Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



arbeitet; wie viel Anspruch auf Verzeihung
hat der Historiker dort, wie wenig hier!
-- Nun Universalhistorie, "unter allen
Arten der Geschichte allemal die schwerste";
das dachte ich längst, aber nun erst hat mich
der Greifswalder Recensent dreist gemacht,
es laut zu sagen. Hebe sich doch der Hr.
Consistorial-Rath einmal von den winzigen
Teilgen der Geschichte, mit denen er manch-
mal in verlornen Stunden spielt, zum Gan-
zen
der Weltgeschichte hinauf, und - fühle.

Manger wenet ein meister sin
Binnen sine krenge
Der kume blibe eyn meystirlin
Life her die lenge.
§. 13.
Aber hier sind wieder Zweifel. --

Und ich möchte die Universalhistorie se-
hen, bei der keine Zweifel wären! Was
giebt es für Dispüten über die Methoden in
der Botanik, Zoologie, und Mineralogie:
und doch ist hier bei weitem so viel Schwie-
rigkeit nicht, wie bei der Weltgeschichte.

Einmal, über die Materie der Welt-
geschichte ist man noch nicht eins: was für
Facta gehören in die Weltgeschichte? Der ei-

ne



arbeitet; wie viel Anſpruch auf Verzeihung
hat der Hiſtoriker dort, wie wenig hier!
— Nun Univerſalhiſtorie, “unter allen
Arten der Geſchichte allemal die ſchwerſte„;
das dachte ich laͤngſt, aber nun erſt hat mich
der Greifswalder Recenſent dreiſt gemacht,
es laut zu ſagen. Hebe ſich doch der Hr.
Conſiſtorial-Rath einmal von den winzigen
Teilgen der Geſchichte, mit denen er manch-
mal in verlornen Stunden ſpielt, zum Gan-
zen
der Weltgeſchichte hinauf, und – fuͤhle.

Manger wenet ein meiſter ſin
Binnen ſine krenge
Der kume blibe eyn meyſtirlin
Life her die lenge.
§. 13.
Aber hier ſind wieder Zweifel.

Und ich moͤchte die Univerſalhiſtorie ſe-
hen, bei der keine Zweifel waͤren! Was
giebt es fuͤr Diſpuͤten uͤber die Methoden in
der Botanik, Zoologie, und Mineralogie:
und doch iſt hier bei weitem ſo viel Schwie-
rigkeit nicht, wie bei der Weltgeſchichte.

Einmal, uͤber die Materie der Welt-
geſchichte iſt man noch nicht eins: was fuͤr
Facta gehoͤren in die Weltgeſchichte? Der ei-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0048" n="252[28]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> arbeitet; wie viel An&#x017F;pruch auf Verzeihung<lb/>
hat der Hi&#x017F;toriker dort, wie wenig hier!<lb/>
&#x2014; Nun <hi rendition="#fr">Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie,</hi> &#x201C;unter allen<lb/>
Arten der Ge&#x017F;chichte allemal die &#x017F;chwer&#x017F;te&#x201E;;<lb/>
das dachte ich la&#x0364;ng&#x017F;t, aber nun er&#x017F;t hat mich<lb/>
der Greifswalder Recen&#x017F;ent drei&#x017F;t gemacht,<lb/>
es laut zu &#x017F;agen. Hebe &#x017F;ich doch der Hr.<lb/>
Con&#x017F;i&#x017F;torial-Rath einmal von den winzigen<lb/><hi rendition="#fr">Teilgen</hi> der Ge&#x017F;chichte, mit denen er manch-<lb/>
mal in verlornen Stunden &#x017F;pielt, zum <hi rendition="#fr">Gan-<lb/>
zen</hi> der Weltge&#x017F;chichte hinauf, und &#x2013; <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hle.</hi></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#aq">Manger wenet ein <hi rendition="#i">mei&#x017F;ter</hi> &#x017F;in</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#i">Binnen &#x017F;ine krenge</hi> </hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Der kume blibe eyn <hi rendition="#i">mey&#x017F;tirlin</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i">Life her <hi rendition="#i">die lenge.</hi></hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 13.</head><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Aber hier &#x017F;ind wieder Zweifel.</hi> &#x2014;</hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Und ich mo&#x0364;chte <hi rendition="#fr">die</hi> Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie &#x017F;e-<lb/>
hen, bei der <hi rendition="#fr">keine Zweifel</hi> wa&#x0364;ren! Was<lb/>
giebt es fu&#x0364;r Di&#x017F;pu&#x0364;ten u&#x0364;ber die Methoden in<lb/>
der Botanik, Zoologie, und Mineralogie:<lb/>
und doch i&#x017F;t hier bei weitem &#x017F;o viel Schwie-<lb/>
rigkeit nicht, wie bei der Weltge&#x017F;chichte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Einmal,</hi> u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Materie</hi> der Welt-<lb/>
ge&#x017F;chichte i&#x017F;t man noch nicht eins: was fu&#x0364;r<lb/>
Facta geho&#x0364;ren in die Weltge&#x017F;chichte? Der ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252[28]/0048] arbeitet; wie viel Anſpruch auf Verzeihung hat der Hiſtoriker dort, wie wenig hier! — Nun Univerſalhiſtorie, “unter allen Arten der Geſchichte allemal die ſchwerſte„; das dachte ich laͤngſt, aber nun erſt hat mich der Greifswalder Recenſent dreiſt gemacht, es laut zu ſagen. Hebe ſich doch der Hr. Conſiſtorial-Rath einmal von den winzigen Teilgen der Geſchichte, mit denen er manch- mal in verlornen Stunden ſpielt, zum Gan- zen der Weltgeſchichte hinauf, und – fuͤhle. Manger wenet ein meiſter ſin Binnen ſine krenge Der kume blibe eyn meyſtirlin Life her die lenge. §. 13. Aber hier ſind wieder Zweifel. — Und ich moͤchte die Univerſalhiſtorie ſe- hen, bei der keine Zweifel waͤren! Was giebt es fuͤr Diſpuͤten uͤber die Methoden in der Botanik, Zoologie, und Mineralogie: und doch iſt hier bei weitem ſo viel Schwie- rigkeit nicht, wie bei der Weltgeſchichte. Einmal, uͤber die Materie der Welt- geſchichte iſt man noch nicht eins: was fuͤr Facta gehoͤren in die Weltgeſchichte? Der ei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/48
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 252[28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/48>, abgerufen am 21.12.2024.