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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
wärs, dacht ich, wenn ihr euch hinseztet, und ein
Taschenbuch oder einen Almanach, oder so was
ähnlichs zusamensudeltet, und um den lieben Groschen
recensirtet, wie's wirklich Mode ist?
Schufterle. Zum Henker! ihr rathet nach zu
meinen Projekten. Jch dachte bey mir selbst, wie
wenn du ein Pietist würdest, und wöchentlich dei-
ne Erbauungsstunden hieltest?
Grimm. Getroffen! und wenn das nicht geht,
ein Atheist! Wir könnten die vier Evangelisten aufs
Maul schlagen, liessen unser Buch durch den Schin-
der verbrennen, und so gieng's reissend ab.
Razmann. Oder zögen wir wieder die Fran-
zosen zu Felde -- ich kenne einen Dokter, der sich
ein Haus von purem Queksilber gebauet hat, wie
das Epigramm auf der Hausthüre lautet.
Schweizer. Steht auf und gibt Spiegelberg die Hand.
Moriz, du bist ein grosser Mann! -- oder es hat
ein blindes Schwein eine Eichel gefunden.
Schwarz. Vortreffliche Plane! honete Gewer-
be! Wie doch die grossen Geister sympathisiren! Jzt
fehlte nur noch, daß wir Weiber und Kupplerinnen
würden, oder gar unsere Jungferschafr zu Mark-
te trieben.
Spiegelberg. Possen, Possen! Und was hin-
derts, daß ihr nicht das meiste in einer Person
seyn könnt? Mein Plan wird euch immer am höch-
steu poussiren, und da habt ihr noch Ruhm und
Un-
Die Raͤuber,
waͤrs, dacht ich, wenn ihr euch hinſeztet, und ein
Taſchenbuch oder einen Almanach, oder ſo was
aͤhnlichs zuſamenſudeltet, und um den lieben Groſchen
recenſirtet, wie's wirklich Mode iſt?
Schufterle. Zum Henker! ihr rathet nach zu
meinen Projekten. Jch dachte bey mir ſelbſt, wie
wenn du ein Pietiſt wuͤrdeſt, und woͤchentlich dei-
ne Erbauungsſtunden hielteſt?
Grimm. Getroffen! und wenn das nicht geht,
ein Atheiſt! Wir koͤnnten die vier Evangeliſten aufs
Maul ſchlagen, lieſſen unſer Buch durch den Schin-
der verbrennen, und ſo gieng's reiſſend ab.
Razmann. Oder zoͤgen wir wieder die Fran-
zoſen zu Felde — ich kenne einen Dokter, der ſich
ein Haus von purem Quekſilber gebauet hat, wie
das Epigramm auf der Hausthuͤre lautet.
Schweizer. Steht auf und gibt Spiegelberg die Hand.
Moriz, du biſt ein groſſer Mann! — oder es hat
ein blindes Schwein eine Eichel gefunden.
Schwarz. Vortreffliche Plane! honete Gewer-
be! Wie doch die groſſen Geiſter ſympathiſiren! Jzt
fehlte nur noch, daß wir Weiber und Kupplerinnen
wuͤrden, oder gar unſere Jungferſchafr zu Mark-
te trieben.
Spiegelberg. Poſſen, Poſſen! Und was hin-
derts, daß ihr nicht das meiſte in einer Perſon
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[34/0056] Die Raͤuber, waͤrs, dacht ich, wenn ihr euch hinſeztet, und ein Taſchenbuch oder einen Almanach, oder ſo was aͤhnlichs zuſamenſudeltet, und um den lieben Groſchen recenſirtet, wie's wirklich Mode iſt? Schufterle. Zum Henker! ihr rathet nach zu meinen Projekten. Jch dachte bey mir ſelbſt, wie wenn du ein Pietiſt wuͤrdeſt, und woͤchentlich dei- ne Erbauungsſtunden hielteſt? Grimm. Getroffen! und wenn das nicht geht, ein Atheiſt! Wir koͤnnten die vier Evangeliſten aufs Maul ſchlagen, lieſſen unſer Buch durch den Schin- der verbrennen, und ſo gieng's reiſſend ab. Razmann. Oder zoͤgen wir wieder die Fran- zoſen zu Felde — ich kenne einen Dokter, der ſich ein Haus von purem Quekſilber gebauet hat, wie das Epigramm auf der Hausthuͤre lautet. Schweizer. Steht auf und gibt Spiegelberg die Hand. Moriz, du biſt ein groſſer Mann! — oder es hat ein blindes Schwein eine Eichel gefunden. Schwarz. Vortreffliche Plane! honete Gewer- be! Wie doch die groſſen Geiſter ſympathiſiren! Jzt fehlte nur noch, daß wir Weiber und Kupplerinnen wuͤrden, oder gar unſere Jungferſchafr zu Mark- te trieben. Spiegelberg. Poſſen, Poſſen! Und was hin- derts, daß ihr nicht das meiſte in einer Perſon ſeyn koͤnnt? Mein Plan wird euch immer am hoͤch- ſteu pouſſiren, und da habt ihr noch Ruhm und Un-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/56>, abgerufen am 26.04.2024.