Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen wöhnlich schöne weiß wurde/ und der Herr diekünstliche Magd fragte: Was sie vor einen Handgriff hätte? antwortete sie mit einer klu- gen lächelnden Mine: Dieses wäre eine Wis- senschafft/ welche sie von eines Steuermanns Frau gelernet hätte/ sie hätte ihr aber fast einen Eyd schweren müssen/ daß sie es niemanden wei- ter sagen wolte/ redete demnach ferner mit gantz leiser Stimme zum Herrn: Es bestände die gan- tze Wissenschafft darinnen/ daß sie Asche von bü- chenen Holtze darzu nähme/ und dieses glaubte der Kauffmann; es war aber eine Lügen/ denn des Tages zuvor hatte ich der Magd einen gan- tzen Riegel Seiffe schaben gesehen/ die sie zwi- schen das Garn mit eingestreuet hatte. Dero- wegen merckts ihr haußhältigen Weiber/ und bedient euch solcher Lügen/ so werden sich eure Männer über euch verwundern. Probatum est. Das 8. Capitel. Es ist nicht gut/ wenn man über das ICh will es wohl glauben; denn wenn es willen
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen woͤhnlich ſchoͤne weiß wurde/ und der Herr diekuͤnſtliche Magd fragte: Was ſie vor einen Handgriff haͤtte? antwortete ſie mit einer klu- gen laͤchelnden Mine: Dieſes waͤre eine Wiſ- ſenſchafft/ welche ſie von eines Steuermanns Frau gelernet haͤtte/ ſie haͤtte ihr aber faſt einen Eyd ſchweren muͤſſen/ daß ſie es niemanden wei- ter ſagen wolte/ redete demnach ferner mit gantz leiſer Stimme zum Herrn: Es beſtaͤnde die gan- tze Wiſſenſchafft darinnen/ daß ſie Aſche von buͤ- chenen Holtze darzu naͤhme/ und dieſes glaubte der Kauffmann; es war aber eine Luͤgen/ denn des Tages zuvor hatte ich der Magd einen gan- tzen Riegel Seiffe ſchaben geſehen/ die ſie zwi- ſchen das Garn mit eingeſtreuet hatte. Dero- wegen merckts ihr haußhaͤltigen Weiber/ und bedient euch ſolcher Luͤgen/ ſo werden ſich eure Maͤnner uͤber euch verwundern. Probatum eſt. Das 8. Capitel. Es iſt nicht gut/ wenn man uͤber das ICh will es wohl glauben; denn wenn es willen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="20" facs="#f0042"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#fr">Unterſuchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ſuper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/> woͤhnlich ſchoͤne weiß wurde/ und der Herr die<lb/> kuͤnſtliche Magd fragte: Was ſie vor einen<lb/> Handgriff haͤtte? antwortete ſie mit einer klu-<lb/> gen laͤchelnden Mine: Dieſes waͤre eine Wiſ-<lb/> ſenſchafft/ welche ſie von eines Steuermanns<lb/> Frau gelernet haͤtte/ ſie haͤtte ihr aber faſt einen<lb/> Eyd ſchweren muͤſſen/ daß ſie es niemanden wei-<lb/> ter ſagen wolte/ redete demnach ferner mit gantz<lb/> leiſer Stimme zum Herrn: Es beſtaͤnde die gan-<lb/> tze Wiſſenſchafft darinnen/ daß ſie Aſche von buͤ-<lb/> chenen Holtze darzu naͤhme/ und dieſes glaubte<lb/> der Kauffmann; es war aber eine Luͤgen/ denn<lb/> des Tages zuvor hatte ich der Magd einen gan-<lb/> tzen Riegel Seiffe ſchaben geſehen/ die ſie zwi-<lb/> ſchen das Garn mit eingeſtreuet hatte. Dero-<lb/> wegen merckts ihr haußhaͤltigen Weiber/ und<lb/> bedient euch ſolcher Luͤgen/ ſo werden ſich eure<lb/> Maͤnner uͤber euch verwundern. <hi rendition="#aq">Probatum<lb/> eſt.</hi></p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das 8. Capitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Es iſt nicht gut/ wenn man uͤber das<lb/><hi rendition="#c">Kehrig gehet.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch will es wohl glauben; denn wenn es<lb/> gut waͤre/ ſo wuͤrde man das Kehrig gar<lb/> nicht hinweg raͤumen/ ſondern nur um des-<lb/> halben laſſen liegen/ daß man daruͤber gehen koͤn-<lb/> ne. Zum andern iſts auch um folgender Urſach<lb/> <fw type="catch" place="bottom">willen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0042]
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
woͤhnlich ſchoͤne weiß wurde/ und der Herr die
kuͤnſtliche Magd fragte: Was ſie vor einen
Handgriff haͤtte? antwortete ſie mit einer klu-
gen laͤchelnden Mine: Dieſes waͤre eine Wiſ-
ſenſchafft/ welche ſie von eines Steuermanns
Frau gelernet haͤtte/ ſie haͤtte ihr aber faſt einen
Eyd ſchweren muͤſſen/ daß ſie es niemanden wei-
ter ſagen wolte/ redete demnach ferner mit gantz
leiſer Stimme zum Herrn: Es beſtaͤnde die gan-
tze Wiſſenſchafft darinnen/ daß ſie Aſche von buͤ-
chenen Holtze darzu naͤhme/ und dieſes glaubte
der Kauffmann; es war aber eine Luͤgen/ denn
des Tages zuvor hatte ich der Magd einen gan-
tzen Riegel Seiffe ſchaben geſehen/ die ſie zwi-
ſchen das Garn mit eingeſtreuet hatte. Dero-
wegen merckts ihr haußhaͤltigen Weiber/ und
bedient euch ſolcher Luͤgen/ ſo werden ſich eure
Maͤnner uͤber euch verwundern. Probatum
eſt.
Das 8. Capitel.
Es iſt nicht gut/ wenn man uͤber das
Kehrig gehet.
ICh will es wohl glauben; denn wenn es
gut waͤre/ ſo wuͤrde man das Kehrig gar
nicht hinweg raͤumen/ ſondern nur um des-
halben laſſen liegen/ daß man daruͤber gehen koͤn-
ne. Zum andern iſts auch um folgender Urſach
willen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/42 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/42>, abgerufen am 03.03.2025. |