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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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an in diesem seinem Wohnort unter des Meisters
schöpferischen Händen hervor. Viele davon sind
in der Folge der Zeiten zerstreut, verloren, unter-
gegangen, doch Vieles ward auch dort erhalten.
Ausser dem Bilde der Sibylle Zambeth, welches
der kaum vom Krankenlager Erstandne mit noch
schwacher Hand malte, bewahrt das Johannis-
Hospital noch zwei seiner größten, herrlichsten
Werke. Das erste von diesen ist eines der mit
der Jahrzahl 1479 bezeichneten und besteht aus
einem Mittelbilde und zwei Flügeln. Das Haupt-
gemälde stellt die heiligen Könige zu den Füßen des
neugebornen Heilandes dar; die ganze Anordnung
desselben erinnert unwiderstehlich an Meister Wil-
helms von Köln berühmte Abbildung dieses an
lieblichen Kontrasten überreichen Gegenstandes, den
die alten Meister der deutschen Schule so oft und
gern mit vorzüglicher Liebe und unermüdlichem
Fleiße sich erwählten. Der durch hohes Alter
ehrwürdigste König küßt, hingesunken in Demuth
und Andacht, das Füßchen des Kindes; neben
ihm knieet der zweite König mit seinen reichen


an in dieſem ſeinem Wohnort unter des Meiſters
ſchöpferiſchen Händen hervor. Viele davon ſind
in der Folge der Zeiten zerſtreut, verloren, unter-
gegangen, doch Vieles ward auch dort erhalten.
Auſſer dem Bilde der Sibylle Zambeth, welches
der kaum vom Krankenlager Erſtandne mit noch
ſchwacher Hand malte, bewahrt das Johannis-
Hoſpital noch zwei ſeiner größten, herrlichſten
Werke. Das erſte von dieſen iſt eines der mit
der Jahrzahl 1479 bezeichneten und beſteht aus
einem Mittelbilde und zwei Flügeln. Das Haupt-
gemälde ſtellt die heiligen Könige zu den Füßen des
neugebornen Heilandes dar; die ganze Anordnung
deſſelben erinnert unwiderſtehlich an Meiſter Wil-
helms von Köln berühmte Abbildung dieſes an
lieblichen Kontraſten überreichen Gegenſtandes, den
die alten Meiſter der deutſchen Schule ſo oft und
gern mit vorzüglicher Liebe und unermüdlichem
Fleiße ſich erwählten. Der durch hohes Alter
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und Andacht, das Füßchen des Kindes; neben
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[134/0146] an in dieſem ſeinem Wohnort unter des Meiſters ſchöpferiſchen Händen hervor. Viele davon ſind in der Folge der Zeiten zerſtreut, verloren, unter- gegangen, doch Vieles ward auch dort erhalten. Auſſer dem Bilde der Sibylle Zambeth, welches der kaum vom Krankenlager Erſtandne mit noch ſchwacher Hand malte, bewahrt das Johannis- Hoſpital noch zwei ſeiner größten, herrlichſten Werke. Das erſte von dieſen iſt eines der mit der Jahrzahl 1479 bezeichneten und beſteht aus einem Mittelbilde und zwei Flügeln. Das Haupt- gemälde ſtellt die heiligen Könige zu den Füßen des neugebornen Heilandes dar; die ganze Anordnung deſſelben erinnert unwiderſtehlich an Meiſter Wil- helms von Köln berühmte Abbildung dieſes an lieblichen Kontraſten überreichen Gegenſtandes, den die alten Meiſter der deutſchen Schule ſo oft und gern mit vorzüglicher Liebe und unermüdlichem Fleiße ſich erwählten. Der durch hohes Alter ehrwürdigſte König küßt, hingeſunken in Demuth und Andacht, das Füßchen des Kindes; neben ihm knieet der zweite König mit ſeinen reichen

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/146>, abgerufen am 27.04.2024.