Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Da that die Thür sich auf -- ich sah hinein -- Ich sah -- o Gott! Melvil. Was saht ihr? Faßet euch! Kurl. Schwarz überzogen waren alle Wände, Ein groß Gerüst, mit schwarzem Tuch beschlagen, Erhob sich von dem Boden, mitten drauf Ein schwarzer Block, ein Kissen, und daneben Ein blankgeschliffnes Beil -- Voll Menschen war Der Saal, die um das Mordgerüst sich drängten, Und heiße Blutgier in dem Blick, das Opfer Erwarteten. Die Kammerfrauen. O Gott sey unsrer Lady gnädig! Melvil. Faßt euch! Sie kommt! Sechster Auftritt. Die Vorigen. Maria. Sie ist weiß und festlich gekleidet, am Halse trägt sie an einer Kette von kleinen Kugeln ein Agnus Dei, ein Rosenkranz hängt am Gürtel herab, sie hat ein Crucifix in der Hand, und ein Diadem in den Haaren, ihr großer schwarzer Schleier ist zurück geschlagen. Bei ihrem Ein- tritt weichen die Anwesenden zu beiden Seiten zurück, und drücken den heftigsten Schmerz aus. Melvil ist mit einer unwill- kührlichen Bewegung auf die Knie gesunken.
Da that die Thuͤr ſich auf — ich ſah hinein — Ich ſah — o Gott! Melvil. Was ſaht ihr? Faßet euch! Kurl. Schwarz uͤberzogen waren alle Waͤnde, Ein groß Geruͤſt, mit ſchwarzem Tuch beſchlagen, Erhob ſich von dem Boden, mitten drauf Ein ſchwarzer Block, ein Kiſſen, und daneben Ein blankgeſchliffnes Beil — Voll Menſchen war Der Saal, die um das Mordgeruͤſt ſich draͤngten, Und heiße Blutgier in dem Blick, das Opfer Erwarteten. Die Kammerfrauen. O Gott ſey unſrer Lady gnaͤdig! Melvil. Faßt euch! Sie kommt! Sechster Auftritt. Die Vorigen. Maria. Sie iſt weiß und feſtlich gekleidet, am Halſe traͤgt ſie an einer Kette von kleinen Kugeln ein Agnus Dei, ein Roſenkranz haͤngt am Guͤrtel herab, ſie hat ein Crucifix in der Hand, und ein Diadem in den Haaren, ihr großer ſchwarzer Schleier iſt zuruͤck geſchlagen. Bei ihrem Ein- tritt weichen die Anweſenden zu beiden Seiten zuruͤck, und druͤcken den heftigſten Schmerz aus. Melvil iſt mit einer unwill- kuͤhrlichen Bewegung auf die Knie geſunken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KURL"> <p><pb facs="#f0211" n="205"/> Da that die Thuͤr ſich auf — ich ſah hinein —<lb/> Ich ſah — o Gott!</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melvil</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ſaht ihr? Faßet euch!</p><lb/> </sp> <sp who="#KURL"> <speaker><hi rendition="#g">Kurl</hi>.</speaker><lb/> <p>Schwarz uͤberzogen waren alle Waͤnde,<lb/> Ein groß Geruͤſt, mit ſchwarzem Tuch beſchlagen,<lb/> Erhob ſich von dem Boden, mitten drauf<lb/> Ein ſchwarzer Block, ein Kiſſen, und daneben<lb/> Ein blankgeſchliffnes Beil — Voll Menſchen war<lb/> Der Saal, die um das Mordgeruͤſt ſich draͤngten,<lb/> Und heiße Blutgier in dem Blick, das Opfer<lb/> Erwarteten.</p><lb/> </sp> <sp who="#KAMM"> <speaker><hi rendition="#g">Die Kammerfrauen</hi>.</speaker><lb/> <p>O Gott ſey unſrer Lady gnaͤdig!</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melvil</hi>.</speaker><lb/> <p>Faßt euch! Sie kommt!</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Sechster Auftritt</hi>.</head><lb/> <stage>Die Vorigen. Maria. Sie iſt weiß und feſtlich gekleidet,<lb/> am Halſe traͤgt ſie an einer Kette von kleinen Kugeln ein<lb/> Agnus Dei, ein Roſenkranz haͤngt am Guͤrtel herab, ſie hat<lb/> ein Crucifix in der Hand, und ein Diadem in den Haaren, ihr<lb/> großer ſchwarzer Schleier iſt zuruͤck geſchlagen. Bei ihrem Ein-<lb/> tritt weichen die Anweſenden zu beiden Seiten zuruͤck, und<lb/> druͤcken den heftigſten Schmerz aus. Melvil iſt mit einer unwill-<lb/> kuͤhrlichen Bewegung auf die Knie geſunken.</stage><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0211]
Da that die Thuͤr ſich auf — ich ſah hinein —
Ich ſah — o Gott!
Melvil.
Was ſaht ihr? Faßet euch!
Kurl.
Schwarz uͤberzogen waren alle Waͤnde,
Ein groß Geruͤſt, mit ſchwarzem Tuch beſchlagen,
Erhob ſich von dem Boden, mitten drauf
Ein ſchwarzer Block, ein Kiſſen, und daneben
Ein blankgeſchliffnes Beil — Voll Menſchen war
Der Saal, die um das Mordgeruͤſt ſich draͤngten,
Und heiße Blutgier in dem Blick, das Opfer
Erwarteten.
Die Kammerfrauen.
O Gott ſey unſrer Lady gnaͤdig!
Melvil.
Faßt euch! Sie kommt!
Sechster Auftritt.
Die Vorigen. Maria. Sie iſt weiß und feſtlich gekleidet,
am Halſe traͤgt ſie an einer Kette von kleinen Kugeln ein
Agnus Dei, ein Roſenkranz haͤngt am Guͤrtel herab, ſie hat
ein Crucifix in der Hand, und ein Diadem in den Haaren, ihr
großer ſchwarzer Schleier iſt zuruͤck geſchlagen. Bei ihrem Ein-
tritt weichen die Anweſenden zu beiden Seiten zuruͤck, und
druͤcken den heftigſten Schmerz aus. Melvil iſt mit einer unwill-
kuͤhrlichen Bewegung auf die Knie geſunken.
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/211>, abgerufen am 22.02.2025. |