"Ueber der Erde war, wie ein heller krystalle- ner Mantel, "Alles Gewässer verbreitet. Noah, 359 S.
Ein Mantel von Glas! Eben so, wie ein glä- sern Dach. Vieleicht tragen die 200 Männer krystallene Mäntel, wenn sie den großen Rath vorstellen.
Mark.
Vor diesem ging es nicht an, etwas Flüßi- ges auszuhöhlen; denn wie konnte das hohl bleiben, was in einander fließt. Der theure Herr Arzt von Haller aber höhlet Mark aus; Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehöhltes Mark.
Meander.
Dieses soll ein Fluß in Kleinasien seyn, der in seinem Laufe mancherley Krümmen und Wendungen machet. Der große Rath, wie auch der Theologe, und Anhänger brauchen diesen Strom, wenn sie zierlich von einer artigen Wendung, Vermischung der Sachen reden wol- len. Da nun schwerlich ein Fluß eine gleichlau- fende Linie machet: diese Männer aber doch nach- zuahmen, einen besondern Verstand anzeiget; so geben wir hiermit, kraft unsers Kunstrichteram- tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He- xametrisiren einigen Beruf fühlen, freye Macht und Gewalt, ihren Strömen und Bächen, an de- nen sie wohnen, gleiche Ehren zu erweisen. Die Lindmat wird so gut seyn, als der Mäander, und die Luppe so stolz auf ihre Beugungen seyn, als jener. Zugleich billigen wir auch alle mög- liche Beywörter, die daraus nur können geschni-
tzet
T
Ma Me
“Ueber der Erde war, wie ein heller kryſtalle- ner Mantel, “Alles Gewaͤſſer verbreitet. Noah, 359 S.
Ein Mantel von Glas! Eben ſo, wie ein glaͤ- ſern Dach. Vieleicht tragen die 200 Maͤnner kryſtallene Maͤntel, wenn ſie den großen Rath vorſtellen.
Mark.
Vor dieſem ging es nicht an, etwas Fluͤßi- ges auszuhoͤhlen; denn wie konnte das hohl bleiben, was in einander fließt. Der theure Herr Arzt von Haller aber hoͤhlet Mark aus; Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehoͤhltes Mark.
Meander.
Dieſes ſoll ein Fluß in Kleinaſien ſeyn, der in ſeinem Laufe mancherley Kruͤmmen und Wendungen machet. Der große Rath, wie auch der Theologe, und Anhaͤnger brauchen dieſen Strom, wenn ſie zierlich von einer artigen Wendung, Vermiſchung der Sachen reden wol- len. Da nun ſchwerlich ein Fluß eine gleichlau- fende Linie machet: dieſe Maͤnner aber doch nach- zuahmen, einen beſondern Verſtand anzeiget; ſo geben wir hiermit, kraft unſers Kunſtrichteram- tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He- xametriſiren einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de- nen ſie wohnen, gleiche Ehren zu erweiſen. Die Lindmat wird ſo gut ſeyn, als der Maͤander, und die Luppe ſo ſtolz auf ihre Beugungen ſeyn, als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg- liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geſchni-
tzet
T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0315"n="289"/><fwplace="top"type="header">Ma Me</fw><lb/><cit><quote>“Ueber der Erde war, wie ein <hirendition="#fr">heller kryſtalle-<lb/><hirendition="#et">ner Mantel,</hi></hi><lb/>“Alles Gewaͤſſer verbreitet. <hirendition="#fr">Noah, 359 S.</hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Ein <hirendition="#fr">Mantel von Glas!</hi> Eben ſo, wie ein <hirendition="#fr">glaͤ-<lb/>ſern Dach.</hi> Vieleicht tragen die 200 <hirendition="#fr">Maͤnner<lb/>
kryſtallene Maͤntel,</hi> wenn ſie den <hirendition="#fr">großen Rath</hi><lb/>
vorſtellen.</p></div><lb/><divn="3"><head>Mark.</head><p>Vor dieſem ging es nicht an, etwas <hirendition="#fr">Fluͤßi-<lb/>
ges auszuhoͤhlen;</hi> denn wie konnte das <hirendition="#fr">hohl</hi><lb/>
bleiben, <hirendition="#fr">was in einander</hi> fließt. Der theure<lb/><hirendition="#fr">Herr Arzt von Haller</hi> aber <hirendition="#fr">hoͤhlet Mark</hi> aus;<lb/><hirendition="#fr">Se. Gn.</hi> machen und brauchen ein <hirendition="#fr">ausgehoͤhltes<lb/>
Mark.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Meander.</head><p>Dieſes ſoll ein <hirendition="#fr">Fluß</hi> in <hirendition="#fr">Kleinaſien</hi><lb/>ſeyn, der in ſeinem Laufe mancherley Kruͤmmen<lb/>
und Wendungen machet. Der <hirendition="#fr">große Rath,</hi><lb/>
wie auch der <hirendition="#fr">Theologe,</hi> und <hirendition="#fr">Anhaͤnger</hi> brauchen<lb/>
dieſen Strom, wenn ſie zierlich von einer artigen<lb/>
Wendung, Vermiſchung der Sachen reden wol-<lb/>
len. Da nun ſchwerlich ein Fluß eine gleichlau-<lb/>
fende Linie machet: dieſe Maͤnner aber doch nach-<lb/>
zuahmen, einen beſondern Verſtand anzeiget; ſo<lb/>
geben wir hiermit, kraft unſers Kunſtrichteram-<lb/>
tes, allen denen, die nur zum Dichten, und <hirendition="#fr">He-<lb/>
xametriſiren</hi> einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht<lb/>
und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de-<lb/>
nen ſie wohnen, gleiche Ehren zu erweiſen. Die<lb/><hirendition="#fr">Lindmat</hi> wird ſo gut ſeyn, als der <hirendition="#fr">Maͤander,</hi><lb/>
und die <hirendition="#fr">Luppe</hi>ſo ſtolz auf ihre Beugungen ſeyn,<lb/>
als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg-<lb/>
liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geſchni-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T</fw><fwplace="bottom"type="catch">tzet</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0315]
Ma Me
“Ueber der Erde war, wie ein heller kryſtalle-
ner Mantel,
“Alles Gewaͤſſer verbreitet. Noah, 359 S.
Ein Mantel von Glas! Eben ſo, wie ein glaͤ-
ſern Dach. Vieleicht tragen die 200 Maͤnner
kryſtallene Maͤntel, wenn ſie den großen Rath
vorſtellen.
Mark. Vor dieſem ging es nicht an, etwas Fluͤßi-
ges auszuhoͤhlen; denn wie konnte das hohl
bleiben, was in einander fließt. Der theure
Herr Arzt von Haller aber hoͤhlet Mark aus;
Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehoͤhltes
Mark.
Meander. Dieſes ſoll ein Fluß in Kleinaſien
ſeyn, der in ſeinem Laufe mancherley Kruͤmmen
und Wendungen machet. Der große Rath,
wie auch der Theologe, und Anhaͤnger brauchen
dieſen Strom, wenn ſie zierlich von einer artigen
Wendung, Vermiſchung der Sachen reden wol-
len. Da nun ſchwerlich ein Fluß eine gleichlau-
fende Linie machet: dieſe Maͤnner aber doch nach-
zuahmen, einen beſondern Verſtand anzeiget; ſo
geben wir hiermit, kraft unſers Kunſtrichteram-
tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He-
xametriſiren einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht
und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de-
nen ſie wohnen, gleiche Ehren zu erweiſen. Die
Lindmat wird ſo gut ſeyn, als der Maͤander,
und die Luppe ſo ſtolz auf ihre Beugungen ſeyn,
als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg-
liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geſchni-
tzet
T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/315>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.