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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Verba. II. pers. sing.
II. person singularis.§. 272.

Indogerm. urspr. Stamm des pron. pers. d. 2ten pers.
ist tva (vgl. z. b. altind. tvam, tve u. s. f., s. §. 265). Diß
tva muß ursprünglich nach dem verbalstamme gestanden haben;
als es mit demselben verschmolzen war, entwickelten sich je-
doch schon in der ursprache auß im verschidene formen. Das
perfect. hat die volste form bewart, nämlich -ta; vergl. griech.
-tha für *-ta nach s, z. b. ois-tha, wol auß *woid-ta, grundf.
vivaid-ta; altind. -tha, altbaktr. -tha und -ta (in vaes-ta für
*vaid-ta = ois-tha), vgl. lat. -s-ti. Dise formen laßen kaum einen
zweifel, daß -ta die eigentliche personalbezeichnung ist. Im
gotischen -t wäre dann die verschiebung unterbliben (vgl. das
über tha-t-a gesagte, pag. 281). Disem -ta zunächst steht das
-dhi des imperativs; im dh mag man eine nachwirkung des
einst vorhandenen v erkennen, z. b. kru-dhi imperat. aoristi,
wurz. und aoriststamm kru (audire); as-dhi imper. praes.,
bhara-dhi dass. Auß ved. -tat und latein. -to(d) ist schwer-
lich auf eine grundform zu schließen, da hier wol die analogie
der 3ten person ein gewirkt hat. Die gewönliche primäre form
ist -si für -ti (vgl. suffix -vans, nebenform von -vant, §. 216,
u. a.), lezteres wol auß -ta, -tva; die veränderung von -ti in
-si mag in dem streben die zweite person, -ti auß -tva, von
der dritten, ti auß -ta, zu unterscheiden iren grund haben;
also as-si (essi), bhara-si (fers) u. s. f. Die secundäre form
ist -s; mi: -m = -si: -s; z. b. a-bhara-s imperf.; bharai-s
optat. praes. u. s. f.

Altind. Das perfectum hat -tha (villeicht auß -sta, vgl.
§. 123, 2, da sich nicht selten vor dem suffix der 2. sing. ein
s ein stelt), z. b. kakar-tha, wurz. kar (facere); vet-tha für
*vaid-tha, wurz. vid (scire); imperat. -dhi, das jedoch im ge-
wönlichen sanskrit nur nach consonanten bleibt, z. b. ad-dhi,
praesensstamm und wurz. ad (edere), nach vocalen aber zu hi
wird (§. 125, 2), z. b. apnu-hi, praesensstamm apnu, wurzel
ap (adipisci), vedisch aber noch cru-dhi (kluthi), oder auch,
und zwar stäts nach praesensstammaußlaut a, weg fält, z. b.
tanu, praesensstamm tanu, wurz. ta, tan (extendere); bhara,

Verba. II. pers. sing.
II. person singularis.§. 272.

Indogerm. urspr. Stamm des pron. pers. d. 2ten pers.
ist tva (vgl. z. b. altind. tvâm, tvê u. s. f., s. §. 265). Diß
tva muß ursprünglich nach dem verbalstamme gestanden haben;
als es mit demselben verschmolzen war, entwickelten sich je-
doch schon in der ursprache auß im verschidene formen. Das
perfect. hat die volste form bewart, nämlich -ta; vergl. griech.
-θα für *-τα nach σ, z. b. οἶσ-θα, wol auß *ϝοιδ-τα, grundf.
vivâid-ta; altind. -tha, altbaktr. -tha und -ta (in vaês-ta für
*vaid-ta = οἶσ-θα), vgl. lat. -s-ti. Dise formen laßen kaum einen
zweifel, daß -ta die eigentliche personalbezeichnung ist. Im
gotischen -t wäre dann die verschiebung unterbliben (vgl. das
über tha-t-a gesagte, pag. 281). Disem -ta zunächst steht das
-dhi des imperativs; im dh mag man eine nachwirkung des
einst vorhandenen v erkennen, z. b. kru-dhi imperat. aoristi,
wurz. und aoriststamm kru (audire); as-dhi imper. praes.,
bhara-dhi dass. Auß vêd. -tât und latein. -tô(d) ist schwer-
lich auf eine grundform zu schließen, da hier wol die analogie
der 3ten person ein gewirkt hat. Die gewönliche primäre form
ist -si für -ti (vgl. suffix -vans, nebenform von -vant, §. 216,
u. a.), lezteres wol auß -ta, -tva; die veränderung von -ti in
-si mag in dem streben die zweite person, -ti auß -tva, von
der dritten, ti auß -ta, zu unterscheiden iren grund haben;
also as-si (ἐσσί), bhara-si (fers) u. s. f. Die secundäre form
ist -s; mi: -m = -si: -s; z. b. a-bhara-s imperf.; bharai-s
optat. praes. u. s. f.

Altind. Das perfectum hat -tha (villeicht auß -sta, vgl.
§. 123, 2, da sich nicht selten vor dem suffix der 2. sing. ein
s ein stelt), z. b. ḱakár-tha, wurz. kar (facere); vết-tha für
*vaid-tha, wurz. vid (scire); imperat. -dhi, das jedoch im ge-
wönlichen sanskrit nur nach consonanten bleibt, z. b. ad-dhí,
praesensstamm und wurz. ad (edere), nach vocalen aber zu hi
wird (§. 125, 2), z. b. âpnu-hí, praesensstamm âpnu, wurzel
âp (adipisci), vêdisch aber noch çru-dhí (ϰλῦθι), oder auch,
und zwar stäts nach praesensstammaußlaut a, weg fält, z. b.
tanú, praesensstamm tanu, wurz. ta, tan (extendere); bhára,

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[513/0239] Verba. II. pers. sing. II. person singularis. Indogerm. urspr. Stamm des pron. pers. d. 2ten pers. ist tva (vgl. z. b. altind. tvâm, tvê u. s. f., s. §. 265). Diß tva muß ursprünglich nach dem verbalstamme gestanden haben; als es mit demselben verschmolzen war, entwickelten sich je- doch schon in der ursprache auß im verschidene formen. Das perfect. hat die volste form bewart, nämlich -ta; vergl. griech. -θα für *-τα nach σ, z. b. οἶσ-θα, wol auß *ϝοιδ-τα, grundf. vivâid-ta; altind. -tha, altbaktr. -tha und -ta (in vaês-ta für *vaid-ta = οἶσ-θα), vgl. lat. -s-ti. Dise formen laßen kaum einen zweifel, daß -ta die eigentliche personalbezeichnung ist. Im gotischen -t wäre dann die verschiebung unterbliben (vgl. das über tha-t-a gesagte, pag. 281). Disem -ta zunächst steht das -dhi des imperativs; im dh mag man eine nachwirkung des einst vorhandenen v erkennen, z. b. kru-dhi imperat. aoristi, wurz. und aoriststamm kru (audire); as-dhi imper. praes., bhara-dhi dass. Auß vêd. -tât und latein. -tô(d) ist schwer- lich auf eine grundform zu schließen, da hier wol die analogie der 3ten person ein gewirkt hat. Die gewönliche primäre form ist -si für -ti (vgl. suffix -vans, nebenform von -vant, §. 216, u. a.), lezteres wol auß -ta, -tva; die veränderung von -ti in -si mag in dem streben die zweite person, -ti auß -tva, von der dritten, ti auß -ta, zu unterscheiden iren grund haben; also as-si (ἐσσί), bhara-si (fers) u. s. f. Die secundäre form ist -s; mi: -m = -si: -s; z. b. a-bhara-s imperf.; bharai-s optat. praes. u. s. f. Altind. Das perfectum hat -tha (villeicht auß -sta, vgl. §. 123, 2, da sich nicht selten vor dem suffix der 2. sing. ein s ein stelt), z. b. ḱakár-tha, wurz. kar (facere); vết-tha für *vaid-tha, wurz. vid (scire); imperat. -dhi, das jedoch im ge- wönlichen sanskrit nur nach consonanten bleibt, z. b. ad-dhí, praesensstamm und wurz. ad (edere), nach vocalen aber zu hi wird (§. 125, 2), z. b. âpnu-hí, praesensstamm âpnu, wurzel âp (adipisci), vêdisch aber noch çru-dhí (ϰλῦθι), oder auch, und zwar stäts nach praesensstammaußlaut a, weg fält, z. b. tanú, praesensstamm tanu, wurz. ta, tan (extendere); bhára,

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/239>, abgerufen am 21.12.2024.