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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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Der Mann kan Teuffel sehen, sehet ihr sie auch, saget mits doch, wo sitzen sie
mir? Da ich ihm auf solche freche Reden, die unmüglich konnten überhöret
werden, antwortete: sie sitzen in eurem Hertzen, lachete er meiner und fragte:
Ob ich GOtt wäre, daß ich den Leuten ins Hertz sehen, und Teuffel in ihrem
inwendigen Hertzen sehen könnte? Sehet, sagende, der wunderliche Pre-
diger will GOtt seyn, ja ihr seyd so wol ein armer Sünder wie wir alle.
Jch muste ihm, wider meine Weise, hart begegnen: Recht! ein armer
Sünder bin ich, aber kein hartnäckich Teuffels-Kind wie ihr, das GOttes
Gnade verspottete und von sich stiesse. Die damals beystehende Wacht
von Soldaten zeugeten beyde frey wider ihn: Wer in Lügen stecket, und
nicht will heraus gerissen seyn aus diesen Stricken, der ist des Teuffels;
denen antwortete er frech: Jhr habt Verstand davon, Lieber, könnt ihr
meine Bande zerreissen, da habt ihr sie, ihr könnets versuchen! Jch suchte
ihn stille zu machen, wie diese Bande zu zerreissen und ihme abzunehmen
schlechte Mühe kostete, geschehe es nicht eher, so würde es am Tage der
Execution geschehen, aber seine Teuffels-Stricke hielten härter, jedoch wäre
es, was bey Menschen unmüglich, bey GOtt müglich, so ers nur glaubete,
er läge darin gefesselt, und so er Verlangen trüge heraus gerissen zu wer-
den, wolte ich ihme den Spruch vorsagen: Dazu ist erschienen der Sohn
GOttes, daß er die Wercke des Teuffels zerstöhre: Aber es fruchtete solches
alles nichts, er gieng so gut herab, als er hinauf kommen war, eher schlimmer
als besser; Denn er zu der Wacht allerley Spott-Reden wider mich aus-
gesprochen, und einen von der Wacht zu dem Herrn Hoff-Richter abgefer-
tiget, mit Bitte, ihme, dem Kranichfeld zuerlauben, daß er sich dürffe
für 6. Ps. Brandtwein holen lassen, er hätte von dem Prediger droben solch
Krimmen im Bauche bekommen, daß er sich nicht zu lassen wisse. Der
bey eingeflossenen Schimpff-Worte nicht zu gedencken.

§. 81.

GOtt im Himmel ists bekandt, wie sich die Hoffnung in
meiner Seelen öffters verliehren wolte, als würde dieser Mensch in seiner
Raserey seine Zeit versplitteren, und diese Gauckeley biß ans Ende betreiben,
dahero wir den Tausch des Gefängnisses so viel freudiger erwehleten, ob er
in der Stille und Abgeschiedenheit von der Menschen Menge, zu Gedan-
cken kommen möchte, die in die Ewigkeit giengen; Denn diese Stille in-
nerlich und solche Abgeschiedenheit äusserlich ihm sonderlich mangelte, und
so lange wir solches letztere sonderlich nicht erlangeten, schien fast alle Arbeit
vergeblich angewandt zu werden; massen er nebst der Frechheit je länger je

mehr

Der Mann kan Teuffel ſehen, ſehet ihr ſie auch, ſaget mits doch, wo ſitzen ſie
mir? Da ich ihm auf ſolche freche Reden, die unmüglich konnten uͤberhoͤret
werden, antwortete: ſie ſitzen in eurem Hertzen, lachete er meiner und fragte:
Ob ich GOtt waͤre, daß ich den Leuten ins Hertz ſehen, und Teuffel in ihrem
inwendigen Hertzen ſehen koͤnnte? Sehet, ſagende, der wunderliche Pre-
diger will GOtt ſeyn, ja ihr ſeyd ſo wol ein armer Suͤnder wie wir alle.
Jch muſte ihm, wider meine Weiſe, hart begegnen: Recht! ein armer
Suͤnder bin ich, aber kein hartnaͤckich Teuffels-Kind wie ihr, das GOttes
Gnade verſpottete und von ſich ſtieſſe. Die damals beyſtehende Wacht
von Soldaten zeugeten beyde frey wider ihn: Wer in Luͤgen ſtecket, und
nicht will heraus geriſſen ſeyn aus dieſen Stricken, der iſt des Teuffels;
denen antwortete er frech: Jhr habt Verſtand davon, Lieber, koͤnnt ihr
meine Bande zerreiſſen, da habt ihr ſie, ihr koͤnnets verſuchen! Jch ſuchte
ihn ſtille zu machen, wie dieſe Bande zu zerreiſſen und ihme abzunehmen
ſchlechte Muͤhe koſtete, geſchehe es nicht eher, ſo wuͤrde es am Tage der
Execution geſchehen, aber ſeine Teuffels-Stricke hielten haͤrter, jedoch waͤre
es, was bey Menſchen unmuͤglich, bey GOtt muͤglich, ſo ers nur glaubete,
er laͤge darin gefeſſelt, und ſo er Verlangen truͤge heraus geriſſen zu wer-
den, wolte ich ihme den Spruch vorſagen: Dazu iſt erſchienen der Sohn
GOttes, daß er die Wercke des Teuffels zerſtoͤhre: Aber es fruchtete ſolches
alles nichts, er gieng ſo gut herab, als er hinauf kommen war, eher ſchlimmer
als beſſer; Denn er zu der Wacht allerley Spott-Reden wider mich aus-
geſprochen, und einen von der Wacht zu dem Herrn Hoff-Richter abgefer-
tiget, mit Bitte, ihme, dem Kranichfeld zuerlauben, daß er ſich duͤrffe
fuͤr 6. Pſ. Brandtwein holen laſſen, er haͤtte von dem Prediger droben ſolch
Krimmen im Bauche bekommen, daß er ſich nicht zu laſſen wiſſe. Der
bey eingefloſſenen Schimpff-Worte nicht zu gedencken.

§. 81.

GOtt im Himmel iſts bekandt, wie ſich die Hoffnung in
meiner Seelen oͤffters verliehren wolte, als wuͤrde dieſer Menſch in ſeiner
Raſerey ſeine Zeit verſplitteren, und dieſe Gauckeley biß ans Ende betreiben,
dahero wir den Tauſch des Gefaͤngniſſes ſo viel freudiger erwehleten, ob er
in der Stille und Abgeſchiedenheit von der Menſchen Menge, zu Gedan-
cken kommen moͤchte, die in die Ewigkeit giengen; Denn dieſe Stille in-
nerlich und ſolche Abgeſchiedenheit aͤuſſerlich ihm ſonderlich mangelte, und
ſo lange wir ſolches letztere ſonderlich nicht erlangeten, ſchien faſt alle Arbeit
vergeblich angewandt zu werden; maſſen er nebſt der Frechheit je laͤnger je

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[62[60]/0068] Der Mann kan Teuffel ſehen, ſehet ihr ſie auch, ſaget mits doch, wo ſitzen ſie mir? Da ich ihm auf ſolche freche Reden, die unmüglich konnten uͤberhoͤret werden, antwortete: ſie ſitzen in eurem Hertzen, lachete er meiner und fragte: Ob ich GOtt waͤre, daß ich den Leuten ins Hertz ſehen, und Teuffel in ihrem inwendigen Hertzen ſehen koͤnnte? Sehet, ſagende, der wunderliche Pre- diger will GOtt ſeyn, ja ihr ſeyd ſo wol ein armer Suͤnder wie wir alle. Jch muſte ihm, wider meine Weiſe, hart begegnen: Recht! ein armer Suͤnder bin ich, aber kein hartnaͤckich Teuffels-Kind wie ihr, das GOttes Gnade verſpottete und von ſich ſtieſſe. Die damals beyſtehende Wacht von Soldaten zeugeten beyde frey wider ihn: Wer in Luͤgen ſtecket, und nicht will heraus geriſſen ſeyn aus dieſen Stricken, der iſt des Teuffels; denen antwortete er frech: Jhr habt Verſtand davon, Lieber, koͤnnt ihr meine Bande zerreiſſen, da habt ihr ſie, ihr koͤnnets verſuchen! Jch ſuchte ihn ſtille zu machen, wie dieſe Bande zu zerreiſſen und ihme abzunehmen ſchlechte Muͤhe koſtete, geſchehe es nicht eher, ſo wuͤrde es am Tage der Execution geſchehen, aber ſeine Teuffels-Stricke hielten haͤrter, jedoch waͤre es, was bey Menſchen unmuͤglich, bey GOtt muͤglich, ſo ers nur glaubete, er laͤge darin gefeſſelt, und ſo er Verlangen truͤge heraus geriſſen zu wer- den, wolte ich ihme den Spruch vorſagen: Dazu iſt erſchienen der Sohn GOttes, daß er die Wercke des Teuffels zerſtoͤhre: Aber es fruchtete ſolches alles nichts, er gieng ſo gut herab, als er hinauf kommen war, eher ſchlimmer als beſſer; Denn er zu der Wacht allerley Spott-Reden wider mich aus- geſprochen, und einen von der Wacht zu dem Herrn Hoff-Richter abgefer- tiget, mit Bitte, ihme, dem Kranichfeld zuerlauben, daß er ſich duͤrffe fuͤr 6. Pſ. Brandtwein holen laſſen, er haͤtte von dem Prediger droben ſolch Krimmen im Bauche bekommen, daß er ſich nicht zu laſſen wiſſe. Der bey eingefloſſenen Schimpff-Worte nicht zu gedencken. §. 81. GOtt im Himmel iſts bekandt, wie ſich die Hoffnung in meiner Seelen oͤffters verliehren wolte, als wuͤrde dieſer Menſch in ſeiner Raſerey ſeine Zeit verſplitteren, und dieſe Gauckeley biß ans Ende betreiben, dahero wir den Tauſch des Gefaͤngniſſes ſo viel freudiger erwehleten, ob er in der Stille und Abgeſchiedenheit von der Menſchen Menge, zu Gedan- cken kommen moͤchte, die in die Ewigkeit giengen; Denn dieſe Stille in- nerlich und ſolche Abgeſchiedenheit aͤuſſerlich ihm ſonderlich mangelte, und ſo lange wir ſolches letztere ſonderlich nicht erlangeten, ſchien faſt alle Arbeit vergeblich angewandt zu werden; maſſen er nebſt der Frechheit je laͤnger je mehr

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 62[60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/68>, abgerufen am 21.11.2024.