siehet sehr pigmäisch aus, wenn es mit kurz ge- füget wird.
Mein stilles Glück, die Lust von wenig Stunden, Jst wie das Glück von einer Sommernacht, Jst ohne Spur, als wie ein Traum, ver- schwunden, Der Bettler oft zu kurzen Herrschern macht. Haller, 148 S.
Wie lang ist also ein langer Herrscher? Ein langer König, und ein kurzer Herrscher? Ein kurzer Dichter, und ein langer Reimschmidt? Sind die Träume in einer Sommernacht nur so glücklich? Wir träumeten einmal in einer Winternacht, daß Herr v. Haller ein kurzer Herrscher auf dem deutschen Pindus wäre. Es war aber kein Traum: denn wir hören, daß er wirklich herrschet, und ein langer Herrscher untern Sylbenhenkern seyn wird. Wird uns unser Traum ausgehen? wie die alten Weiber sagen.
Hellen, a. St. erhellen.
Wir haben schon oben bewundert, daß unsere heiligen Dichter berechti- get sind, den armen Wörtern bald ihren Kopf, bald ihren Schwanz zu rauben; ja das Eingeweid reissen sie ihnen aus dem Leibe. Der heilige Lächler saget unter andern:
-- Ein göttliches Lächeln Hellt die selige Stirn und unaussprechliche Freude Floß, da er ging, um sein Haupt. So wie der Himmlischen einer,
Der
He
ſiehet ſehr pigmaͤiſch aus, wenn es mit kurz ge- fuͤget wird.
Mein ſtilles Gluͤck, die Luſt von wenig Stunden, Jſt wie das Gluͤck von einer Sommernacht, Jſt ohne Spur, als wie ein Traum, ver- ſchwunden, Der Bettler oft zu kurzen Herrſchern macht. Haller, 148 S.
Wie lang iſt alſo ein langer Herrſcher? Ein langer Koͤnig, und ein kurzer Herrſcher? Ein kurzer Dichter, und ein langer Reimſchmidt? Sind die Traͤume in einer Sommernacht nur ſo gluͤcklich? Wir traͤumeten einmal in einer Winternacht, daß Herr v. Haller ein kurzer Herrſcher auf dem deutſchen Pindus waͤre. Es war aber kein Traum: denn wir hoͤren, daß er wirklich herrſchet, und ein langer Herrſcher untern Sylbenhenkern ſeyn wird. Wird uns unſer Traum ausgehen? wie die alten Weiber ſagen.
Hellen, a. St. erhellen.
Wir haben ſchon oben bewundert, daß unſere heiligen Dichter berechti- get ſind, den armen Woͤrtern bald ihren Kopf, bald ihren Schwanz zu rauben; ja das Eingeweid reiſſen ſie ihnen aus dem Leibe. Der heilige Laͤchler ſaget unter andern:
— Ein goͤttliches Laͤcheln Hellt die ſelige Stirn und unausſprechliche Freude Floß, da er ging, um ſein Haupt. So wie der Himmliſchen einer,
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0231"n="205"/><fwplace="top"type="header">He</fw><lb/>ſiehet ſehr <hirendition="#fr">pigmaͤiſch</hi> aus, wenn es mit <hirendition="#fr">kurz</hi> ge-<lb/>
fuͤget wird.</p><lb/><cit><quote>Mein ſtilles Gluͤck, die Luſt von wenig Stunden,<lb/>
Jſt wie das Gluͤck von einer <hirendition="#fr">Sommernacht,</hi><lb/>
Jſt ohne Spur, als wie ein <hirendition="#fr">Traum,</hi> ver-<lb/><hirendition="#et">ſchwunden,</hi><lb/>
Der Bettler oft zu <hirendition="#fr">kurzen Herrſchern</hi> macht.<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Haller, 148 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Wie <hirendition="#fr">lang</hi> iſt alſo ein <hirendition="#fr">langer Herrſcher?</hi> Ein<lb/><hirendition="#fr">langer Koͤnig,</hi> und ein <hirendition="#fr">kurzer Herrſcher?</hi> Ein<lb/><hirendition="#fr">kurzer Dichter,</hi> und ein <hirendition="#fr">langer Reimſchmidt?<lb/>
Sind die Traͤume in einer Sommernacht</hi> nur<lb/>ſo gluͤcklich? Wir <hirendition="#fr">traͤumeten</hi> einmal in einer<lb/><hirendition="#fr">Winternacht,</hi> daß <hirendition="#fr">Herr v. Haller</hi> ein <hirendition="#fr">kurzer<lb/>
Herrſcher</hi> auf dem <hirendition="#fr">deutſchen Pindus</hi> waͤre.<lb/>
Es war aber kein <hirendition="#fr">Traum:</hi> denn wir hoͤren, daß<lb/>
er wirklich <hirendition="#fr">herrſchet,</hi> und ein <hirendition="#fr">langer Herrſcher</hi><lb/>
untern Sylbenhenkern ſeyn wird. <hirendition="#fr">Wird uns<lb/>
unſer Traum ausgehen?</hi> wie die alten Weiber<lb/>ſagen.</p></div><lb/><divn="3"><head>Hellen, a. St. erhellen.</head><p>Wir haben ſchon oben<lb/>
bewundert, daß unſere <hirendition="#fr">heiligen Dichter</hi> berechti-<lb/>
get ſind, den armen Woͤrtern bald ihren Kopf,<lb/>
bald ihren Schwanz zu rauben; ja das Eingeweid<lb/><choice><sic>reifſen</sic><corr>reiſſen</corr></choice>ſie ihnen aus dem Leibe. <hirendition="#fr">Der heilige<lb/>
Laͤchler</hi>ſaget unter andern:</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l>—<hirendition="#fr">Ein goͤttliches Laͤcheln</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Hellt die ſelige Stirn und unausſprechliche</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Freude</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Floß, da er ging, um ſein Haupt.</hi> So wie</hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#et">der <hirendition="#fr">Himmliſchen</hi> einer,</hi></hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></lg></quote></cit></div></div></div></body></text></TEI>
[205/0231]
He
ſiehet ſehr pigmaͤiſch aus, wenn es mit kurz ge-
fuͤget wird.
Mein ſtilles Gluͤck, die Luſt von wenig Stunden,
Jſt wie das Gluͤck von einer Sommernacht,
Jſt ohne Spur, als wie ein Traum, ver-
ſchwunden,
Der Bettler oft zu kurzen Herrſchern macht.
Haller, 148 S.
Wie lang iſt alſo ein langer Herrſcher? Ein
langer Koͤnig, und ein kurzer Herrſcher? Ein
kurzer Dichter, und ein langer Reimſchmidt?
Sind die Traͤume in einer Sommernacht nur
ſo gluͤcklich? Wir traͤumeten einmal in einer
Winternacht, daß Herr v. Haller ein kurzer
Herrſcher auf dem deutſchen Pindus waͤre.
Es war aber kein Traum: denn wir hoͤren, daß
er wirklich herrſchet, und ein langer Herrſcher
untern Sylbenhenkern ſeyn wird. Wird uns
unſer Traum ausgehen? wie die alten Weiber
ſagen.
Hellen, a. St. erhellen. Wir haben ſchon oben
bewundert, daß unſere heiligen Dichter berechti-
get ſind, den armen Woͤrtern bald ihren Kopf,
bald ihren Schwanz zu rauben; ja das Eingeweid
reiſſen ſie ihnen aus dem Leibe. Der heilige
Laͤchler ſaget unter andern:
— Ein goͤttliches Laͤcheln
Hellt die ſelige Stirn und unausſprechliche
Freude
Floß, da er ging, um ſein Haupt. So wie
der Himmliſchen einer,
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/231>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.