Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Al sters Scheu, die bittere Kost der Reue, in unsgegraben. Der Dichter machet sich oft das un- schuldige Vergnügen, seiner Leser Verstand zu ver- suchen. Denn wer erräth es wohl gleich, wie ein Verschen eines Wiegenliedes oder Her- manns, daß, wenn man das Laster frißt, der Nachgeschmack die bittere Kost der Reue sey? Das eingebohrne Licht spricht auch allda ein Urtheil. Das eingebohrne Licht ist ein Stückchen von den Ideis innatis. Wie es aber sprechen kann: das weis allein der Dichter; und was weis der nicht? Allgewaltigkeit, braucht a. St. Allmacht der weise Allmachtsflügel hat nach Sänger Bodmern der Der den Schatten der Allmachtsflügel zum Spötter
Al ſters Scheu, die bittere Koſt der Reue, in unsgegraben. Der Dichter machet ſich oft das un- ſchuldige Vergnuͤgen, ſeiner Leſer Verſtand zu ver- ſuchen. Denn wer erraͤth es wohl gleich, wie ein Verschen eines Wiegenliedes oder Her- manns, daß, wenn man das Laſter frißt, der Nachgeſchmack die bittere Koſt der Reue ſey? Das eingebohrne Licht ſpricht auch allda ein Urtheil. Das eingebohrne Licht iſt ein Stuͤckchen von den Ideis innatis. Wie es aber ſprechen kann: das weis allein der Dichter; und was weis der nicht? Allgewaltigkeit, braucht a. St. Allmacht der weiſe Allmachtsfluͤgel hat nach Saͤnger Bodmern der Der den Schatten der Allmachtsfluͤgel zum Spoͤtter
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0038" n="12"/><fw place="top" type="header">Al</fw><lb/><hi rendition="#fr">ſters Scheu, die bittere Koſt der Reue, in uns<lb/> gegraben.</hi> Der Dichter machet ſich oft das un-<lb/> ſchuldige Vergnuͤgen, ſeiner Leſer Verſtand zu ver-<lb/> ſuchen. Denn wer erraͤth es wohl gleich, wie<lb/> ein Verschen eines Wiegenliedes oder <hi rendition="#fr">Her-<lb/> manns,</hi> daß, <hi rendition="#fr">wenn man das Laſter frißt, der<lb/> Nachgeſchmack die bittere Koſt der Reue<lb/> ſey?</hi> Das <hi rendition="#fr">eingebohrne Licht ſpricht auch allda<lb/> ein Urtheil. Das eingebohrne Licht</hi> iſt ein<lb/> Stuͤckchen von den <hi rendition="#aq">Ideis innatis.</hi> Wie es aber<lb/><hi rendition="#fr">ſprechen</hi> kann: das weis allein der Dichter; und<lb/> was weis der nicht?</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Allgewaltigkeit,</head> <p>braucht a. St. <hi rendition="#fr">Allmacht</hi> der weiſe<lb/> Hr. M. <hi rendition="#fr">Naumann</hi> in ſeinem gar vortrefflichen<lb/><hi rendition="#fr">Nimrod 445 S.</hi> Dieſes Gedicht haͤtten wir,<lb/> zum Ruhme unſerer aufgeklaͤrten Zeiten, noch vor<lb/> der <hi rendition="#fr">Meßiade</hi> zu bewundern bekommen, wenn nur<lb/> die Hn. Verleger ſich auch nicht durch die Tyran-<lb/> nin, die Mode, lenken lieſſen. <hi rendition="#fr">Nimrod</hi> waͤre<lb/> ſonſt, auf unſerm <hi rendition="#fr">chriſtlichen Parnaſſe,</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Vorlaͤufer des klopſtockiſchen Meßias</hi> ge-<lb/> worden. So aber war <hi rendition="#fr">Meßias der Vorlaͤu-<lb/> fer vom Nimrod,</hi> und <hi rendition="#fr">Habacuc</hi> ſein Hofnarr.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Allmachtsfluͤgel</head> <p>hat nach <hi rendition="#fr">Saͤnger Bodmern</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Abglanz der Gottheit.</hi> Sollte es noͤthig ſeyn:<lb/> ſo wird er ihm auch ein paar <hi rendition="#fr">Allmachtsfuͤße</hi> geben;<lb/> auch eine <hi rendition="#fr">Allmachtsnaſe.</hi></p><lb/> <cit> <quote>Der den Schatten der <hi rendition="#fr">Allmachtsfluͤgel</hi> zum<lb/><hi rendition="#et">Beſten der Menſchen</hi><lb/> Ueber <hi rendition="#fr">Huͤgel u. Plaͤn’</hi> u. Meer u. Erde verbrei-<lb/><hi rendition="#et">tet. <hi rendition="#fr">Noah 49 S.</hi></hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Spoͤtter</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0038]
Al
ſters Scheu, die bittere Koſt der Reue, in uns
gegraben. Der Dichter machet ſich oft das un-
ſchuldige Vergnuͤgen, ſeiner Leſer Verſtand zu ver-
ſuchen. Denn wer erraͤth es wohl gleich, wie
ein Verschen eines Wiegenliedes oder Her-
manns, daß, wenn man das Laſter frißt, der
Nachgeſchmack die bittere Koſt der Reue
ſey? Das eingebohrne Licht ſpricht auch allda
ein Urtheil. Das eingebohrne Licht iſt ein
Stuͤckchen von den Ideis innatis. Wie es aber
ſprechen kann: das weis allein der Dichter; und
was weis der nicht?
Allgewaltigkeit, braucht a. St. Allmacht der weiſe
Hr. M. Naumann in ſeinem gar vortrefflichen
Nimrod 445 S. Dieſes Gedicht haͤtten wir,
zum Ruhme unſerer aufgeklaͤrten Zeiten, noch vor
der Meßiade zu bewundern bekommen, wenn nur
die Hn. Verleger ſich auch nicht durch die Tyran-
nin, die Mode, lenken lieſſen. Nimrod waͤre
ſonſt, auf unſerm chriſtlichen Parnaſſe, der
Vorlaͤufer des klopſtockiſchen Meßias ge-
worden. So aber war Meßias der Vorlaͤu-
fer vom Nimrod, und Habacuc ſein Hofnarr.
Allmachtsfluͤgel hat nach Saͤnger Bodmern der
Abglanz der Gottheit. Sollte es noͤthig ſeyn:
ſo wird er ihm auch ein paar Allmachtsfuͤße geben;
auch eine Allmachtsnaſe.
Der den Schatten der Allmachtsfluͤgel zum
Beſten der Menſchen
Ueber Huͤgel u. Plaͤn’ u. Meer u. Erde verbrei-
tet. Noah 49 S.
Spoͤtter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |