Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen Vom Steisse geht es in den Halß/ inSchlund und in die Kehle: So sag mir einer/ was denn noch den'n guten Dingern fehle? Antwort: Das Jucken an den Kopff/ das bringet mit den Seegen/ Bestehend in Schlag-Balsams-Krafft/ daran viel ist gelegen. Das 50. Capitel. Helle Christ-Nacht finstere Scheu- DIeses abergläubische Sprichwort soll so als
Unterſuchung derer von ſuper-klugen Vom Steiſſe geht es in den Halß/ inSchlund und in die Kehle: So ſag mir einer/ was denn noch den’n guten Dingern fehle? Antwort: Das Jucken an den Kopff/ das bringet mit den Seegen/ Beſtehend in Schlag-Balſams-Krafft/ daran viel iſt gelegen. Das 50. Capitel. Helle Chriſt-Nacht finſtere Scheu- DIeſes aberglaͤubiſche Sprichwort ſoll ſo als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb n="300" facs="#f0124"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#fr">Unterſuchung derer von</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">ſuper-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">klugen</hi> </fw><lb/> <l>Vom Steiſſe geht es in den Halß/ in</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schlund und in die Kehle:</hi> </l><lb/> <l>So ſag mir einer/ was denn noch den’n</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">guten Dingern fehle?</hi> </l><lb/> <l>Antwort: Das Jucken an den Kopff/ das</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bringet mit den Seegen/</hi> </l><lb/> <l>Beſtehend in Schlag-Balſams-Krafft/</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">daran viel iſt gelegen.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das 50. Capitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Helle Chriſt-Nacht finſtere Scheu-<lb/><hi rendition="#c">nen/ finſtere Chriſt-Nacht helle<lb/> Scheunen.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Ieſes aberglaͤubiſche Sprichwort ſoll ſo<lb/> viel heiſſen/ als wenn in der Chriſt-Nacht<lb/> der Mond ſcheinet/ und helle iſt/ ſo ſoll das<lb/> Jahr fruchtreich an Getreidig ſeyn/ davon die<lb/> Scheunen voll und finſter werden; wenn aber<lb/> zu Weyhnachten/ oder in der Chriſt. Nacht der<lb/> Mond neu iſt/ und nicht ſcheinet/ auch ſonſt truͤbe<lb/> und finſter Wetter iſt/ ſo ſollen dieſes Jahr die<lb/> Scheunen lichte und leer bleiben. Wie gewiß<lb/> aber dieſe Bauer-Regul eintreffe/ hat ſich biß he-<lb/> ro gemeiniglich in <hi rendition="#aq">Contrario</hi> erwieſen; dahero<lb/> wenig/ oder vielmehr gar nichts darauff zu hal-<lb/> ten iſt. Und iſt ſchon an andern Stellen erwie-<lb/> ſen/ daß ſolche Bauer-<hi rendition="#aq">Phyſica</hi> keinen Grund<lb/> mehr hat. Denn ſowohl der alte Julianiſche/<lb/> <fw type="catch" place="bottom">als</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0124]
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Vom Steiſſe geht es in den Halß/ in
Schlund und in die Kehle:
So ſag mir einer/ was denn noch den’n
guten Dingern fehle?
Antwort: Das Jucken an den Kopff/ das
bringet mit den Seegen/
Beſtehend in Schlag-Balſams-Krafft/
daran viel iſt gelegen.
Das 50. Capitel.
Helle Chriſt-Nacht finſtere Scheu-
nen/ finſtere Chriſt-Nacht helle
Scheunen.
DIeſes aberglaͤubiſche Sprichwort ſoll ſo
viel heiſſen/ als wenn in der Chriſt-Nacht
der Mond ſcheinet/ und helle iſt/ ſo ſoll das
Jahr fruchtreich an Getreidig ſeyn/ davon die
Scheunen voll und finſter werden; wenn aber
zu Weyhnachten/ oder in der Chriſt. Nacht der
Mond neu iſt/ und nicht ſcheinet/ auch ſonſt truͤbe
und finſter Wetter iſt/ ſo ſollen dieſes Jahr die
Scheunen lichte und leer bleiben. Wie gewiß
aber dieſe Bauer-Regul eintreffe/ hat ſich biß he-
ro gemeiniglich in Contrario erwieſen; dahero
wenig/ oder vielmehr gar nichts darauff zu hal-
ten iſt. Und iſt ſchon an andern Stellen erwie-
ſen/ daß ſolche Bauer-Phyſica keinen Grund
mehr hat. Denn ſowohl der alte Julianiſche/
als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/124 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/124>, abgerufen am 03.03.2025. |