Ein seltenes Geständniß, welches ein Dichter so sel- ten, als ein Mägdchen, daß sie nicht schön sey, öffentlich abzulegen pfleget. Wir verwundern uns darüber; und würden glauben, dieser Vers sey in der Höhle des Trophonius geschrieben worden; wüßten wir nicht gewiß, daß wir Se. Gn. erst itzt hineingesperret hätten.
U.
Ue.
Diese Sylbe ist eigentlich ordentlich abgedanket; der stolze Herr von Y hat sie verdrungen. Nir- gends haben wir diesen jungen Herrn und Stutzer verwegener gefunden, als hier. Ein keusches Mägdchen beschreibet die Gefahr des Umganges mit Mannsbildern.
"O! ein wildes verheerendes Ybel mit sturme bewaffnet "Sitzet in seinem arm! u. ist zum verder- ben gerystet. Jac. u. Jos. 10 S.
Ein Schalk sprach: es säße gar anderswo, das Ybel, als im Arme; allein, man kehre sich an die Spötter nicht: verspotten sie nicht die Offenb. St. Klopstocks?
Ueberlieferung, a. St. Sage;
auch dieses Wort hätte im neologischen Fache bleiben sollen.
Umfließen.
Das Sylbelein um mit einem Zeit- worte, ist wie eine rothe Tinctur, die auch Was- ser färbet.
-- "Ge-
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Ue Um
Ein ſeltenes Geſtaͤndniß, welches ein Dichter ſo ſel- ten, als ein Maͤgdchen, daß ſie nicht ſchoͤn ſey, oͤffentlich abzulegen pfleget. Wir verwundern uns daruͤber; und wuͤrden glauben, dieſer Vers ſey in der Hoͤhle des Trophonius geſchrieben worden; wuͤßten wir nicht gewiß, daß wir Se. Gn. erſt itzt hineingeſperret haͤtten.
U.
Ue.
Dieſe Sylbe iſt eigentlich ordentlich abgedanket; der ſtolze Herr von Y hat ſie verdrungen. Nir- gends haben wir dieſen jungen Herrn und Stutzer verwegener gefunden, als hier. Ein keuſches Maͤgdchen beſchreibet die Gefahr des Umganges mit Mannsbildern.
“O! ein wildes verheerendes Ybel mit ſturme bewaffnet “Sitzet in ſeinem arm! u. iſt zum verder- ben geryſtet. Jac. u. Joſ. 10 S.
Ein Schalk ſprach: es ſaͤße gar anderswo, das Ybel, als im Arme; allein, man kehre ſich an die Spoͤtter nicht: verſpotten ſie nicht die Offenb. St. Klopſtocks?
Ueberlieferung, a. St. Sage;
auch dieſes Wort haͤtte im neologiſchen Fache bleiben ſollen.
Umfließen.
Das Sylbelein um mit einem Zeit- worte, iſt wie eine rothe Tinctur, die auch Waſ- ſer faͤrbet.
— “Ge-
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Ein ſeltenes Geſtaͤndniß, welches ein Dichter ſo ſel-
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oͤffentlich abzulegen pfleget. Wir verwundern
uns daruͤber; und wuͤrden glauben, dieſer Vers
ſey in der Hoͤhle des Trophonius geſchrieben
worden; wuͤßten wir nicht gewiß, daß wir Se.
Gn. erſt itzt hineingeſperret haͤtten.
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Ue. Dieſe Sylbe iſt eigentlich ordentlich abgedanket;
der ſtolze Herr von Y hat ſie verdrungen. Nir-
gends haben wir dieſen jungen Herrn und Stutzer
verwegener gefunden, als hier. Ein keuſches
Maͤgdchen beſchreibet die Gefahr des Umganges
mit Mannsbildern.
“O! ein wildes verheerendes Ybel mit
ſturme bewaffnet
“Sitzet in ſeinem arm! u. iſt zum verder-
ben geryſtet. Jac. u. Joſ. 10 S.
Ein Schalk ſprach: es ſaͤße gar anderswo, das
Ybel, als im Arme; allein, man kehre ſich an
die Spoͤtter nicht: verſpotten ſie nicht die Offenb.
St. Klopſtocks?
Ueberlieferung, a. St. Sage; auch dieſes Wort
haͤtte im neologiſchen Fache bleiben ſollen.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/451>, abgerufen am 21.11.2024.
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