Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Th To
"Das im Sturme der Waffen die schreckli-
chen sieben Hügel
"Nicht zu erschüttern vermocht.
Offenb. St. Kl. 104 S.

Man sollte glauben, der Tempel habe in Rom
gestanden. So stürmen auch Waffen?

Noch ein sonderbarer Thurm, der da vom männ-
lichen Tritte bestiegen
wird.

-- "er ging mit dem männlichen Tritte,
"Welcher nur jüngst den Thurm der Mit-
tagshöhe bestiegen. Noah, 12 S.

So hat die Mittagshöhe einen Thurm? Wie
alt ist man da, wenn unser männlicher Tritt ihn
bestiegen hat? Alt genug; nur nicht klug genug!

Tod.

Lieber Leser! bist du gleich noch so listig: so
sollst du doch nicht errathen, was der Tod nach
der klopstockischen Theologie ist.
Jener Stüm-
per antwortete bey der Prüfung dem Superinten-
denten
auf die Frage: quid est mors? E. H.
so weit habe ich es noch nicht gebracht! Es
könnte leicht seyn, daß du es auch nicht so weit
gebracht hättest, wenn du auch gleich Professor
wärest. Quid est mors? - Des müden
Wanderers Schlaf!
Recht! denn alle Wan-
derer sterben, wann sie müde sind.

-- "Komm! Ruhe vom Elend!
"Tod! des müden Wanderers Schlaf!
und erbarme dich meiner!
Off. St. Kl. 145 S.

Der Tod ist ein allerliebstes Ding; niemals aber
gefällt er mir besser; als wenn er eine Maske vor-

nimmt
Th To
“Das im Sturme der Waffen die ſchreckli-
chen ſieben Huͤgel
“Nicht zu erſchuͤttern vermocht.
Offenb. St. Kl. 104 S.

Man ſollte glauben, der Tempel habe in Rom
geſtanden. So ſtuͤrmen auch Waffen?

Noch ein ſonderbarer Thurm, der da vom maͤnn-
lichen Tritte beſtiegen
wird.

— “er ging mit dem maͤnnlichen Tritte,
“Welcher nur juͤngſt den Thurm der Mit-
tagshoͤhe beſtiegen. Noah, 12 S.

So hat die Mittagshoͤhe einen Thurm? Wie
alt iſt man da, wenn unſer maͤnnlicher Tritt ihn
beſtiegen hat? Alt genug; nur nicht klug genug!

Tod.

Lieber Leſer! biſt du gleich noch ſo liſtig: ſo
ſollſt du doch nicht errathen, was der Tod nach
der klopſtockiſchen Theologie iſt.
Jener Stuͤm-
per antwortete bey der Pruͤfung dem Superinten-
denten
auf die Frage: quid eſt mors? E. H.
ſo weit habe ich es noch nicht gebracht! Es
koͤnnte leicht ſeyn, daß du es auch nicht ſo weit
gebracht haͤtteſt, wenn du auch gleich Profeſſor
waͤreſt. Quid eſt mors? - Des muͤden
Wanderers Schlaf!
Recht! denn alle Wan-
derer ſterben, wann ſie muͤde ſind.

— “Komm! Ruhe vom Elend!
Tod! des muͤden Wanderers Schlaf!
und erbarme dich meiner!
Off. St. Kl. 145 S.

Der Tod iſt ein allerliebſtes Ding; niemals aber
gefaͤllt er mir beſſer; als wenn er eine Maske vor-

nimmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0444" n="418"/><fw place="top" type="header">Th To</fw><lb/>
&#x201C;Das im <hi rendition="#fr">Sturme der Waffen</hi> die &#x017F;chreckli-<lb/><hi rendition="#et">chen &#x017F;ieben Hu&#x0364;gel</hi><lb/>
&#x201C;Nicht zu <hi rendition="#fr">er&#x017F;chu&#x0364;ttern</hi> vermocht.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Offenb. St. Kl. 104 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Man &#x017F;ollte glauben, der <hi rendition="#fr">Tempel</hi> habe in <hi rendition="#fr">Rom</hi><lb/>
ge&#x017F;tanden. So <hi rendition="#fr">&#x017F;tu&#x0364;rmen</hi> auch <hi rendition="#fr">Waffen?</hi></p><lb/>
            <p>Noch ein &#x017F;onderbarer <hi rendition="#fr">Thurm,</hi> der da vom <hi rendition="#fr">ma&#x0364;nn-<lb/>
lichen Tritte be&#x017F;tiegen</hi> wird.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;er ging mit dem <hi rendition="#fr">ma&#x0364;nnlichen Tritte,</hi><lb/>
&#x201C;Welcher nur ju&#x0364;ng&#x017F;t den <hi rendition="#fr">Thurm der Mit-<lb/><hi rendition="#et">tagsho&#x0364;he be&#x017F;tiegen. Noah, 12 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So hat die <hi rendition="#fr">Mittagsho&#x0364;he einen Thurm?</hi> Wie<lb/>
alt i&#x017F;t man da, wenn un&#x017F;er <hi rendition="#fr">ma&#x0364;nnlicher</hi> Tritt ihn<lb/><hi rendition="#fr">be&#x017F;tiegen</hi> hat? Alt genug; nur nicht klug genug!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Tod.</head>
            <p>Lieber Le&#x017F;er! bi&#x017F;t du gleich noch &#x017F;o li&#x017F;tig: &#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t du doch nicht errathen, <hi rendition="#fr">was der Tod nach<lb/>
der klop&#x017F;tocki&#x017F;chen Theologie i&#x017F;t.</hi> Jener Stu&#x0364;m-<lb/>
per antwortete bey der Pru&#x0364;fung dem <hi rendition="#fr">Superinten-<lb/>
denten</hi> auf die Frage: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quid e&#x017F;t mors?</hi></hi> <hi rendition="#fr">E. H.</hi><lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#fr">weit habe ich es noch nicht gebracht!</hi> Es<lb/>
ko&#x0364;nnte leicht &#x017F;eyn, daß du es auch nicht &#x017F;o weit<lb/>
gebracht ha&#x0364;tte&#x017F;t, wenn du auch gleich <hi rendition="#fr">Profe&#x017F;&#x017F;or</hi><lb/>
wa&#x0364;re&#x017F;t. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quid e&#x017F;t mors?</hi></hi> - <hi rendition="#fr">Des mu&#x0364;den<lb/>
Wanderers Schlaf!</hi> Recht! <hi rendition="#fr">denn alle Wan-<lb/>
derer &#x017F;terben, wann &#x017F;ie mu&#x0364;de &#x017F;ind.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Komm! Ruhe vom Elend!<lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Tod! des mu&#x0364;den Wanderers Schlaf!</hi><lb/><hi rendition="#et">und erbarme <hi rendition="#fr">dich meiner!<lb/>
Off. St. Kl. 145 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Tod</hi> i&#x017F;t ein allerlieb&#x017F;tes Ding; niemals aber<lb/>
gefa&#x0364;llt er mir be&#x017F;&#x017F;er; als wenn er eine <hi rendition="#fr">Maske</hi> vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nimmt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0444] Th To “Das im Sturme der Waffen die ſchreckli- chen ſieben Huͤgel “Nicht zu erſchuͤttern vermocht. Offenb. St. Kl. 104 S. Man ſollte glauben, der Tempel habe in Rom geſtanden. So ſtuͤrmen auch Waffen? Noch ein ſonderbarer Thurm, der da vom maͤnn- lichen Tritte beſtiegen wird. — “er ging mit dem maͤnnlichen Tritte, “Welcher nur juͤngſt den Thurm der Mit- tagshoͤhe beſtiegen. Noah, 12 S. So hat die Mittagshoͤhe einen Thurm? Wie alt iſt man da, wenn unſer maͤnnlicher Tritt ihn beſtiegen hat? Alt genug; nur nicht klug genug! Tod. Lieber Leſer! biſt du gleich noch ſo liſtig: ſo ſollſt du doch nicht errathen, was der Tod nach der klopſtockiſchen Theologie iſt. Jener Stuͤm- per antwortete bey der Pruͤfung dem Superinten- denten auf die Frage: quid eſt mors? E. H. ſo weit habe ich es noch nicht gebracht! Es koͤnnte leicht ſeyn, daß du es auch nicht ſo weit gebracht haͤtteſt, wenn du auch gleich Profeſſor waͤreſt. Quid eſt mors? - Des muͤden Wanderers Schlaf! Recht! denn alle Wan- derer ſterben, wann ſie muͤde ſind. — “Komm! Ruhe vom Elend! “Tod! des muͤden Wanderers Schlaf! und erbarme dich meiner! Off. St. Kl. 145 S. Der Tod iſt ein allerliebſtes Ding; niemals aber gefaͤllt er mir beſſer; als wenn er eine Maske vor- nimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/444
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/444>, abgerufen am 30.12.2024.