Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

Innern Brasiliens durch seinen Reichthum an Palmen, durch die
Menge der Schlingpflanzen und Schmarotzergewächse ausgezeichnet
sind. --

Diese wenigen Züge mögen genügen, nicht ein Bild der Erden-
flora zu entwerfen, denn das erforderte die Kenntniß eines Rob.
Brown
, die Feder eines Humboldt, sondern nur anzudeuten,
welch' ein Reichthum hier verborgen liegt, den nur zum Theil der
Fleiß und Geist der ausgezeichneten Forscher uns bis jetzt hat zu-
gänglich machen können. Ich wende mich jetzt zum letzten Abschnitt
meiner Aufgabe, zu einer

Skitze der Verbreitung der wichtigsten Nahrungs-
pflanzen auf der Erde
.

Es giebt wohl kein Reich unter den im Vorigen Genannten,
welches nicht einige seiner Bürger zur Verzierung unserer Lustanlagen
oder zum Dienst der Wissenschaft in unsern botanischen Gärten hätte
hergeben müssen und wenn wir auch die aus den eigentlich tropischen
Reichen von Martius, Jacquin, Adanson, Reinwardt und
Roxburgh entlehnten Pflanzen durch künstliche Wärme entweder
überwintern oder auch selbst im Sommer gegen die Ungunst des
Climas schützen müssen, so bleiben doch immer eine große Anzahl
Pflanzen aus allen Theilen der Erde und aus den Tropen wenigstens
die Gebirgspflanzen übrig, welche von uns in freier Luft angebaut
den Satz zu erhärten scheinen, daß auch in dieser Beziehung der Mensch
Herr der Schöpfung ist und daß er, wie auch die Natur die Pflanzen-
decke auf der Erde angeordnet haben möge, die Macht habe, diese
Anordnung nach seinem Gefallen und besonders zu seinem Nutzen
abzuändern. Dem ist aber nicht so und die ganze zu Grunde gelegte
Thatsache nur illusorisch, wenn wir nicht auf die kleinen Erdfleckchen
eines botanischen Gartens, sondern auf die Culturen im Großen sehen
wollen, die doch allein von Bedeutung sind. Hier erscheint der Mensch
wieder als ein ohnmächtiges Geschöpf, seine Thätigkeit mit Ackern und
Düngen als eine unbedeutende Beihülfe zum Gedeihen der Cultur-

Innern Braſiliens durch ſeinen Reichthum an Palmen, durch die
Menge der Schlingpflanzen und Schmarotzergewächſe ausgezeichnet
ſind. —

Dieſe wenigen Züge mögen genügen, nicht ein Bild der Erden-
flora zu entwerfen, denn das erforderte die Kenntniß eines Rob.
Brown
, die Feder eines Humboldt, ſondern nur anzudeuten,
welch' ein Reichthum hier verborgen liegt, den nur zum Theil der
Fleiß und Geiſt der ausgezeichneten Forſcher uns bis jetzt hat zu-
gänglich machen können. Ich wende mich jetzt zum letzten Abſchnitt
meiner Aufgabe, zu einer

Skitze der Verbreitung der wichtigſten Nahrungs-
pflanzen auf der Erde
.

Es giebt wohl kein Reich unter den im Vorigen Genannten,
welches nicht einige ſeiner Bürger zur Verzierung unſerer Luſtanlagen
oder zum Dienſt der Wiſſenſchaft in unſern botaniſchen Gärten hätte
hergeben müſſen und wenn wir auch die aus den eigentlich tropiſchen
Reichen von Martius, Jacquin, Adanſon, Reinwardt und
Roxburgh entlehnten Pflanzen durch künſtliche Wärme entweder
überwintern oder auch ſelbſt im Sommer gegen die Ungunſt des
Climas ſchützen müſſen, ſo bleiben doch immer eine große Anzahl
Pflanzen aus allen Theilen der Erde und aus den Tropen wenigſtens
die Gebirgspflanzen übrig, welche von uns in freier Luft angebaut
den Satz zu erhärten ſcheinen, daß auch in dieſer Beziehung der Menſch
Herr der Schöpfung iſt und daß er, wie auch die Natur die Pflanzen-
decke auf der Erde angeordnet haben möge, die Macht habe, dieſe
Anordnung nach ſeinem Gefallen und beſonders zu ſeinem Nutzen
abzuändern. Dem iſt aber nicht ſo und die ganze zu Grunde gelegte
Thatſache nur illuſoriſch, wenn wir nicht auf die kleinen Erdfleckchen
eines botaniſchen Gartens, ſondern auf die Culturen im Großen ſehen
wollen, die doch allein von Bedeutung ſind. Hier erſcheint der Menſch
wieder als ein ohnmächtiges Geſchöpf, ſeine Thätigkeit mit Ackern und
Düngen als eine unbedeutende Beihülfe zum Gedeihen der Cultur-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0258" n="242"/>
Innern Bra&#x017F;iliens durch &#x017F;einen Reichthum an <hi rendition="#g">Palmen</hi>, durch die<lb/>
Menge der Schlingpflanzen und Schmarotzergewäch&#x017F;e ausgezeichnet<lb/>
&#x017F;ind. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e wenigen Züge mögen genügen, nicht ein Bild der Erden-<lb/>
flora zu entwerfen, denn das erforderte die Kenntniß eines <hi rendition="#g">Rob.<lb/>
Brown</hi>, die Feder eines <hi rendition="#g">Humboldt</hi>, &#x017F;ondern nur anzudeuten,<lb/>
welch' ein Reichthum hier verborgen liegt, den nur zum Theil der<lb/>
Fleiß und Gei&#x017F;t der ausgezeichneten For&#x017F;cher uns bis jetzt hat zu-<lb/>
gänglich machen können. Ich wende mich jetzt zum letzten Ab&#x017F;chnitt<lb/>
meiner Aufgabe, zu einer</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Skitze der Verbreitung der wichtig&#x017F;ten Nahrungs-<lb/>
pflanzen auf der Erde</hi>.</head><lb/>
          <p>Es giebt wohl kein Reich unter den im Vorigen Genannten,<lb/>
welches nicht einige &#x017F;einer Bürger zur Verzierung un&#x017F;erer Lu&#x017F;tanlagen<lb/>
oder zum Dien&#x017F;t der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft in un&#x017F;ern botani&#x017F;chen Gärten hätte<lb/>
hergeben mü&#x017F;&#x017F;en und wenn wir auch die aus den eigentlich tropi&#x017F;chen<lb/>
Reichen von <hi rendition="#g">Martius, Jacquin, Adan&#x017F;on, Reinwardt</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Roxburgh</hi> entlehnten Pflanzen durch kün&#x017F;tliche Wärme entweder<lb/>
überwintern oder auch &#x017F;elb&#x017F;t im Sommer gegen die Ungun&#x017F;t des<lb/>
Climas &#x017F;chützen mü&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o bleiben doch immer eine große Anzahl<lb/>
Pflanzen aus allen Theilen der Erde und aus den Tropen wenig&#x017F;tens<lb/>
die Gebirgspflanzen übrig, welche von uns in freier Luft angebaut<lb/>
den Satz zu erhärten &#x017F;cheinen, daß auch in die&#x017F;er Beziehung der Men&#x017F;ch<lb/>
Herr der Schöpfung i&#x017F;t und daß er, wie auch die Natur die Pflanzen-<lb/>
decke auf der Erde angeordnet haben möge, die Macht habe, die&#x017F;e<lb/>
Anordnung nach &#x017F;einem Gefallen und be&#x017F;onders zu &#x017F;einem Nutzen<lb/>
abzuändern. Dem i&#x017F;t aber nicht &#x017F;o und die ganze zu Grunde gelegte<lb/>
That&#x017F;ache nur illu&#x017F;ori&#x017F;ch, wenn wir nicht auf die kleinen Erdfleckchen<lb/>
eines botani&#x017F;chen Gartens, &#x017F;ondern auf die Culturen im Großen &#x017F;ehen<lb/>
wollen, die doch allein von Bedeutung &#x017F;ind. Hier er&#x017F;cheint der Men&#x017F;ch<lb/>
wieder als ein ohnmächtiges Ge&#x017F;chöpf, &#x017F;eine Thätigkeit mit Ackern und<lb/>
Düngen als eine unbedeutende Beihülfe zum Gedeihen der Cultur-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0258] Innern Braſiliens durch ſeinen Reichthum an Palmen, durch die Menge der Schlingpflanzen und Schmarotzergewächſe ausgezeichnet ſind. — Dieſe wenigen Züge mögen genügen, nicht ein Bild der Erden- flora zu entwerfen, denn das erforderte die Kenntniß eines Rob. Brown, die Feder eines Humboldt, ſondern nur anzudeuten, welch' ein Reichthum hier verborgen liegt, den nur zum Theil der Fleiß und Geiſt der ausgezeichneten Forſcher uns bis jetzt hat zu- gänglich machen können. Ich wende mich jetzt zum letzten Abſchnitt meiner Aufgabe, zu einer Skitze der Verbreitung der wichtigſten Nahrungs- pflanzen auf der Erde. Es giebt wohl kein Reich unter den im Vorigen Genannten, welches nicht einige ſeiner Bürger zur Verzierung unſerer Luſtanlagen oder zum Dienſt der Wiſſenſchaft in unſern botaniſchen Gärten hätte hergeben müſſen und wenn wir auch die aus den eigentlich tropiſchen Reichen von Martius, Jacquin, Adanſon, Reinwardt und Roxburgh entlehnten Pflanzen durch künſtliche Wärme entweder überwintern oder auch ſelbſt im Sommer gegen die Ungunſt des Climas ſchützen müſſen, ſo bleiben doch immer eine große Anzahl Pflanzen aus allen Theilen der Erde und aus den Tropen wenigſtens die Gebirgspflanzen übrig, welche von uns in freier Luft angebaut den Satz zu erhärten ſcheinen, daß auch in dieſer Beziehung der Menſch Herr der Schöpfung iſt und daß er, wie auch die Natur die Pflanzen- decke auf der Erde angeordnet haben möge, die Macht habe, dieſe Anordnung nach ſeinem Gefallen und beſonders zu ſeinem Nutzen abzuändern. Dem iſt aber nicht ſo und die ganze zu Grunde gelegte Thatſache nur illuſoriſch, wenn wir nicht auf die kleinen Erdfleckchen eines botaniſchen Gartens, ſondern auf die Culturen im Großen ſehen wollen, die doch allein von Bedeutung ſind. Hier erſcheint der Menſch wieder als ein ohnmächtiges Geſchöpf, ſeine Thätigkeit mit Ackern und Düngen als eine unbedeutende Beihülfe zum Gedeihen der Cultur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/258
Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/258>, abgerufen am 21.11.2024.