ben, als ein paar geschnitzte Bilder, auf unsern Stel- len so lange gantz unbeweglich stehen, bis der Wa- gen gäntzlich aus unserm Gesichte verschwunden war, ja ich glaube wir hätten uns noch in langer Zeit nicht geregt, wenn nicht ein | von ferne herankom- mendes Donnerwetter, unsere zerstreuten Gedan- cken und Sinnen wieder zusammen getrieben hätte. Mein Principal sahe mich und ich ihn mit seuffzen an, endlich öffnete er die Schrifft, und fand selbige also gesetzt:
Meine Freunde!
Jch will mich um eure vielerley Gedancken, die ihr wegen meiner unverhofften Ankunfft und plötzlichen Abreisens hegen werdet voritzo nicht bekümmern. Schlaget inLutheriteut- scher Bibel den 3tenVersiculdes 28. Cap.im Buch Hiob auf, in selbigem ist durch ein reinesAna- gramma,der richtigeProceßzu finden, wie man auf die allerleichteste Weise denLapidem Philoso- phorumfinden kan. Hat euch GOtt diese Gna- de zugedacht, so wird er den Fleiß nicht vergeb- lich seyn lassen, den ihr zu Ausforschung des versteckten Geheimnisses anwendet, oder es fü- gen, daß ich euch vielleicht in wenig Monaten wieder besuchen darff. Jnzwischen empfanget so viel von dem unschätzbaren Schatze, als euch hierbey gelegt und nöthig ist, die Wahrheit des göttlichen Geheimnisses vor allen Ver- läumdern zu rechtfertigen. Seyd iederzeit fromme Kinder GOttes, vergesset die Armen nicht, und bleibt mir so, wie ich euch gewogen,
Daniel Artista
Es
ben, als ein paar geſchnitzte Bilder, auf unſern Stel- len ſo lange gantz unbeweglich ſtehen, bis der Wa- gen gaͤntzlich aus unſerm Geſichte verſchwunden war, ja ich glaube wir haͤtten uns noch in langer Zeit nicht geregt, wenn nicht ein | von ferne herankom- mendes Donnerwetter, unſere zerſtreuten Gedan- cken und Sinnen wieder zuſammen getrieben haͤtte. Mein Principal ſahe mich und ich ihn mit ſeuffzen an, endlich oͤffnete er die Schrifft, und fand ſelbige alſo geſetzt:
Meine Freunde!
Jch will mich um eure vielerley Gedancken, die ihr wegen meiner unverhofften Ankunfft und ploͤtzlichen Abreiſens hegen werdet voritzo nicht bekuͤmmern. Schlaget inLutheriteut- ſcher Bibel den 3tenVerſiculdes 28. Cap.im Buch Hiob auf, in ſelbigem iſt durch ein reinesAna- gramma,der richtigeProceßzu finden, wie man auf die allerleichteſte Weiſe denLapidem Philoſo- phorumfinden kan. Hat euch GOtt dieſe Gna- de zugedacht, ſo wird er den Fleiß nicht vergeb- lich ſeyn laſſen, den ihr zu Ausforſchung des verſteckten Geheimniſſes anwendet, oder es fuͤ- gen, daß ich euch vielleicht in wenig Monaten wieder beſuchen darff. Jnzwiſchen empfanget ſo viel von dem unſchaͤtzbaren Schatze, als euch hierbey gelegt und noͤthig iſt, die Wahrheit des goͤttlichen Geheimniſſes vor allen Ver- laͤumdern zu rechtfertigen. Seyd iederzeit fromme Kinder GOttes, vergeſſet die Armen nicht, und bleibt mir ſo, wie ich euch gewogen,
Daniel Artiſta
Es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0312"n="298"/>
ben, als ein paar geſchnitzte Bilder, auf unſern Stel-<lb/>
len ſo lange gantz unbeweglich ſtehen, bis der Wa-<lb/>
gen gaͤntzlich aus unſerm Geſichte verſchwunden<lb/>
war, ja ich glaube wir haͤtten uns noch in langer Zeit<lb/>
nicht geregt, wenn nicht ein | von ferne herankom-<lb/>
mendes Donnerwetter, unſere zerſtreuten Gedan-<lb/>
cken und Sinnen wieder zuſammen getrieben haͤtte.<lb/>
Mein <hirendition="#aq">Principal</hi>ſahe mich und ich ihn mit ſeuffzen<lb/>
an, endlich oͤffnete er die Schrifft, und fand ſelbige<lb/>
alſo geſetzt:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><salute><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Meine Freunde!</hi></hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">J</hi><hirendition="#fr">ch will mich um eure vielerley Gedancken,<lb/>
die ihr wegen meiner unverhofften Ankunfft<lb/>
und ploͤtzlichen Abreiſens hegen werdet voritzo<lb/>
nicht bekuͤmmern. Schlaget in</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Lutheri</hi></hi><hirendition="#fr">teut-<lb/>ſcher Bibel den 3ten</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Verſicul</hi></hi><hirendition="#fr">des</hi> 28. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Cap.</hi></hi><hirendition="#fr">im Buch<lb/>
Hiob auf, in ſelbigem iſt durch ein reines</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ana-<lb/>
gramma,</hi></hi><hirendition="#fr">der richtige</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Proceß</hi></hi><hirendition="#fr">zu finden, wie man<lb/>
auf die allerleichteſte Weiſe den</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Lapidem Philoſo-<lb/>
phorum</hi></hi><hirendition="#fr">finden kan. Hat euch GOtt dieſe Gna-<lb/>
de zugedacht, ſo wird er den Fleiß nicht vergeb-<lb/>
lich ſeyn laſſen, den ihr zu Ausforſchung des<lb/>
verſteckten Geheimniſſes anwendet, oder es fuͤ-<lb/>
gen, daß ich euch vielleicht in wenig Monaten<lb/>
wieder beſuchen darff. Jnzwiſchen empfanget<lb/>ſo viel von dem unſchaͤtzbaren Schatze, als euch<lb/>
hierbey gelegt und noͤthig iſt, die Wahrheit<lb/>
des goͤttlichen Geheimniſſes vor allen Ver-<lb/>
laͤumdern zu rechtfertigen. Seyd iederzeit<lb/>
fromme Kinder GOttes, vergeſſet die Armen<lb/>
nicht, und bleibt mir ſo, wie ich euch gewogen,</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#aq">Daniel Artiſta</hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[298/0312]
ben, als ein paar geſchnitzte Bilder, auf unſern Stel-
len ſo lange gantz unbeweglich ſtehen, bis der Wa-
gen gaͤntzlich aus unſerm Geſichte verſchwunden
war, ja ich glaube wir haͤtten uns noch in langer Zeit
nicht geregt, wenn nicht ein | von ferne herankom-
mendes Donnerwetter, unſere zerſtreuten Gedan-
cken und Sinnen wieder zuſammen getrieben haͤtte.
Mein Principal ſahe mich und ich ihn mit ſeuffzen
an, endlich oͤffnete er die Schrifft, und fand ſelbige
alſo geſetzt:
Meine Freunde!
Jch will mich um eure vielerley Gedancken,
die ihr wegen meiner unverhofften Ankunfft
und ploͤtzlichen Abreiſens hegen werdet voritzo
nicht bekuͤmmern. Schlaget in Lutheri teut-
ſcher Bibel den 3ten Verſicul des 28. Cap. im Buch
Hiob auf, in ſelbigem iſt durch ein reines Ana-
gramma, der richtige Proceß zu finden, wie man
auf die allerleichteſte Weiſe den Lapidem Philoſo-
phorum finden kan. Hat euch GOtt dieſe Gna-
de zugedacht, ſo wird er den Fleiß nicht vergeb-
lich ſeyn laſſen, den ihr zu Ausforſchung des
verſteckten Geheimniſſes anwendet, oder es fuͤ-
gen, daß ich euch vielleicht in wenig Monaten
wieder beſuchen darff. Jnzwiſchen empfanget
ſo viel von dem unſchaͤtzbaren Schatze, als euch
hierbey gelegt und noͤthig iſt, die Wahrheit
des goͤttlichen Geheimniſſes vor allen Ver-
laͤumdern zu rechtfertigen. Seyd iederzeit
fromme Kinder GOttes, vergeſſet die Armen
nicht, und bleibt mir ſo, wie ich euch gewogen,
Daniel Artiſta
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/312>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.