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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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nur von guten Geistern gebraucht wird. In
modhuroh -- in der Construction modhu-
ros -- modhura, modhuron
wird man
maturus, a, um nicht verkennen, obgleich das
indische Wort süß bedeutet; das Substantiv
modhu, Honig, ist das deutsche Meth. Eben
so lokoh, die Welt, der Weltraum -- locus;
vesthitoh, bedeckt -- vestitus; mordjaroh,
die Katze, das deutsche Marder. Thiernah-
men gehen oft auf noch entferntere Gattungen
über, wie vulpis, Wolf; [ - Zeichen fehlt] -- der Vogel,
würde man gewiß nicht darauf kommen, mit
mrigo -- Wild überhaupt und besonders das
Reh -- zusammen zu stellen, wenn nicht die in-
dische Wurzel auch die Jagd, überhaupt ein schnel-
les Fliehen und Verfolgen bedeutete. Topo
und Tapo wird in den indischen Schriften so
häufig für Buße gebraucht, daß man die ur-
sprüngliche Bedeutung Hitze fast darüber vergißt,
die dem römischen tepeo allein geblieben ist; ob-
wohl auch die indische Wurzel sie noch beibehal-
ten hat, selbst in den abgeleiteten Formen, wie
tapoyittun -- calefacere, das griechische
thalpein. Auf diese Weise treten oft sehr ent-

nur von guten Geiſtern gebraucht wird. In
modhuroh — in der Conſtruction modhu-
ros — modhura, modhuron
wird man
maturus, a, um nicht verkennen, obgleich das
indiſche Wort ſuͤß bedeutet; das Subſtantiv
modhu, Honig, iſt das deutſche Meth. Eben
ſo lo̅koh, die Welt, der Weltraum — locus;
veſthitoh, bedeckt — veſtitus; mordjaroh,
die Katze, das deutſche Marder. Thiernah-
men gehen oft auf noch entferntere Gattungen
uͤber, wie vulpis, Wolf; [ – Zeichen fehlt] — der Vogel,
wuͤrde man gewiß nicht darauf kommen, mit
mrigo — Wild uͤberhaupt und beſonders das
Reh — zuſammen zu ſtellen, wenn nicht die in-
diſche Wurzel auch die Jagd, uͤberhaupt ein ſchnel-
les Fliehen und Verfolgen bedeutete. Topo
und Tapo wird in den indiſchen Schriften ſo
haͤufig fuͤr Buße gebraucht, daß man die ur-
ſpruͤngliche Bedeutung Hitze faſt daruͤber vergißt,
die dem roͤmiſchen tepeo allein geblieben iſt; ob-
wohl auch die indiſche Wurzel ſie noch beibehal-
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[25/0044] nur von guten Geiſtern gebraucht wird. In modhuroh — in der Conſtruction modhu- ros — modhura, modhuron wird man maturus, a, um nicht verkennen, obgleich das indiſche Wort ſuͤß bedeutet; das Subſtantiv modhu, Honig, iſt das deutſche Meth. Eben ſo lo̅koh, die Welt, der Weltraum — locus; veſthitoh, bedeckt — veſtitus; mordjaroh, die Katze, das deutſche Marder. Thiernah- men gehen oft auf noch entferntere Gattungen uͤber, wie vulpis, Wolf; _ — der Vogel, wuͤrde man gewiß nicht darauf kommen, mit mrigo — Wild uͤberhaupt und beſonders das Reh — zuſammen zu ſtellen, wenn nicht die in- diſche Wurzel auch die Jagd, uͤberhaupt ein ſchnel- les Fliehen und Verfolgen bedeutete. Topo und Tapo wird in den indiſchen Schriften ſo haͤufig fuͤr Buße gebraucht, daß man die ur- ſpruͤngliche Bedeutung Hitze faſt daruͤber vergißt, die dem roͤmiſchen tepeo allein geblieben iſt; ob- wohl auch die indiſche Wurzel ſie noch beibehal- ten hat, ſelbſt in den abgeleiteten Formen, wie tapoyittun — calefacere, das griechiſche θαλπειν. Auf dieſe Weiſe treten oft ſehr ent-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/44>, abgerufen am 27.04.2024.