hat sie doch überreden können, daß die Nacht nicht zeuge? Werden die meisten Kinder nicht in der Nacht gemacht? Die folgenden Geister des gol- denen Tages bewundern wir herzlich.
Stumpf Ohr,
weil wir ja auch sagen, ein scharfes Ohr. Rath Bodmer hat kein stumpfes; denn er höret Gras wachsen und Flöhe husten.
"O! so ist nicht sein Ohr so stumpf, daß er sie nicht höre. Noah, 169 S.
Stock.
Jst das nicht hoch, wenn der Herr Rath die Tugend in den Stock werfen läßt?
"Auch sie winselt im Stock. -- Noah, 284 S.
Sturm besegeln.
Ey! diesen Sturm müssen wir besegeln: es koste Wams und Hosen.
"Geh! ich halte dich nicht, und weine nicht eitele Thränen, "Daß du am Porte schon stehst, indem ich den Sturm noch besegle. Noah, 224 S.
Dazu werden wir uns des Herrn Rathes Luft- schiff ausbitten: denn auf einen groben Ast gehört ein grober Quast. Unsere Dichter sitzen wie Ad- disons Cherub auf den Wolken, und es kostet ih- nen gar nichts, Blitze zu streuen, und Stürme zu hauchen: es sind recht stürmende Männer.
Sünde sündigen.
Es ist nicht genug zu sündi- gen; man muß auch sagen, was man sündi- get; Sünden sündigen; denn man könnte auch wohl Tugenden sündigen.
-- "Vor
C c 5
St Su
hat ſie doch uͤberreden koͤnnen, daß die Nacht nicht zeuge? Werden die meiſten Kinder nicht in der Nacht gemacht? Die folgenden Geiſter des gol- denen Tages bewundern wir herzlich.
Stumpf Ohr,
weil wir ja auch ſagen, ein ſcharfes Ohr. Rath Bodmer hat kein ſtumpfes; denn er hoͤret Gras wachſen und Floͤhe huſten.
“O! ſo iſt nicht ſein Ohr ſo ſtumpf, daß er ſie nicht hoͤre. Noah, 169 S.
Stock.
Jſt das nicht hoch, wenn der Herr Rath die Tugend in den Stock werfen laͤßt?
“Auch ſie winſelt im Stock. — Noah, 284 S.
Sturm beſegeln.
Ey! dieſen Sturm muͤſſen wir beſegeln: es koſte Wams und Hoſen.
“Geh! ich halte dich nicht, und weine nicht eitele Thraͤnen, “Daß du am Porte ſchon ſtehſt, indem ich den Sturm noch beſegle. Noah, 224 S.
Dazu werden wir uns des Herrn Rathes Luft- ſchiff ausbitten: denn auf einen groben Aſt gehoͤrt ein grober Quaſt. Unſere Dichter ſitzen wie Ad- diſons Cherub auf den Wolken, und es koſtet ih- nen gar nichts, Blitze zu ſtreuen, und Stuͤrme zu hauchen: es ſind recht ſtuͤrmende Maͤnner.
Suͤnde ſuͤndigen.
Es iſt nicht genug zu ſuͤndi- gen; man muß auch ſagen, was man ſuͤndi- get; Suͤnden ſuͤndigen; denn man koͤnnte auch wohl Tugenden ſuͤndigen.
— “Vor
C c 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbn="409"facs="#f0435"/><fwtype="header"place="top">St Su</fw><lb/>
hat ſie doch uͤberreden koͤnnen, daß die <hirendition="#fr">Nacht nicht<lb/>
zeuge?</hi> Werden die meiſten Kinder nicht in der<lb/>
Nacht gemacht? Die folgenden <hirendition="#fr">Geiſter des gol-<lb/>
denen Tages</hi> bewundern wir herzlich.</p></div><lb/><divn="3"><head>Stumpf Ohr,</head><p>weil wir ja auch ſagen, ein <hirendition="#fr">ſcharfes<lb/>
Ohr. Rath Bodmer</hi> hat kein <hirendition="#fr">ſtumpfes;</hi><lb/>
denn er hoͤret <hirendition="#fr">Gras</hi> wachſen und <hirendition="#fr">Floͤhe</hi> huſten.</p><lb/><cit><quote>“O! ſo iſt nicht ſein <hirendition="#fr">Ohr ſo ſtumpf,</hi> daß er ſie<lb/><hirendition="#et">nicht hoͤre. <hirendition="#fr">Noah, 169 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit></div><lb/><divn="3"><head>Stock.</head><p>Jſt das nicht hoch, wenn der <hirendition="#fr">Herr Rath</hi><lb/>
die <hirendition="#fr">Tugend in den Stock</hi> werfen laͤßt?</p><lb/><cit><quote>“Auch ſie <hirendition="#fr">winſelt im Stock. —<lb/><hirendition="#et">Noah, 284 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit></div><lb/><divn="3"><head>Sturm beſegeln.</head><p>Ey! dieſen <hirendition="#fr">Sturm</hi> muͤſſen<lb/>
wir <hirendition="#fr">beſegeln:</hi> es koſte Wams und Hoſen.</p><lb/><cit><quote>“Geh! ich halte dich nicht, und <hirendition="#fr">weine</hi> nicht<lb/><hirendition="#et">eitele <hirendition="#fr">Thraͤnen,</hi></hi><lb/>“Daß du am Porte ſchon ſtehſt, indem ich den<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Sturm noch beſegle. Noah, 224 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Dazu werden wir uns des <hirendition="#fr">Herrn Rathes Luft-<lb/>ſchiff</hi> ausbitten: denn auf einen groben Aſt gehoͤrt<lb/>
ein grober Quaſt. Unſere Dichter ſitzen wie <hirendition="#fr">Ad-<lb/>
diſons Cherub</hi> auf den Wolken, und es koſtet ih-<lb/>
nen gar nichts, <hirendition="#fr">Blitze zu ſtreuen,</hi> und <hirendition="#fr">Stuͤrme<lb/>
zu hauchen:</hi> es ſind recht <hirendition="#fr">ſtuͤrmende Maͤnner.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Suͤnde ſuͤndigen.</head><p>Es iſt nicht genug zu <hirendition="#fr">ſuͤndi-<lb/>
gen;</hi> man muß auch ſagen, <hirendition="#fr">was man ſuͤndi-<lb/>
get; Suͤnden ſuͤndigen;</hi> denn man koͤnnte auch<lb/>
wohl <hirendition="#fr">Tugenden ſuͤndigen.</hi></p><lb/><fwtype="sig"place="bottom">C c 5</fw><fwtype="catch"place="bottom">—“Vor</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[409/0435]
St Su
hat ſie doch uͤberreden koͤnnen, daß die Nacht nicht
zeuge? Werden die meiſten Kinder nicht in der
Nacht gemacht? Die folgenden Geiſter des gol-
denen Tages bewundern wir herzlich.
Stumpf Ohr, weil wir ja auch ſagen, ein ſcharfes
Ohr. Rath Bodmer hat kein ſtumpfes;
denn er hoͤret Gras wachſen und Floͤhe huſten.
“O! ſo iſt nicht ſein Ohr ſo ſtumpf, daß er ſie
nicht hoͤre. Noah, 169 S.
Stock. Jſt das nicht hoch, wenn der Herr Rath
die Tugend in den Stock werfen laͤßt?
“Auch ſie winſelt im Stock. —
Noah, 284 S.
Sturm beſegeln. Ey! dieſen Sturm muͤſſen
wir beſegeln: es koſte Wams und Hoſen.
“Geh! ich halte dich nicht, und weine nicht
eitele Thraͤnen,
“Daß du am Porte ſchon ſtehſt, indem ich den
Sturm noch beſegle. Noah, 224 S.
Dazu werden wir uns des Herrn Rathes Luft-
ſchiff ausbitten: denn auf einen groben Aſt gehoͤrt
ein grober Quaſt. Unſere Dichter ſitzen wie Ad-
diſons Cherub auf den Wolken, und es koſtet ih-
nen gar nichts, Blitze zu ſtreuen, und Stuͤrme
zu hauchen: es ſind recht ſtuͤrmende Maͤnner.
Suͤnde ſuͤndigen. Es iſt nicht genug zu ſuͤndi-
gen; man muß auch ſagen, was man ſuͤndi-
get; Suͤnden ſuͤndigen; denn man koͤnnte auch
wohl Tugenden ſuͤndigen.
— “Vor
C c 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/435>, abgerufen am 04.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.