Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.2. Schellings Weltseele
Vom trüben Schlaf erwacht zu lichtem Denken, Hat sich der Mensch zum Himmel aufgerichtet, Kann nun, wo träge Furcht ihn sonst vernichtet, Die Wunder des Bewußtseyns schaffend denken. Zum ersten Lohn, den ihm die Götter schenken, Daß innre Kraft den innern Streit geschlichtet, Vernimmt er was vom Aether sie gedichtet, Und will mit Liebe sich ins Lichtmeer senken. Wie dennoch Eins die Kraft in allen Schranken, Und leichter Aether mächtger als die Masse; Das lebt und brennt in deinem kühnen Streben! Es sinnt der Geist, wie er die Ewge fasse; Jn todter Bildung sieht er Täuschung schwanken, Das innre Wesen blitzt im freyen Leben. 2. Schellings Weltseele
Vom truͤben Schlaf erwacht zu lichtem Denken, Hat sich der Mensch zum Himmel aufgerichtet, Kann nun, wo traͤge Furcht ihn sonst vernichtet, Die Wunder des Bewußtseyns schaffend denken. Zum ersten Lohn, den ihm die Goͤtter schenken, Daß innre Kraft den innern Streit geschlichtet, Vernimmt er was vom Aether sie gedichtet, Und will mit Liebe sich ins Lichtmeer senken. Wie dennoch Eins die Kraft in allen Schranken, Und leichter Aether maͤchtger als die Masse; Das lebt und brennt in deinem kuͤhnen Streben! Es sinnt der Geist, wie er die Ewge fasse; Jn todter Bildung sieht er Taͤuschung schwanken, Das innre Wesen blitzt im freyen Leben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0247" n="235"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Schellings Weltseele</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"> <l>Vom truͤben Schlaf erwacht zu lichtem Denken,</l><lb/> <l>Hat sich der Mensch zum Himmel aufgerichtet,</l><lb/> <l>Kann nun, wo traͤge Furcht ihn sonst vernichtet,</l><lb/> <l>Die Wunder des Bewußtseyns schaffend denken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zum ersten Lohn, den ihm die Goͤtter schenken,</l><lb/> <l>Daß innre Kraft den innern Streit geschlichtet,</l><lb/> <l>Vernimmt er was vom Aether sie gedichtet,</l><lb/> <l>Und will mit Liebe sich ins Lichtmeer senken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie dennoch Eins die Kraft in allen Schranken,</l><lb/> <l>Und leichter Aether maͤchtger als die Masse;</l><lb/> <l>Das lebt und brennt in deinem kuͤhnen Streben!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es sinnt der Geist, wie er die Ewge fasse;</l><lb/> <l>Jn todter Bildung sieht er Taͤuschung schwanken,</l><lb/> <l>Das innre Wesen blitzt im freyen Leben.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0247]
2.
Schellings Weltseele
Vom truͤben Schlaf erwacht zu lichtem Denken,
Hat sich der Mensch zum Himmel aufgerichtet,
Kann nun, wo traͤge Furcht ihn sonst vernichtet,
Die Wunder des Bewußtseyns schaffend denken.
Zum ersten Lohn, den ihm die Goͤtter schenken,
Daß innre Kraft den innern Streit geschlichtet,
Vernimmt er was vom Aether sie gedichtet,
Und will mit Liebe sich ins Lichtmeer senken.
Wie dennoch Eins die Kraft in allen Schranken,
Und leichter Aether maͤchtger als die Masse;
Das lebt und brennt in deinem kuͤhnen Streben!
Es sinnt der Geist, wie er die Ewge fasse;
Jn todter Bildung sieht er Taͤuschung schwanken,
Das innre Wesen blitzt im freyen Leben.
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