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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Wir glauben, das Geheimniß verrathen zu können,
und machen uns dadurch um unsern Leser nicht we-
nig verdienet. Die beyden Wörter Endlich und
Nichts sind in der heiligen Sprache unum-
schränkt
und voll. Wer sie folglich brauchet, der
hat einen unumschränkten und vollen Kopf.
So war z. E. Zernitzens Kopf so voll, daß sich die
Wörter in seinem Kopfe stießen; und also ganz ver-
wirrt herauskamen.

Endpunct.

Wir hatten Mittelpuncte: nun haben
wir Endpuncte, Anfangspuncte, Mittel-
puncte.
So spricht ein sinnreicher Redner:
Reden die Triumphbogen nicht, (zierlich a. St.
sagen,) daß die Größe seines Ruhmes noch sehr
weit von dem Endpuncte ihres Steigens ent-
fernet sey? Samml. Nicolai, 8 S.

Endzweck.

Weißt du, lieber Leser, was der End-
zweck
des Schöpfers ist?

Des Schöpfers Endzweck ist ein großer
Grundstein,
Den mußt du legen ganz aus Quaterstücken,
Den Kies u. Sand hindurch, bis auf den Fel-
sen. Brem. Ged. 12 S.

Ey! wie schön! Ein steinerner Endzweck,
ein Endzweck aus Quaterstücken! Noch nicht
genug! Aus Kies und Sand, aus Felsen!
Dieser philosophische Baumeister und Kalklö-
scher
ist Herr Johann Heinrich Oest, ein
großer Mann.

Endzweck.

Gewisse Schriftsteller schwatzen auf al-
len Seiten von Zwecken. Man merke sich nur

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Wir glauben, das Geheimniß verrathen zu koͤnnen,
und machen uns dadurch um unſern Leſer nicht we-
nig verdienet. Die beyden Woͤrter Endlich und
Nichts ſind in der heiligen Sprache unum-
ſchraͤnkt
und voll. Wer ſie folglich brauchet, der
hat einen unumſchraͤnkten und vollen Kopf.
So war z. E. Zernitzens Kopf ſo voll, daß ſich die
Woͤrter in ſeinem Kopfe ſtießen; und alſo ganz ver-
wirrt herauskamen.

Endpunct.

Wir hatten Mittelpuncte: nun haben
wir Endpuncte, Anfangspuncte, Mittel-
puncte.
So ſpricht ein ſinnreicher Redner:
Reden die Triumphbogen nicht, (zierlich a. St.
ſagen,) daß die Groͤße ſeines Ruhmes noch ſehr
weit von dem Endpuncte ihres Steigens ent-
fernet ſey? Samml. Nicolai, 8 S.

Endzweck.

Weißt du, lieber Leſer, was der End-
zweck
des Schoͤpfers iſt?

Des Schoͤpfers Endzweck iſt ein großer
Grundſtein,
Den mußt du legen ganz aus Quaterſtuͤcken,
Den Kies u. Sand hindurch, bis auf den Fel-
ſen. Brem. Ged. 12 S.

Ey! wie ſchoͤn! Ein ſteinerner Endzweck,
ein Endzweck aus Quaterſtuͤcken! Noch nicht
genug! Aus Kies und Sand, aus Felſen!
Dieſer philoſophiſche Baumeiſter und Kalkloͤ-
ſcher
iſt Herr Johann Heinrich Oeſt, ein
großer Mann.

Endzweck.

Gewiſſe Schriftſteller ſchwatzen auf al-
len Seiten von Zwecken. Man merke ſich nur

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[115/0141] En Wir glauben, das Geheimniß verrathen zu koͤnnen, und machen uns dadurch um unſern Leſer nicht we- nig verdienet. Die beyden Woͤrter Endlich und Nichts ſind in der heiligen Sprache unum- ſchraͤnkt und voll. Wer ſie folglich brauchet, der hat einen unumſchraͤnkten und vollen Kopf. So war z. E. Zernitzens Kopf ſo voll, daß ſich die Woͤrter in ſeinem Kopfe ſtießen; und alſo ganz ver- wirrt herauskamen. Endpunct. Wir hatten Mittelpuncte: nun haben wir Endpuncte, Anfangspuncte, Mittel- puncte. So ſpricht ein ſinnreicher Redner: Reden die Triumphbogen nicht, (zierlich a. St. ſagen,) daß die Groͤße ſeines Ruhmes noch ſehr weit von dem Endpuncte ihres Steigens ent- fernet ſey? Samml. Nicolai, 8 S. Endzweck. Weißt du, lieber Leſer, was der End- zweck des Schoͤpfers iſt? Des Schoͤpfers Endzweck iſt ein großer Grundſtein, Den mußt du legen ganz aus Quaterſtuͤcken, Den Kies u. Sand hindurch, bis auf den Fel- ſen. Brem. Ged. 12 S. Ey! wie ſchoͤn! Ein ſteinerner Endzweck, ein Endzweck aus Quaterſtuͤcken! Noch nicht genug! Aus Kies und Sand, aus Felſen! Dieſer philoſophiſche Baumeiſter und Kalkloͤ- ſcher iſt Herr Johann Heinrich Oeſt, ein großer Mann. Endzweck. Gewiſſe Schriftſteller ſchwatzen auf al- len Seiten von Zwecken. Man merke ſich nur eine H 2

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/141>, abgerufen am 21.11.2024.