Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ae
Aemter.
Die Aemter stehn umher im weiten Zir-
kel,

Und senken sich in Nadien zum Schö-
pfer,

Und stoßen all' in seinem Ruhm zu-
sammmen.
Brem. Ged. 3 S.

Nimm mirs nicht übel, mein Leser! wenn ich dieß
nur bewundere und nicht übersetze. Jch pflege es
mit allem, was ich nicht verstehe, so zu machen.
Ahme mir nach! Ahme dieß ganze Lehrgedicht
nach!

Aengstig. Ein wallend ängstig Weh erhebt
mich von der Erde.
Haller 143 S.

Wie er so schön ist! Der Ausdruck nämlich.
Jch wette, daß jeder Leser die Worte verstehet;
aber ich wollte meine Wette verlieren, wenn man
nicht oft den Vers gelesen, ohne seinen Sinn einzu-
sehen, und zu bewundern. Denn was heißt das,
wenn mich ein wallend ängstig Weh von der
Erde erhebet?
Was empfinde ich da? Hat denn
ein Weh auch Angst?
Was ist das für ein ausser
mich bestehendes Wesen? Man bewundere das
neue Wort ängstig; es ist a. St. ängstlich. Auf
eben dieser Seite fühlet man Stunden; und
warum nicht? Fallen sie dem nicht schwer ge-
nug, der diese Räthselchen liest. Allein, so reden
nur seuchte Spötter, schaale Köpfe, kleine
Geister, kalte Reimer.

S. alle Schr. der Züricher.

Aeo-
Ae
Aemter.
Die Aemter ſtehn umher im weiten Zir-
kel,

Und ſenken ſich in Nadien zum Schoͤ-
pfer,

Und ſtoßen all’ in ſeinem Ruhm zu-
ſammmen.
Brem. Ged. 3 S.

Nimm mirs nicht uͤbel, mein Leſer! wenn ich dieß
nur bewundere und nicht uͤberſetze. Jch pflege es
mit allem, was ich nicht verſtehe, ſo zu machen.
Ahme mir nach! Ahme dieß ganze Lehrgedicht
nach!

Aengſtig. Ein wallend aͤngſtig Weh erhebt
mich von der Erde.
Haller 143 S.

Wie er ſo ſchoͤn iſt! Der Ausdruck naͤmlich.
Jch wette, daß jeder Leſer die Worte verſtehet;
aber ich wollte meine Wette verlieren, wenn man
nicht oft den Vers geleſen, ohne ſeinen Sinn einzu-
ſehen, und zu bewundern. Denn was heißt das,
wenn mich ein wallend aͤngſtig Weh von der
Erde erhebet?
Was empfinde ich da? Hat denn
ein Weh auch Angſt?
Was iſt das fuͤr ein auſſer
mich beſtehendes Weſen? Man bewundere das
neue Wort aͤngſtig; es iſt a. St. aͤngſtlich. Auf
eben dieſer Seite fuͤhlet man Stunden; und
warum nicht? Fallen ſie dem nicht ſchwer ge-
nug, der dieſe Raͤthſelchen lieſt. Allein, ſo reden
nur ſeuchte Spoͤtter, ſchaale Koͤpfe, kleine
Geiſter, kalte Reimer.

S. alle Schr. der Zuͤricher.

Aeo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0034" n="8"/>
          <fw place="top" type="header">Ae</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>Aemter.</head>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l>Die Aemter <hi rendition="#fr">&#x017F;tehn umher</hi> im <hi rendition="#fr">weiten Zir-<lb/><hi rendition="#et">kel,</hi></hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Und <hi rendition="#fr">&#x017F;enken</hi> &#x017F;ich <hi rendition="#fr">in Nadien zum Scho&#x0364;-<lb/>
pfer,</hi></hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Und <hi rendition="#fr">&#x017F;toßen all&#x2019; in &#x017F;einem Ruhm zu-<lb/>
&#x017F;ammmen. </hi></hi> </l>
                </lg>
              </quote>
              <bibl> <hi rendition="#fr">Brem. Ged. 3 S.</hi> </bibl>
            </cit><lb/>
            <p>Nimm mirs nicht u&#x0364;bel, mein Le&#x017F;er! wenn ich dieß<lb/>
nur bewundere und nicht u&#x0364;ber&#x017F;etze. Jch pflege es<lb/>
mit allem, was ich nicht ver&#x017F;tehe, &#x017F;o zu machen.<lb/>
Ahme mir nach! Ahme dieß ganze Lehrgedicht<lb/>
nach!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Aeng&#x017F;tig.</head>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#fr">Ein wallend a&#x0364;ng&#x017F;tig Weh erhebt<lb/><hi rendition="#et">mich von der Erde.<lb/>
Haller 143 S.</hi></hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wie er &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t!</hi> Der Ausdruck na&#x0364;mlich.<lb/>
Jch wette, daß jeder Le&#x017F;er die Worte ver&#x017F;tehet;<lb/>
aber ich wollte meine Wette verlieren, wenn man<lb/>
nicht oft den Vers gele&#x017F;en, ohne &#x017F;einen Sinn einzu-<lb/>
&#x017F;ehen, und zu bewundern. Denn was heißt das,<lb/><hi rendition="#fr">wenn mich ein wallend a&#x0364;ng&#x017F;tig Weh von der<lb/>
Erde erhebet?</hi> Was empfinde ich da? <hi rendition="#fr">Hat denn<lb/>
ein Weh auch Ang&#x017F;t?</hi> Was i&#x017F;t das fu&#x0364;r ein au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
mich be&#x017F;tehendes We&#x017F;en? Man bewundere das<lb/>
neue Wort <hi rendition="#fr">a&#x0364;ng&#x017F;tig;</hi> es i&#x017F;t a. St. <hi rendition="#fr">a&#x0364;ng&#x017F;tlich.</hi> Auf<lb/>
eben die&#x017F;er Seite <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hlet</hi> man <hi rendition="#fr">Stunden;</hi> und<lb/>
warum nicht? <hi rendition="#fr">Fallen</hi> &#x017F;ie dem nicht <hi rendition="#fr">&#x017F;chwer</hi> ge-<lb/>
nug, der die&#x017F;e Ra&#x0364;th&#x017F;elchen lie&#x017F;t. Allein, &#x017F;o reden<lb/>
nur <hi rendition="#fr">&#x017F;euchte Spo&#x0364;tter, &#x017F;chaale Ko&#x0364;pfe, kleine<lb/>
Gei&#x017F;ter, kalte Reimer.</hi></p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">S. alle Schr. der Zu&#x0364;richer.</hi> </hi> </p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Aeo-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0034] Ae Aemter.Die Aemter ſtehn umher im weiten Zir- kel, Und ſenken ſich in Nadien zum Schoͤ- pfer, Und ſtoßen all’ in ſeinem Ruhm zu- ſammmen. Brem. Ged. 3 S. Nimm mirs nicht uͤbel, mein Leſer! wenn ich dieß nur bewundere und nicht uͤberſetze. Jch pflege es mit allem, was ich nicht verſtehe, ſo zu machen. Ahme mir nach! Ahme dieß ganze Lehrgedicht nach! Aengſtig. Ein wallend aͤngſtig Weh erhebt mich von der Erde. Haller 143 S. Wie er ſo ſchoͤn iſt! Der Ausdruck naͤmlich. Jch wette, daß jeder Leſer die Worte verſtehet; aber ich wollte meine Wette verlieren, wenn man nicht oft den Vers geleſen, ohne ſeinen Sinn einzu- ſehen, und zu bewundern. Denn was heißt das, wenn mich ein wallend aͤngſtig Weh von der Erde erhebet? Was empfinde ich da? Hat denn ein Weh auch Angſt? Was iſt das fuͤr ein auſſer mich beſtehendes Weſen? Man bewundere das neue Wort aͤngſtig; es iſt a. St. aͤngſtlich. Auf eben dieſer Seite fuͤhlet man Stunden; und warum nicht? Fallen ſie dem nicht ſchwer ge- nug, der dieſe Raͤthſelchen lieſt. Allein, ſo reden nur ſeuchte Spoͤtter, ſchaale Koͤpfe, kleine Geiſter, kalte Reimer. S. alle Schr. der Zuͤricher. Aeo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/34
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/34>, abgerufen am 30.12.2024.