Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Ho der Segen fleußt: so lernen wir doch hieraus,daß, so oft ein Mann Kinder machet, er eine hoch- zeitliche Nacht hat. Wenn er nun aber einen Fehlschuß thut: wie heißt denn die Nacht? eine unhochzeitliche Nacht. Sonst sang man nur in Hochzeitgedichten so hochzeitlich, nun aber auch in Epopöen. Höhe. -- "Es wird die Tiefe sich bücken, Jst dieses Personnisiren nicht zu weit getrieben? "Hoffnungen auf den Glanz der praech- Eine Blüthe ist ein sehr seichter Grund; wird es Honigtes Land. Die Schrift hatte gesaget, ein Rath P 2
Ho der Segen fleußt: ſo lernen wir doch hieraus,daß, ſo oft ein Mann Kinder machet, er eine hoch- zeitliche Nacht hat. Wenn er nun aber einen Fehlſchuß thut: wie heißt denn die Nacht? eine unhochzeitliche Nacht. Sonſt ſang man nur in Hochzeitgedichten ſo hochzeitlich, nun aber auch in Epopoͤen. Hoͤhe. — “Es wird die Tiefe ſich buͤcken, Jſt dieſes Perſonniſiren nicht zu weit getrieben? “Hoffnungen auf den Glanz der præch- Eine Bluͤthe iſt ein ſehr ſeichter Grund; wird es Honigtes Land. Die Schrift hatte geſaget, ein Rath P 2
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Ho
der Segen fleußt: ſo lernen wir doch hieraus,
daß, ſo oft ein Mann Kinder machet, er eine hoch-
zeitliche Nacht hat. Wenn er nun aber einen
Fehlſchuß thut: wie heißt denn die Nacht? eine
unhochzeitliche Nacht. Sonſt ſang man nur in
Hochzeitgedichten ſo hochzeitlich, nun aber auch
in Epopoͤen.
Hoͤhe. — “Es wird die Tiefe ſich buͤcken,
“Und die Hoͤh gefaltete Haͤnde gen Him-
mel erheben.” Offenb. St. Kl. 183 S.
Jſt dieſes Perſonniſiren nicht zu weit getrieben?
Nein! und wenn die Hoͤhe auch die Fuͤße in die
Hoͤhe reckte; und die Tiefe in dem Buͤcken den
Steiß ſehen lieſſe. Nur entſtehet die Frage: ob
der Prophet etwas bey dieſem Ausdrucke gedacht
hat? Denn buͤcket ſich wohl die Tiefe, wie ein
Tanzmeiſter? Ja bethet die Hoͤhe, wie ein altes
Muͤtterchen, oder, wie der Koͤnig David vorm
Lobwaſſer? Hat den Dichter ein Hofprediger
wohl mit Unrecht den Goͤttlichen genennet? Wir
ahmen ihm nach, und goͤnnen (ſeinem Goͤtzen) die
Ehre der Obermeiſterſchaft im ungereimten
Bathos.
“Hoffnungen auf den Glanz der præch-
tigſten Blythe gegryndet.”
Jac. u. Joſ. 10 S.
Eine Bluͤthe iſt ein ſehr ſeichter Grund; wird es
wohl ſicherer ſeyn auf Glanz zu bauen, zumal
fuͤr eine Menge Hoffnungen?
Honigtes Land. Die Schrift hatte geſaget, ein
Land, worinnen Milch und Honig fleußt.
Rath
P 2
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