ein aus drei Tafeln be&#x017F;tehendes kleines Altar-<lb/>
gemälde Hemlings in die&#x017F;er Sammlung, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hauptfiguren höch&#x017F;tens eine Elle hoch &#x017F;ind. Das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0194] Geiſtes über die um die Mutter ihres Herrn ver- ſammelten Jünger, und ſeitwärts zur rechten Hand mehrere Hauptzüge aus dem Leben derſelben, wie die Legende unter dem Namen ihrer ſieben Freuden und ſieben Schmerzen ſie auf unſre Zeiten brachte; zuletzt ihr frommer ſchöner Tod, in der Mitte der Jünger ihres göttlichen Sohnes. Man müßte dieſem Bilde ein eignes Buch weihen, um jede ſeiner zahl- reichen und mannichfaltigen Darſtellungen gehörig zu würdigen und zu beſchreiben. Alle dieſe viele hundert, oft kaum einen Zoll hohe Figürchen be- wegen ſich, gruppiren ſich, in unbeſchreiblicher Wahrheit, keinem fehlt es an Ebenmaas und Aus- druck, alle, bis in die kleinſten Einzelheiten, der Gewänder, der Haare, ſind ausgeführt wie die feinſte Miniatur. Nichts iſt bunt, verworren oder kleinlich und das Ganze dieſes wunderbaren Bildes reine Harmonie und unausſprechliche Wahrheit. Minder umfaſſend, aber nicht minder erfreu- lich, iſt ein aus drei Tafeln beſtehendes kleines Altar- gemälde Hemlings in dieſer Sammlung, deſſen Hauptfiguren höchſtens eine Elle hoch ſind. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/194
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/194>, abgerufen am 26.04.2024.