gar in Riga gelehrt: so wird er doch leicht erachten können, daß dieses zur Beurteilung neuer historischer Schriften nicht hinläng- lich sei. Jst etwa bei der Zeitungs-Expe- dition eine Jrrung vorgegangen, daß das zu recensirende Buch an den unrechten Mann gekommen? oder hat sich Hr. Herder ungefo- dert zugedrungen? Er selbst weiß es viel- leicht noch, ich weiß es auch.
§. 2
Diese Erinnerung mache ich nicht mei- netwegen; denn der Schriftsteller gewinnet fast immer in den Augen des Publici, wenn ihn ein evident schlechter Recensent hudelt: sondern des Hrn. Consistorialraths wegen. Wirklich thut es mir leid, daß ein Gelerter von seinem Rufe und Stande, durch eine so unbedächtige metabasin eis allo genos auch seinen anderweitigen mit Recht erwor- benen Ruhm in Gefar setzt; und mit Kennt- nissen paradiren will, die er sichtbar nicht hat, und deren Mangel ihm niemand übel deuten würde, wenn er nur nicht damit pa- radiren wollte; aber dadurch, daß er seine Unkunde in diesem Fache zur Verunglimpfung andrer mißbraucht, das unparteiische Pu-
blicum
gar in Riga gelehrt: ſo wird er doch leicht erachten koͤnnen, daß dieſes zur Beurteilung neuer hiſtoriſcher Schriften nicht hinlaͤng- lich ſei. Jſt etwa bei der Zeitungs-Expe- dition eine Jrrung vorgegangen, daß das zu recenſirende Buch an den unrechten Mann gekommen? oder hat ſich Hr. Herder ungefo- dert zugedrungen? Er ſelbſt weiß es viel- leicht noch, ich weiß es auch.
§. 2
Dieſe Erinnerung mache ich nicht mei- netwegen; denn der Schriftſteller gewinnet faſt immer in den Augen des Publici, wenn ihn ein evident ſchlechter Recenſent hudelt: ſondern des Hrn. Conſiſtorialraths wegen. Wirklich thut es mir leid, daß ein Gelerter von ſeinem Rufe und Stande, durch eine ſo unbedaͤchtige μεταβασιν ἐις ἀλλο γενος auch ſeinen anderweitigen mit Recht erwor- benen Ruhm in Gefar ſetzt; und mit Kennt- niſſen paradiren will, die er ſichtbar nicht hat, und deren Mangel ihm niemand uͤbel deuten wuͤrde, wenn er nur nicht damit pa- radiren wollte; aber dadurch, daß er ſeine Unkunde in dieſem Fache zur Verunglimpfung andrer mißbraucht, das unparteiiſche Pu-
blicum
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[226[2]/0022]
gar in Riga gelehrt: ſo wird er doch leicht
erachten koͤnnen, daß dieſes zur Beurteilung
neuer hiſtoriſcher Schriften nicht hinlaͤng-
lich ſei. Jſt etwa bei der Zeitungs-Expe-
dition eine Jrrung vorgegangen, daß das
zu recenſirende Buch an den unrechten Mann
gekommen? oder hat ſich Hr. Herder ungefo-
dert zugedrungen? Er ſelbſt weiß es viel-
leicht noch, ich weiß es auch.
§. 2
Dieſe Erinnerung mache ich nicht mei-
netwegen; denn der Schriftſteller gewinnet
faſt immer in den Augen des Publici, wenn
ihn ein evident ſchlechter Recenſent hudelt:
ſondern des Hrn. Conſiſtorialraths wegen.
Wirklich thut es mir leid, daß ein Gelerter
von ſeinem Rufe und Stande, durch eine
ſo unbedaͤchtige μεταβασιν ἐις ἀλλο γενος
auch ſeinen anderweitigen mit Recht erwor-
benen Ruhm in Gefar ſetzt; und mit Kennt-
niſſen paradiren will, die er ſichtbar nicht
hat, und deren Mangel ihm niemand uͤbel
deuten wuͤrde, wenn er nur nicht damit pa-
radiren wollte; aber dadurch, daß er ſeine
Unkunde in dieſem Fache zur Verunglimpfung
andrer mißbraucht, das unparteiiſche Pu-
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 226[2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/22>, abgerufen am 22.02.2025.
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