Am verdienten Stricke im Gal- genfelde pralen heißt nach der Sprache der Scharfrichter hängen. Dieses zwar ist kurz; allein ein Kramsvogel muß auch Butter haben. Gehangen sind die Diebe lange worden. Man muß also eine Brühe darüber her gießen und sie im Galgenfelde pralen lassen. Freylich ist das Pralen nicht weit her; und sie haben nicht viel Ursache dazu: allein sie pralen doch; und pralen ist doch ein so pralendes Wort.
Und ist denn der ein Held, Der am verdienten Strick noch pralt im Galgenfeld? Haller, 59 S.
Wir haben die Ehre, Sr. Gn. die Frage zu beant- worten, und sagen: Nein! denn hat er den Strick verdienet: so ist er nicht ein Held, wenn er auch in eisernen Ketten hienge und gar auf dem Rade läge.
Gang ein eiserner.
Wir bemerken hierbey, daß ein goldener Gang weit sanfter seyn muß; was aber das schönste ist: so kann ihn ein hörendes Ohr hören. Es kann auch ein Fußtritt, oder Schemel, darunter verstanden werden. Wie singet oder träumet der göttliche Träumer?
Wenn du nun hören wirst um dich herum im Dunkeln dahergehn Gottes Fußtritt, (Schemel) den eisernen Gang des wandelnden (spatzierenge- henden) Richters,
Und
Ga
G.
Galgenfeld.
Am verdienten Stricke im Gal- genfelde pralen heißt nach der Sprache der Scharfrichter haͤngen. Dieſes zwar iſt kurz; allein ein Kramsvogel muß auch Butter haben. Gehangen ſind die Diebe lange worden. Man muß alſo eine Bruͤhe daruͤber her gießen und ſie im Galgenfelde pralen laſſen. Freylich iſt das Pralen nicht weit her; und ſie haben nicht viel Urſache dazu: allein ſie pralen doch; und pralen iſt doch ein ſo pralendes Wort.
Und iſt denn der ein Held, Der am verdienten Strick noch pralt im Galgenfeld? Haller, 59 S.
Wir haben die Ehre, Sr. Gn. die Frage zu beant- worten, und ſagen: Nein! denn hat er den Strick verdienet: ſo iſt er nicht ein Held, wenn er auch in eiſernen Ketten hienge und gar auf dem Rade laͤge.
Gang ein eiſerner.
Wir bemerken hierbey, daß ein goldener Gang weit ſanfter ſeyn muß; was aber das ſchoͤnſte iſt: ſo kann ihn ein hoͤrendes Ohr hoͤren. Es kann auch ein Fußtritt, oder Schemel, darunter verſtanden werden. Wie ſinget oder traͤumet der goͤttliche Traͤumer?
Wenn du nun hoͤren wirſt um dich herum im Dunkeln dahergehn Gottes Fußtritt, (Schemel) den eiſernen Gang des wandelnden (ſpatzierenge- henden) Richters,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0183"n="157"/><fwplace="top"type="header">Ga</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">G.</hi></head><lb/><divn="3"><head>Galgenfeld.</head><p><hirendition="#fr">Am verdienten Stricke im Gal-<lb/>
genfelde pralen</hi> heißt nach der Sprache der<lb/>
Scharfrichter <hirendition="#fr">haͤngen.</hi> Dieſes zwar iſt kurz;<lb/>
allein ein Kramsvogel muß auch Butter haben.<lb/><hirendition="#fr">Gehangen ſind die Diebe lange worden.</hi> Man<lb/>
muß alſo eine Bruͤhe daruͤber her gießen und ſie im<lb/><hirendition="#fr">Galgenfelde pralen laſſen.</hi> Freylich iſt das<lb/><hirendition="#fr">Pralen</hi> nicht weit her; und ſie haben nicht viel<lb/>
Urſache dazu: allein ſie <hirendition="#fr">pralen</hi> doch; und <hirendition="#fr">pralen</hi><lb/>
iſt doch ein ſo <hirendition="#fr">pralendes</hi> Wort.</p><lb/><cit><quote>Und iſt denn der ein Held,<lb/><hirendition="#fr">Der am verdienten Strick noch pralt im<lb/><hirendition="#et">Galgenfeld? Haller, 59 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Wir haben die Ehre, <hirendition="#fr">Sr. Gn.</hi> die Frage zu beant-<lb/>
worten, und ſagen: Nein! denn hat er <hirendition="#fr">den<lb/>
Strick verdienet:</hi>ſo iſt er nicht ein Held, wenn<lb/>
er auch in <hirendition="#fr">eiſernen Ketten hienge</hi> und gar auf dem<lb/><hirendition="#fr">Rade laͤge.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Gang ein eiſerner.</head><p>Wir bemerken hierbey, daß<lb/>
ein <hirendition="#fr">goldener Gang</hi> weit ſanfter ſeyn muß; was<lb/>
aber das ſchoͤnſte iſt: ſo kann ihn ein <hirendition="#fr">hoͤrendes<lb/>
Ohr hoͤren.</hi> Es kann auch ein <hirendition="#fr">Fußtritt,</hi> oder<lb/><hirendition="#fr">Schemel,</hi> darunter verſtanden werden. Wie<lb/>ſinget oder <hirendition="#fr">traͤumet</hi> der <hirendition="#fr">goͤttliche Traͤumer?</hi></p><lb/><cit><quote>Wenn du nun hoͤren wirſt um dich herum <hirendition="#fr">im</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Dunkeln</hi> dahergehn</hi><lb/>
Gottes <hirendition="#fr">Fußtritt, (Schemel)</hi> den <hirendition="#fr">eiſernen<lb/>
Gang</hi> des <hirendition="#fr">wandelnden (ſpatzierenge-<lb/>
henden)</hi> Richters,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></quote></cit></div></div></div></body></text></TEI>
[157/0183]
Ga
G.
Galgenfeld. Am verdienten Stricke im Gal-
genfelde pralen heißt nach der Sprache der
Scharfrichter haͤngen. Dieſes zwar iſt kurz;
allein ein Kramsvogel muß auch Butter haben.
Gehangen ſind die Diebe lange worden. Man
muß alſo eine Bruͤhe daruͤber her gießen und ſie im
Galgenfelde pralen laſſen. Freylich iſt das
Pralen nicht weit her; und ſie haben nicht viel
Urſache dazu: allein ſie pralen doch; und pralen
iſt doch ein ſo pralendes Wort.
Und iſt denn der ein Held,
Der am verdienten Strick noch pralt im
Galgenfeld? Haller, 59 S.
Wir haben die Ehre, Sr. Gn. die Frage zu beant-
worten, und ſagen: Nein! denn hat er den
Strick verdienet: ſo iſt er nicht ein Held, wenn
er auch in eiſernen Ketten hienge und gar auf dem
Rade laͤge.
Gang ein eiſerner. Wir bemerken hierbey, daß
ein goldener Gang weit ſanfter ſeyn muß; was
aber das ſchoͤnſte iſt: ſo kann ihn ein hoͤrendes
Ohr hoͤren. Es kann auch ein Fußtritt, oder
Schemel, darunter verſtanden werden. Wie
ſinget oder traͤumet der goͤttliche Traͤumer?
Wenn du nun hoͤren wirſt um dich herum im
Dunkeln dahergehn
Gottes Fußtritt, (Schemel) den eiſernen
Gang des wandelnden (ſpatzierenge-
henden) Richters,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/183>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.