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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ev Eu
Laufen meine Verse mit der ruhigen Dummheit des
Herrn Wielands? Backe ich so viel neue Wör-
ter, als Bodmer? Tummele ich die Teufel, und
verhunze ich die Bibel so, wie Klopstock? Schim-
pfe ich so, als Meyer? Und übersetze ich so glück-
lich, als Sp--r? Ja, spüken auch meine Gei-
ster so, als Miltons? Lieset man z. E. den
Hermann: so frage man sich, wie würde das der
göttliche Träumer, Klopstock, gegeben haben?
Auch Virgils Gold können wir in unserm Miste
begraben; und aus Tasson die Teufel ziehen.

Ein Dichter, der wahrhaftig einen Kopf dazu
hat, wird, wenn er etwas majestätisches, eine sehr
lebhafte und sinnreiche Stelle in den Schriften die-
ser Männer findet, die Geschicklichkeit haben, es
sehraffisch zu machen; er wird ihnen alles
menschliche Ansehen zu benehmen wissen; er wird,
durch einen sinnreichen Umstand, ein eingeschaltet
Teufelchen, Engelchen, es in die ewige Forme
gießen; oder er wird alles wohl vermengen, schüt-
teln, rütteln, und ein Chaos zum Schaffen
vorbereitetes Stoffes von sich geben; welches denn
Orel und Compagnie verlegen, und Bodmer und
Meyer bewundern; Narren aber kaufen werden.

Euter.

Wie schön benennet nicht der israelitische
Schäferdichter die Brüste der Schäferinnen, wor-
an die Musen vor diesem ihre ganze Zärtlichkeit
und Kunst verschwendet haben! Nicht Alabaster!
Nicht Schwanenbusen! Nicht Schnee! Nicht
Sammet! Nicht Marmel! Nein! Wie denn?
Euter! Kuheuter! ihr armen Dinger!

-- die

Ev Eu
Laufen meine Verſe mit der ruhigen Dummheit des
Herrn Wielands? Backe ich ſo viel neue Woͤr-
ter, als Bodmer? Tummele ich die Teufel, und
verhunze ich die Bibel ſo, wie Klopſtock? Schim-
pfe ich ſo, als Meyer? Und uͤberſetze ich ſo gluͤck-
lich, als Sp--r? Ja, ſpuͤken auch meine Gei-
ſter ſo, als Miltons? Lieſet man z. E. den
Hermann: ſo frage man ſich, wie wuͤrde das der
goͤttliche Traͤumer, Klopſtock, gegeben haben?
Auch Virgils Gold koͤnnen wir in unſerm Miſte
begraben; und aus Taſſon die Teufel ziehen.

Ein Dichter, der wahrhaftig einen Kopf dazu
hat, wird, wenn er etwas majeſtaͤtiſches, eine ſehr
lebhafte und ſinnreiche Stelle in den Schriften die-
ſer Maͤnner findet, die Geſchicklichkeit haben, es
ſehraffiſch zu machen; er wird ihnen alles
menſchliche Anſehen zu benehmen wiſſen; er wird,
durch einen ſinnreichen Umſtand, ein eingeſchaltet
Teufelchen, Engelchen, es in die ewige Forme
gießen; oder er wird alles wohl vermengen, ſchuͤt-
teln, ruͤtteln, und ein Chaos zum Schaffen
vorbereitetes Stoffes von ſich geben; welches denn
Orel und Compagnie verlegen, und Bodmer und
Meyer bewundern; Narren aber kaufen werden.

Euter.

Wie ſchoͤn benennet nicht der iſraelitiſche
Schaͤferdichter die Bruͤſte der Schaͤferinnen, wor-
an die Muſen vor dieſem ihre ganze Zaͤrtlichkeit
und Kunſt verſchwendet haben! Nicht Alabaſter!
Nicht Schwanenbuſen! Nicht Schnee! Nicht
Sammet! Nicht Marmel! Nein! Wie denn?
Euter! Kuheuter! ihr armen Dinger!

die
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[128/0154] Ev Eu Laufen meine Verſe mit der ruhigen Dummheit des Herrn Wielands? Backe ich ſo viel neue Woͤr- ter, als Bodmer? Tummele ich die Teufel, und verhunze ich die Bibel ſo, wie Klopſtock? Schim- pfe ich ſo, als Meyer? Und uͤberſetze ich ſo gluͤck- lich, als Sp--r? Ja, ſpuͤken auch meine Gei- ſter ſo, als Miltons? Lieſet man z. E. den Hermann: ſo frage man ſich, wie wuͤrde das der goͤttliche Traͤumer, Klopſtock, gegeben haben? Auch Virgils Gold koͤnnen wir in unſerm Miſte begraben; und aus Taſſon die Teufel ziehen. Ein Dichter, der wahrhaftig einen Kopf dazu hat, wird, wenn er etwas majeſtaͤtiſches, eine ſehr lebhafte und ſinnreiche Stelle in den Schriften die- ſer Maͤnner findet, die Geſchicklichkeit haben, es ſehraffiſch zu machen; er wird ihnen alles menſchliche Anſehen zu benehmen wiſſen; er wird, durch einen ſinnreichen Umſtand, ein eingeſchaltet Teufelchen, Engelchen, es in die ewige Forme gießen; oder er wird alles wohl vermengen, ſchuͤt- teln, ruͤtteln, und ein Chaos zum Schaffen vorbereitetes Stoffes von ſich geben; welches denn Orel und Compagnie verlegen, und Bodmer und Meyer bewundern; Narren aber kaufen werden. Euter. Wie ſchoͤn benennet nicht der iſraelitiſche Schaͤferdichter die Bruͤſte der Schaͤferinnen, wor- an die Muſen vor dieſem ihre ganze Zaͤrtlichkeit und Kunſt verſchwendet haben! Nicht Alabaſter! Nicht Schwanenbuſen! Nicht Schnee! Nicht Sammet! Nicht Marmel! Nein! Wie denn? Euter! Kuheuter! ihr armen Dinger! — die

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/154>, abgerufen am 21.11.2024.