Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Di
Meßias; auch wenn Meßias nicht die Wür-
de,
sondern den Namen, ausdrücket. So sa-
gen wir auch weit zierlicher der König der Dä-
nen,
als, der König in Dänemark; s. Offenb.
St. Klopst. Vorbericht;
und Gottscheds
Kern der d. Sp. L. 222 S.

Dichte.

Unsere philosophischen Dichter schreiben
für Philosophen. Denn wie käme sonst das stum-
me Dichte, Gefühl
und Licht zusammen?

Allein das stumme Dichte
Hat kein Gefühl von Gott, noch Theil an seinem
Lichte. Haller, 101 S.

Mein Rücken ist gewiß dichte; er ist auch stumm:
hat ihm aber Gott kein Theil an seinem Lichte ge-
geben: so hat er doch ein Gefühl von ihm be-
kommen; denn es that sehr weh, wenn mir der
Schulmeister schwer fiel. Es giebt in der neuen
Dichtkunst eine Figur: der Mischmasch; im
Antilongin, 86 S. heißt sie das Kauderwäl-
sche.
Der schweizerische Pope besitzet darin-
nen eine ungemeine Stärke: Z. E.

Verschiedne Macht und Ehre,
Entschieden stuffen weis die unzählbaren Heere;
Die ungleich satt vom Glanz des mitgetheilten
Lichts,
Jn langer Ordnung stehn von Gott zum öden
Nichts. Haller, 101 S.

Denn hier entstehet die Frage, wer die Heere sind?
Ob man kann satt vom Glanze werden? da dörf-
te man nur, wenn einem der Hunger ankäme, in
die Sonne spatzieren gehen. Endlich bleibet zu

ent-

Di
Meßias; auch wenn Meßias nicht die Wuͤr-
de,
ſondern den Namen, ausdruͤcket. So ſa-
gen wir auch weit zierlicher der Koͤnig der Daͤ-
nen,
als, der Koͤnig in Daͤnemark; ſ. Offenb.
St. Klopſt. Vorbericht;
und Gottſcheds
Kern der d. Sp. L. 222 S.

Dichte.

Unſere philoſophiſchen Dichter ſchreiben
fuͤr Philoſophen. Denn wie kaͤme ſonſt das ſtum-
me Dichte, Gefuͤhl
und Licht zuſammen?

Allein das ſtumme Dichte
Hat kein Gefuͤhl von Gott, noch Theil an ſeinem
Lichte. Haller, 101 S.

Mein Ruͤcken iſt gewiß dichte; er iſt auch ſtumm:
hat ihm aber Gott kein Theil an ſeinem Lichte ge-
geben: ſo hat er doch ein Gefuͤhl von ihm be-
kommen; denn es that ſehr weh, wenn mir der
Schulmeiſter ſchwer fiel. Es giebt in der neuen
Dichtkunſt eine Figur: der Miſchmaſch; im
Antilongin, 86 S. heißt ſie das Kauderwaͤl-
ſche.
Der ſchweizeriſche Pope beſitzet darin-
nen eine ungemeine Staͤrke: Z. E.

Verſchiedne Macht und Ehre,
Entſchieden ſtuffen weis die unzaͤhlbaren Heere;
Die ungleich ſatt vom Glanz des mitgetheilten
Lichts,
Jn langer Ordnung ſtehn von Gott zum oͤden
Nichts. Haller, 101 S.

Denn hier entſtehet die Frage, wer die Heere ſind?
Ob man kann ſatt vom Glanze werden? da doͤrf-
te man nur, wenn einem der Hunger ankaͤme, in
die Sonne ſpatzieren gehen. Endlich bleibet zu

ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0126" n="100"/><fw place="top" type="header">Di</fw><lb/><hi rendition="#fr">Meßias;</hi> auch wenn <hi rendition="#fr">Meßias</hi> nicht die <hi rendition="#fr">Wu&#x0364;r-<lb/>
de,</hi> &#x017F;ondern den <hi rendition="#fr">Namen,</hi> ausdru&#x0364;cket. So &#x017F;a-<lb/>
gen wir auch weit zierlicher der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">der Da&#x0364;-<lb/>
nen,</hi> als, der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">in Da&#x0364;nemark; &#x017F;. Offenb.<lb/>
St. Klop&#x017F;t. Vorbericht;</hi> und <hi rendition="#fr">Gott&#x017F;cheds<lb/>
Kern der d. Sp. L. 222 S.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Dichte.</head>
            <p>Un&#x017F;ere philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Dichter &#x017F;chreiben<lb/>
fu&#x0364;r Philo&#x017F;ophen. Denn wie ka&#x0364;me &#x017F;on&#x017F;t das <hi rendition="#fr">&#x017F;tum-<lb/>
me Dichte, Gefu&#x0364;hl</hi> und <hi rendition="#fr">Licht</hi> zu&#x017F;ammen?</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#et">Allein das <hi rendition="#fr">&#x017F;tumme Dichte</hi></hi><lb/>
Hat kein <hi rendition="#fr">Gefu&#x0364;hl</hi> von Gott, noch Theil an &#x017F;einem<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Lichte. Haller, 101 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Mein Ru&#x0364;cken i&#x017F;t gewiß <hi rendition="#fr">dichte;</hi> er i&#x017F;t auch <hi rendition="#fr">&#x017F;tumm:</hi><lb/>
hat ihm aber Gott kein Theil an &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Lichte</hi> ge-<lb/>
geben: &#x017F;o hat er doch <hi rendition="#fr">ein Gefu&#x0364;hl</hi> von ihm be-<lb/>
kommen; denn es that &#x017F;ehr weh, wenn mir der<lb/>
Schulmei&#x017F;ter &#x017F;chwer fiel. Es giebt in der neuen<lb/>
Dichtkun&#x017F;t eine Figur: der <hi rendition="#fr">Mi&#x017F;chma&#x017F;ch;</hi> im<lb/><hi rendition="#fr">Antilongin, 86 S.</hi> heißt &#x017F;ie das <hi rendition="#fr">Kauderwa&#x0364;l-<lb/>
&#x017F;che.</hi> Der <hi rendition="#fr">&#x017F;chweizeri&#x017F;che Pope</hi> be&#x017F;itzet darin-<lb/>
nen eine ungemeine Sta&#x0364;rke: Z. E.</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#et">Ver&#x017F;chiedne Macht und Ehre,</hi><lb/>
Ent&#x017F;chieden &#x017F;tuffen weis die unza&#x0364;hlbaren <hi rendition="#fr">Heere;</hi><lb/>
Die ungleich <hi rendition="#fr">&#x017F;att vom Glanz</hi> des mitgetheilten<lb/><hi rendition="#et">Lichts,</hi><lb/>
Jn <hi rendition="#fr">langer Ordnung</hi> &#x017F;tehn von Gott zum <hi rendition="#fr">o&#x0364;den<lb/><hi rendition="#et">Nichts. Haller, 101 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Denn hier ent&#x017F;tehet die <hi rendition="#fr">Frage,</hi> wer die <hi rendition="#fr">Heere</hi> &#x017F;ind?<lb/>
Ob man kann <hi rendition="#fr">&#x017F;att vom Glanze</hi> werden? da do&#x0364;rf-<lb/>
te man nur, wenn einem der Hunger anka&#x0364;me, in<lb/>
die <hi rendition="#fr">Sonne &#x017F;patzieren gehen.</hi> Endlich bleibet zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ent-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0126] Di Meßias; auch wenn Meßias nicht die Wuͤr- de, ſondern den Namen, ausdruͤcket. So ſa- gen wir auch weit zierlicher der Koͤnig der Daͤ- nen, als, der Koͤnig in Daͤnemark; ſ. Offenb. St. Klopſt. Vorbericht; und Gottſcheds Kern der d. Sp. L. 222 S. Dichte. Unſere philoſophiſchen Dichter ſchreiben fuͤr Philoſophen. Denn wie kaͤme ſonſt das ſtum- me Dichte, Gefuͤhl und Licht zuſammen? Allein das ſtumme Dichte Hat kein Gefuͤhl von Gott, noch Theil an ſeinem Lichte. Haller, 101 S. Mein Ruͤcken iſt gewiß dichte; er iſt auch ſtumm: hat ihm aber Gott kein Theil an ſeinem Lichte ge- geben: ſo hat er doch ein Gefuͤhl von ihm be- kommen; denn es that ſehr weh, wenn mir der Schulmeiſter ſchwer fiel. Es giebt in der neuen Dichtkunſt eine Figur: der Miſchmaſch; im Antilongin, 86 S. heißt ſie das Kauderwaͤl- ſche. Der ſchweizeriſche Pope beſitzet darin- nen eine ungemeine Staͤrke: Z. E. Verſchiedne Macht und Ehre, Entſchieden ſtuffen weis die unzaͤhlbaren Heere; Die ungleich ſatt vom Glanz des mitgetheilten Lichts, Jn langer Ordnung ſtehn von Gott zum oͤden Nichts. Haller, 101 S. Denn hier entſtehet die Frage, wer die Heere ſind? Ob man kann ſatt vom Glanze werden? da doͤrf- te man nur, wenn einem der Hunger ankaͤme, in die Sonne ſpatzieren gehen. Endlich bleibet zu ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/126
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/126>, abgerufen am 03.12.2024.