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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Bu

Das war ein Vielfraß! Jst das Bild nicht nach
dem Leben gezeichnet?

Busemsfreund,

a. St. Herzensfreund. Wenn
ich also zu meinem Mägdchen sagen will: ich liebe
dich von Herzen;
so wird es ihr weit besser ge-
fallen; wenn ich sage: ich liebe dich von Busem.
Aber Bodmer schreibet nicht für Mägdchen:
und giebt es nicht Witzlinge, die ein Lied für Eu-
lern,
und das andere für Louischen schreiben?

Sprich! ob es strafbar ist, nicht allen deutlich
bleiben,
Manch Lied den Schönen weihn, und man-
ches Weisen schreiben?

Jch fürchte nur, dieser Vergleich möchte wie ein
Reichstag zwischen Spiritualisten und Mate-
rialisten
bestehen.

Bunt.

Hier ist etwas Buntes! Es ist wie ein
schielender Taffent, dessen Farbe man nicht wohl
bestimmen kann.

Wie thöricht kömmt mir jener vor,
Der bey des Zeno buntem Thor
Verschwur die Menschheit und die Thränen!
Haller, 84 S.

Jch sehe wohl, daß in dem Verse ein Thor ist;
allein ich weiß doch, zum Sinne zu gelangen, kei-
nen Weg. Hatte Zeno ein buntes Thor? Jn
was für einen Labyrinth führet uns der Dichter!
Der Vers ist für Gelehrte geschrieben; und Halb-
gelehrten ist er ein Räthsel.

Bürgerlich,

a. St. gesittet; lieber gräflich; denn
die Grafen pflegen, oder sollen vielmehr noch ge-
sitteter,
als die Bürger, seyn.

Sie,
Bu

Das war ein Vielfraß! Jſt das Bild nicht nach
dem Leben gezeichnet?

Buſemsfreund,

a. St. Herzensfreund. Wenn
ich alſo zu meinem Maͤgdchen ſagen will: ich liebe
dich von Herzen;
ſo wird es ihr weit beſſer ge-
fallen; wenn ich ſage: ich liebe dich von Buſem.
Aber Bodmer ſchreibet nicht fuͤr Maͤgdchen:
und giebt es nicht Witzlinge, die ein Lied fuͤr Eu-
lern,
und das andere fuͤr Louischen ſchreiben?

Sprich! ob es ſtrafbar iſt, nicht allen deutlich
bleiben,
Manch Lied den Schoͤnen weihn, und man-
ches Weiſen ſchreiben?

Jch fuͤrchte nur, dieſer Vergleich moͤchte wie ein
Reichstag zwiſchen Spiritualiſten und Mate-
rialiſten
beſtehen.

Bunt.

Hier iſt etwas Buntes! Es iſt wie ein
ſchielender Taffent, deſſen Farbe man nicht wohl
beſtimmen kann.

Wie thoͤricht koͤmmt mir jener vor,
Der bey des Zeno buntem Thor
Verſchwur die Menſchheit und die Thraͤnen!
Haller, 84 S.

Jch ſehe wohl, daß in dem Verſe ein Thor iſt;
allein ich weiß doch, zum Sinne zu gelangen, kei-
nen Weg. Hatte Zeno ein buntes Thor? Jn
was fuͤr einen Labyrinth fuͤhret uns der Dichter!
Der Vers iſt fuͤr Gelehrte geſchrieben; und Halb-
gelehrten iſt er ein Raͤthſel.

Buͤrgerlich,

a. St. geſittet; lieber graͤflich; denn
die Grafen pflegen, oder ſollen vielmehr noch ge-
ſitteter,
als die Buͤrger, ſeyn.

Sie,
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[80/0106] Bu Das war ein Vielfraß! Jſt das Bild nicht nach dem Leben gezeichnet? Buſemsfreund, a. St. Herzensfreund. Wenn ich alſo zu meinem Maͤgdchen ſagen will: ich liebe dich von Herzen; ſo wird es ihr weit beſſer ge- fallen; wenn ich ſage: ich liebe dich von Buſem. Aber Bodmer ſchreibet nicht fuͤr Maͤgdchen: und giebt es nicht Witzlinge, die ein Lied fuͤr Eu- lern, und das andere fuͤr Louischen ſchreiben? Sprich! ob es ſtrafbar iſt, nicht allen deutlich bleiben, Manch Lied den Schoͤnen weihn, und man- ches Weiſen ſchreiben? Jch fuͤrchte nur, dieſer Vergleich moͤchte wie ein Reichstag zwiſchen Spiritualiſten und Mate- rialiſten beſtehen. Bunt. Hier iſt etwas Buntes! Es iſt wie ein ſchielender Taffent, deſſen Farbe man nicht wohl beſtimmen kann. Wie thoͤricht koͤmmt mir jener vor, Der bey des Zeno buntem Thor Verſchwur die Menſchheit und die Thraͤnen! Haller, 84 S. Jch ſehe wohl, daß in dem Verſe ein Thor iſt; allein ich weiß doch, zum Sinne zu gelangen, kei- nen Weg. Hatte Zeno ein buntes Thor? Jn was fuͤr einen Labyrinth fuͤhret uns der Dichter! Der Vers iſt fuͤr Gelehrte geſchrieben; und Halb- gelehrten iſt er ein Raͤthſel. Buͤrgerlich, a. St. geſittet; lieber graͤflich; denn die Grafen pflegen, oder ſollen vielmehr noch ge- ſitteter, als die Buͤrger, ſeyn. Sie,

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/106>, abgerufen am 21.11.2024.