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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
gewiß/ daß ich um der ermordeten Katzen willen
kein Unglück gehabt habe. Denn die Katzen ha-
ben bey GOtt keinen Stein mehr als andere
Thiere im Brete/ derer doch täglich viel tausend
durch Menschen-Hände umkommen/ daß GOtt
um der Katzen willen [in welche Gestalt sich der
Teuffel und seine Getreuen so gern verstellen
sollen] einem ehrlichen Menschen soll Unglück
schicken.

Das 71. Capitel.

Wenn sich die Katzen in einem Hause
beissen/ wo iemandkranck liegt/ so stirbt
der Patiente bald.

DAß dieses Vorgeben wieder die Warheit
streite/ braucht wenig Beweiß; wiewohl
einige Gelehrte die Ursach erzehlen wol-
len/ warum sich die Katzen gern in denen Woh-
nungen derer Sterbenden einfänden. Aber ob
ich gleich dieses nicht wiederspräche/ so ist dennoch
gantz keine Folge zu machen/ daß ein Patiente
bald sterben werde/ wenn sich die Katzen vor sei-
nem Gemach beissen. Denn es beissen sich die
Katzen ja an viel taufend Orten/ wo keine Pa-
tienten sind/ warum solten sie denn bey eines Pa-
tienten Gemach eine andere Bedeutung mit ih-
rem Geschrey und Beissen machen/ als wenn es
wo anders geschicht. Wenn ein zaghaffter Pa-

tiente

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
gewiß/ daß ich um der ermordeten Katzen willen
kein Ungluͤck gehabt habe. Denn die Katzen ha-
ben bey GOtt keinen Stein mehr als andere
Thiere im Brete/ derer doch taͤglich viel tauſend
durch Menſchen-Haͤnde umkommen/ daß GOtt
um der Katzen willen [in welche Geſtalt ſich der
Teuffel und ſeine Getreuen ſo gern verſtellen
ſollen] einem ehrlichen Menſchen ſoll Ungluͤck
ſchicken.

Das 71. Capitel.

Wenn ſich die Katzen in einem Hauſe
beiſſen/ wo iemandkranck liegt/ ſo ſtirbt
der Patiente bald.

DAß dieſes Vorgeben wieder die Warheit
ſtreite/ braucht wenig Beweiß; wiewohl
einige Gelehrte die Urſach erzehlen wol-
len/ warum ſich die Katzen gern in denen Woh-
nungen derer Sterbenden einfaͤnden. Aber ob
ich gleich dieſes nicht wiederſpraͤche/ ſo iſt dennoch
gantz keine Folge zu machen/ daß ein Patiente
bald ſterben werde/ wenn ſich die Katzen vor ſei-
nem Gemach beiſſen. Denn es beiſſen ſich die
Katzen ja an viel taufend Orten/ wo keine Pa-
tienten ſind/ warum ſolten ſie denn bey eines Pa-
tienten Gemach eine andere Bedeutung mit ih-
rem Geſchrey und Beiſſen machen/ als wenn es
wo anders geſchicht. Wenn ein zaghaffter Pa-

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[120/0142] Unterſuchung derer von ſuper-klugen gewiß/ daß ich um der ermordeten Katzen willen kein Ungluͤck gehabt habe. Denn die Katzen ha- ben bey GOtt keinen Stein mehr als andere Thiere im Brete/ derer doch taͤglich viel tauſend durch Menſchen-Haͤnde umkommen/ daß GOtt um der Katzen willen [in welche Geſtalt ſich der Teuffel und ſeine Getreuen ſo gern verſtellen ſollen] einem ehrlichen Menſchen ſoll Ungluͤck ſchicken. Das 71. Capitel. Wenn ſich die Katzen in einem Hauſe beiſſen/ wo iemandkranck liegt/ ſo ſtirbt der Patiente bald. DAß dieſes Vorgeben wieder die Warheit ſtreite/ braucht wenig Beweiß; wiewohl einige Gelehrte die Urſach erzehlen wol- len/ warum ſich die Katzen gern in denen Woh- nungen derer Sterbenden einfaͤnden. Aber ob ich gleich dieſes nicht wiederſpraͤche/ ſo iſt dennoch gantz keine Folge zu machen/ daß ein Patiente bald ſterben werde/ wenn ſich die Katzen vor ſei- nem Gemach beiſſen. Denn es beiſſen ſich die Katzen ja an viel taufend Orten/ wo keine Pa- tienten ſind/ warum ſolten ſie denn bey eines Pa- tienten Gemach eine andere Bedeutung mit ih- rem Geſchrey und Beiſſen machen/ als wenn es wo anders geſchicht. Wenn ein zaghaffter Pa- tiente

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/142>, abgerufen am 21.11.2024.