Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



verblümt ein Landschiff nennen. Jn der
Geschichte der Wiedergebornen klagt ein so
genannter Wiedergeborner seinem Beichtva-
ter, er könne nie das Vaterunser mit An-
dacht beten, weil ihm jedesmal, bei dem
Worte Vater, allerhand garstige Bilder
vor seiner wüsten Jmagination herumfladder-
ten. Daran war doch warlich das Vaterunser
nicht schuld! -- Diese ganze Bemerkung ist
aus der Sprachphilosophie. Der Verfas-
ser der Abhandlung über den Ursprung der
Sprache hätte sie selbst machen, und sich vor
Schaden hüten können.

§. 9.

Bei der Erklärung, die Hr. H. von
dem Worte seiner macht, ist kein Versehen
von der Art, aber statt dessen vorsetzliche
Verfälschung. Hundert mal ist schon von
Universitätslehrern auf ihre Programmen ge-
setzt worden: N. N. Anzeige seiner
Vorlesungen; und nie habe ich so eine
Glosse über dieses seiner gelesen, als mir
Hr. H. mit folgenden Ausdrücken macht:

Seine Weltgeschichte) nennts S., und
zeigt uns in der Vorrede noch eigent-
licher auf das Besitztum, auf diese Zu-

neigung



verbluͤmt ein Landſchiff nennen. Jn der
Geſchichte der Wiedergebornen klagt ein ſo
genannter Wiedergeborner ſeinem Beichtva-
ter, er koͤnne nie das Vaterunſer mit An-
dacht beten, weil ihm jedesmal, bei dem
Worte Vater, allerhand garſtige Bilder
vor ſeiner wuͤſten Jmagination herumfladder-
ten. Daran war doch warlich das Vaterunſer
nicht ſchuld! — Dieſe ganze Bemerkung iſt
aus der Sprachphiloſophie. Der Verfaſ-
ſer der Abhandlung uͤber den Urſprung der
Sprache haͤtte ſie ſelbſt machen, und ſich vor
Schaden huͤten koͤnnen.

§. 9.

Bei der Erklaͤrung, die Hr. H. von
dem Worte ſeiner macht, iſt kein Verſehen
von der Art, aber ſtatt deſſen vorſetzliche
Verfaͤlſchung. Hundert mal iſt ſchon von
Univerſitaͤtslehrern auf ihre Programmen ge-
ſetzt worden: N. N. Anzeige ſeiner
Vorleſungen; und nie habe ich ſo eine
Gloſſe uͤber dieſes ſeiner geleſen, als mir
Hr. H. mit folgenden Ausdruͤcken macht:

Seine Weltgeſchichte) nennts S., und
zeigt uns in der Vorrede noch eigent-
licher auf das Beſitztum, auf dieſe Zu-

neigung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="240[16]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> verblu&#x0364;mt ein <hi rendition="#fr">Land&#x017F;chiff</hi> nennen. Jn der<lb/>
Ge&#x017F;chichte der Wiedergebornen klagt ein &#x017F;o<lb/>
genannter Wiedergeborner &#x017F;einem Beichtva-<lb/>
ter, er ko&#x0364;nne nie das Vaterun&#x017F;er mit An-<lb/>
dacht beten, weil ihm jedesmal, bei dem<lb/>
Worte <hi rendition="#fr">Vater,</hi> allerhand gar&#x017F;tige Bilder<lb/>
vor &#x017F;einer wu&#x0364;&#x017F;ten Jmagination herumfladder-<lb/>
ten. Daran war doch warlich das Vaterun&#x017F;er<lb/>
nicht &#x017F;chuld! &#x2014; Die&#x017F;e ganze Bemerkung i&#x017F;t<lb/>
aus der Sprachphilo&#x017F;ophie. Der Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der Abhandlung u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung der<lb/>
Sprache ha&#x0364;tte &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t machen, und &#x017F;ich vor<lb/>
Schaden hu&#x0364;ten ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 9.</head><lb/>
          <p>Bei der Erkla&#x0364;rung, die Hr. H. von<lb/>
dem Worte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;einer</hi></hi> macht, i&#x017F;t kein Ver&#x017F;ehen<lb/>
von der Art, aber &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en vor&#x017F;etzliche<lb/>
Verfa&#x0364;l&#x017F;chung. Hundert mal i&#x017F;t &#x017F;chon von<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;tslehrern auf ihre Programmen ge-<lb/>
&#x017F;etzt worden: <hi rendition="#fr">N. N. Anzeige</hi> &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#fr">Vorle&#x017F;ungen;</hi> und nie habe ich &#x017F;o eine<lb/>
Glo&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber die&#x017F;es <hi rendition="#fr">&#x017F;einer</hi> gele&#x017F;en, als mir<lb/>
Hr. H. mit folgenden Ausdru&#x0364;cken macht:</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Seine</hi> Weltge&#x017F;chichte) nennts S., und<lb/>
zeigt uns in der Vorrede noch eigent-<lb/>
licher auf das <hi rendition="#i">Be&#x017F;itztum</hi>, auf die&#x017F;e Zu-</hi> </hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">neigung</hi> </fw><lb/>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240[16]/0036] verbluͤmt ein Landſchiff nennen. Jn der Geſchichte der Wiedergebornen klagt ein ſo genannter Wiedergeborner ſeinem Beichtva- ter, er koͤnne nie das Vaterunſer mit An- dacht beten, weil ihm jedesmal, bei dem Worte Vater, allerhand garſtige Bilder vor ſeiner wuͤſten Jmagination herumfladder- ten. Daran war doch warlich das Vaterunſer nicht ſchuld! — Dieſe ganze Bemerkung iſt aus der Sprachphiloſophie. Der Verfaſ- ſer der Abhandlung uͤber den Urſprung der Sprache haͤtte ſie ſelbſt machen, und ſich vor Schaden huͤten koͤnnen. §. 9. Bei der Erklaͤrung, die Hr. H. von dem Worte ſeiner macht, iſt kein Verſehen von der Art, aber ſtatt deſſen vorſetzliche Verfaͤlſchung. Hundert mal iſt ſchon von Univerſitaͤtslehrern auf ihre Programmen ge- ſetzt worden: N. N. Anzeige ſeiner Vorleſungen; und nie habe ich ſo eine Gloſſe uͤber dieſes ſeiner geleſen, als mir Hr. H. mit folgenden Ausdruͤcken macht: Seine Weltgeſchichte) nennts S., und zeigt uns in der Vorrede noch eigent- licher auf das Beſitztum, auf dieſe Zu- neigung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/36
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 240[16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/36>, abgerufen am 21.11.2024.