Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

der liebe GOtt an ihre Hertzen ankommen, und ihnen was angewinnen
können.

§. 207.

Jhr harte Straffen, und ihr ernste Schläge, damit
dem Bösen anjetzo allhie gewehret worden, diese, die hie entseelet liegen,
fühlen euch nicht mehr, schwinget euch aber in die Lufft, und dringet
in die Hertzen der noch herumschweiffenden Mitgenossenschafft von die-
ser schädlichen Rotte! drücket euch ihnen in das innerste ihrer Seelen,
daß sie es in der Nähe und Ferne fühlen, wie wehe es gethan ihren un-
glücklichen Gesellen, die vielleicht in ihrem Spiele die geringste Per-
sonen abgegeben, von ihrem Raube das Wenigste, oder wohl gar nichts
genossen, und von ihnen noch dazu zu solchem Unglück verleitet wor-
den: Setzet solche verblendete Seelen anjetzo in ein Schröcken, wie wir
in dieser Stunde darüber gesetzet worden, und gebets ihnen zu erkennen,
wie GOttes Rache ihnen nachlauffe, und sie zur rechten Zeit, wenn
sie zu sothanem Gerichte auch reiff worden, einholen werde.

§. 208.

GOtt aber gebe, daß diese Menschen plagende Rotte
bey Zeiten nüchtern werde, von ihrer Boßheit abstehe, sich in der Güte
des schonenden GOttes bekehre, und nicht bleibe, wie Roß und Mäu-
ler, die nicht verständig sind, denen man Zaum und Gebiß muß ins
Maul legen, da sie nicht zum Guten wollen! so wolte man ja nichts
liebers wollen, als Rad, Strang, und Schwerdt, damit so vielen Bö-
sen bisher an diesem Orte gewehret worden, aus den Händen thun, und
feyrig liegen lassen. Widrigenfals, so wir im bösen Vorsatze dahin
gehen, ist und bleibet GOtt ein gerechter Richter, und ein GOtt, der
täglich dräuet, will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwerdt
gewetzet, seinen Bogen gespannet, seine Pfeile und Räder hat er zuge-
richtet zum Verderben. Und so annoch auf dieser Schädelstädte ihres
gleichen stünden, die Böses zu thun, gelüstete, die spiegeln sich doch an
dieser harten Straffe und ernsten Schlägen, denn zu dem End ist die-
ses Supplicium und schwere Leibes Straffe nicht allein über diese arme
Menschen ergangen, sondern sie bleiben auch mit ihren Leichnams un-
begraben vor aller Welt Augen zu liegen, daß alle die fürüber gehen,

he-
P 3

der liebe GOtt an ihre Hertzen ankommen, und ihnen was angewinnen
koͤnnen.

§. 207.

Jhr harte Straffen, und ihr ernſte Schlaͤge, damit
dem Boͤſen anjetzo allhie gewehret worden, dieſe, die hie entſeelet liegen,
fuͤhlen euch nicht mehr, ſchwinget euch aber in die Lufft, und dringet
in die Hertzen der noch herumſchweiffenden Mitgenoſſenſchafft von die-
ſer ſchaͤdlichen Rotte! druͤcket euch ihnen in das innerſte ihrer Seelen,
daß ſie es in der Naͤhe und Ferne fuͤhlen, wie wehe es gethan ihren un-
gluͤcklichen Geſellen, die vielleicht in ihrem Spiele die geringſte Per-
ſonen abgegeben, von ihrem Raube das Wenigſte, oder wohl gar nichts
genoſſen, und von ihnen noch dazu zu ſolchem Ungluͤck verleitet wor-
den: Setzet ſolche verblendete Seelen anjetzo in ein Schroͤcken, wie wir
in dieſer Stunde daruͤber geſetzet worden, und gebets ihnen zu erkennen,
wie GOttes Rache ihnen nachlauffe, und ſie zur rechten Zeit, wenn
ſie zu ſothanem Gerichte auch reiff worden, einholen werde.

§. 208.

GOtt aber gebe, daß dieſe Menſchen plagende Rotte
bey Zeiten nuͤchtern werde, von ihrer Boßheit abſtehe, ſich in der Guͤte
des ſchonenden GOttes bekehre, und nicht bleibe, wie Roß und Maͤu-
ler, die nicht verſtaͤndig ſind, denen man Zaum und Gebiß muß ins
Maul legen, da ſie nicht zum Guten wollen! ſo wolte man ja nichts
liebers wollen, als Rad, Strang, und Schwerdt, damit ſo vielen Boͤ-
ſen bisher an dieſem Orte gewehret worden, aus den Haͤnden thun, und
feyrig liegen laſſen. Widrigenfals, ſo wir im boͤſen Vorſatze dahin
gehen, iſt und bleibet GOtt ein gerechter Richter, und ein GOtt, der
taͤglich draͤuet, will man ſich nicht bekehren, ſo hat er ſein Schwerdt
gewetzet, ſeinen Bogen geſpannet, ſeine Pfeile und Raͤder hat er zuge-
richtet zum Verderben. Und ſo annoch auf dieſer Schaͤdelſtaͤdte ihres
gleichen ſtuͤnden, die Boͤſes zu thun, geluͤſtete, die ſpiegeln ſich doch an
dieſer harten Straffe und ernſten Schlaͤgen, denn zu dem End iſt die-
ſes Supplicium und ſchwere Leibes Straffe nicht allein uͤber dieſe arme
Menſchen ergangen, ſondern ſie bleiben auch mit ihren Leichnams un-
begraben vor aller Welt Augen zu liegen, daß alle die fuͤruͤber gehen,

he-
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0123" n="117[115]"/>
der liebe GOtt an ihre Hertzen ankommen, und ihnen was angewinnen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 207.</head>
        <p>Jhr harte Straffen, und ihr ern&#x017F;te Schla&#x0364;ge, damit<lb/>
dem Bo&#x0364;&#x017F;en anjetzo allhie gewehret worden, die&#x017F;e, die hie ent&#x017F;eelet liegen,<lb/>
fu&#x0364;hlen euch nicht mehr, &#x017F;chwinget euch aber in die Lufft, und dringet<lb/>
in die Hertzen der noch herum&#x017F;chweiffenden Mitgeno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft von die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;cha&#x0364;dlichen Rotte! dru&#x0364;cket euch ihnen in das inner&#x017F;te ihrer Seelen,<lb/>
daß &#x017F;ie es in der Na&#x0364;he und Ferne fu&#x0364;hlen, wie wehe es gethan ihren un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Ge&#x017F;ellen, die vielleicht in ihrem Spiele die gering&#x017F;te Per-<lb/>
&#x017F;onen abgegeben, von ihrem Raube das Wenig&#x017F;te, oder wohl gar nichts<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en, und von ihnen noch dazu zu &#x017F;olchem Unglu&#x0364;ck verleitet wor-<lb/>
den: Setzet &#x017F;olche verblendete Seelen anjetzo in ein Schro&#x0364;cken, wie wir<lb/>
in die&#x017F;er Stunde daru&#x0364;ber ge&#x017F;etzet worden, und gebets ihnen zu erkennen,<lb/>
wie GOttes Rache ihnen nachlauffe, und &#x017F;ie zur rechten Zeit, wenn<lb/>
&#x017F;ie zu &#x017F;othanem Gerichte auch reiff worden, einholen werde.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 208.</head>
        <p>GOtt aber gebe, daß die&#x017F;e Men&#x017F;chen plagende Rotte<lb/>
bey Zeiten nu&#x0364;chtern werde, von ihrer Boßheit ab&#x017F;tehe, &#x017F;ich in der Gu&#x0364;te<lb/>
des &#x017F;chonenden GOttes bekehre, und nicht bleibe, wie Roß und Ma&#x0364;u-<lb/>
ler, die nicht ver&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ind, denen man Zaum und Gebiß muß ins<lb/>
Maul legen, da &#x017F;ie nicht zum Guten wollen! &#x017F;o wolte man ja nichts<lb/>
liebers wollen, als Rad, Strang, und Schwerdt, damit &#x017F;o vielen Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en bisher an die&#x017F;em Orte gewehret worden, aus den Ha&#x0364;nden thun, und<lb/>
feyrig liegen la&#x017F;&#x017F;en. Widrigenfals, &#x017F;o wir im bo&#x0364;&#x017F;en Vor&#x017F;atze dahin<lb/>
gehen, i&#x017F;t und bleibet GOtt ein gerechter Richter, und ein GOtt, der<lb/>
ta&#x0364;glich dra&#x0364;uet, will man &#x017F;ich nicht bekehren, &#x017F;o hat er &#x017F;ein Schwerdt<lb/>
gewetzet, &#x017F;einen Bogen ge&#x017F;pannet, &#x017F;eine Pfeile und Ra&#x0364;der hat er zuge-<lb/>
richtet zum Verderben. Und &#x017F;o annoch auf die&#x017F;er Scha&#x0364;del&#x017F;ta&#x0364;dte ihres<lb/>
gleichen &#x017F;tu&#x0364;nden, die Bo&#x0364;&#x017F;es zu thun, gelu&#x0364;&#x017F;tete, die &#x017F;piegeln &#x017F;ich doch an<lb/>
die&#x017F;er harten Straffe und ern&#x017F;ten Schla&#x0364;gen, denn zu dem End i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;es <hi rendition="#aq">Supplicium</hi> und &#x017F;chwere Leibes Straffe nicht allein u&#x0364;ber die&#x017F;e arme<lb/>
Men&#x017F;chen ergangen, &#x017F;ondern &#x017F;ie bleiben auch mit ihren Leichnams un-<lb/>
begraben vor aller Welt Augen zu liegen, daß alle die fu&#x0364;ru&#x0364;ber gehen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">he-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117[115]/0123] der liebe GOtt an ihre Hertzen ankommen, und ihnen was angewinnen koͤnnen. §. 207. Jhr harte Straffen, und ihr ernſte Schlaͤge, damit dem Boͤſen anjetzo allhie gewehret worden, dieſe, die hie entſeelet liegen, fuͤhlen euch nicht mehr, ſchwinget euch aber in die Lufft, und dringet in die Hertzen der noch herumſchweiffenden Mitgenoſſenſchafft von die- ſer ſchaͤdlichen Rotte! druͤcket euch ihnen in das innerſte ihrer Seelen, daß ſie es in der Naͤhe und Ferne fuͤhlen, wie wehe es gethan ihren un- gluͤcklichen Geſellen, die vielleicht in ihrem Spiele die geringſte Per- ſonen abgegeben, von ihrem Raube das Wenigſte, oder wohl gar nichts genoſſen, und von ihnen noch dazu zu ſolchem Ungluͤck verleitet wor- den: Setzet ſolche verblendete Seelen anjetzo in ein Schroͤcken, wie wir in dieſer Stunde daruͤber geſetzet worden, und gebets ihnen zu erkennen, wie GOttes Rache ihnen nachlauffe, und ſie zur rechten Zeit, wenn ſie zu ſothanem Gerichte auch reiff worden, einholen werde. §. 208. GOtt aber gebe, daß dieſe Menſchen plagende Rotte bey Zeiten nuͤchtern werde, von ihrer Boßheit abſtehe, ſich in der Guͤte des ſchonenden GOttes bekehre, und nicht bleibe, wie Roß und Maͤu- ler, die nicht verſtaͤndig ſind, denen man Zaum und Gebiß muß ins Maul legen, da ſie nicht zum Guten wollen! ſo wolte man ja nichts liebers wollen, als Rad, Strang, und Schwerdt, damit ſo vielen Boͤ- ſen bisher an dieſem Orte gewehret worden, aus den Haͤnden thun, und feyrig liegen laſſen. Widrigenfals, ſo wir im boͤſen Vorſatze dahin gehen, iſt und bleibet GOtt ein gerechter Richter, und ein GOtt, der taͤglich draͤuet, will man ſich nicht bekehren, ſo hat er ſein Schwerdt gewetzet, ſeinen Bogen geſpannet, ſeine Pfeile und Raͤder hat er zuge- richtet zum Verderben. Und ſo annoch auf dieſer Schaͤdelſtaͤdte ihres gleichen ſtuͤnden, die Boͤſes zu thun, geluͤſtete, die ſpiegeln ſich doch an dieſer harten Straffe und ernſten Schlaͤgen, denn zu dem End iſt die- ſes Supplicium und ſchwere Leibes Straffe nicht allein uͤber dieſe arme Menſchen ergangen, ſondern ſie bleiben auch mit ihren Leichnams un- begraben vor aller Welt Augen zu liegen, daß alle die fuͤruͤber gehen, he- P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/123
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 117[115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/123>, abgerufen am 21.12.2024.